Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
Vom Netzwerk:
Möglichkeit, mit ihr zu reden.«
    »Kennst du einen Gideon?«
    Sie wandte sich um. »Wahrscheinlich ein Freund. Ich weiß, daß sie jemanden namens Gideon traf. Allerdings habe ich ihn nie kennengelernt. Sie wollte nicht über ihn reden.«
    »Du hast sie mit ihm ausgehen lassen, ohne irgend etwas über ihn zu wissen?«
    »Lew‚ Rachel ist für ihre fünfzehn Jahre schon recht erwachsen. Was hätte ich deiner Ansicht nach tun sollen?« sagte Matty, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Sie an die Leine legen? Ich kann sie nicht jede Nacht des Jahres überwachen. So, wie die Dinge liegen, scheint sie mich schon genug zu hassen. In letzter Zeit sagte sie das oft genug.«
    »Was war mit ihrem Vater? Wie waren ihre Gefühle ihm gegenüber?«
    »Das ist für mich das größte Mysterium. Ich habe dir ja erzählt, daß Donald sich nicht viel aus ihr zu machen schien. Rachel war sich dessen natürlich bewußt, aber es schien sie nicht zu beeindrucken. Wenn er auf Reisen war, wartete sie ständig auf seinen Anruf, um mit ihm sprechen zu können. Und obwohl er sie jedesmal enttäuscht hat, schienen ihre Hoffnungen nicht nur unvermindert, sondern sogar gewachsen zu sein. Das hat mich rasend gemacht.« Ihre Stimme wurde heiser, während sie damit fortfuhr, saubere Töpfe und Teller aufeinander zu stapeln.
    Croaker hatte sich inzwischen auf ihre Stimmlage eingestellt, und die verschiedenartigen Tonlagen irritierten ihn. »Was ist los, Matty?«
    »Nichts.«
    »Du hast es bis hierher geschafft«, sagte er sanft. »Mach den nächsten Schritt.« Sie schüttelte den Kopf. »Du solltest da nichts hineinlesen.« Sie zuckte die Achseln. »Es ist nur ….« Sie atmete tief durch. »Nun, manchmal hatte ich den Eindruck, daß die Beziehung zwischen Rachel und Donald irgendwie krankhaft war.« Ihr verlegenes Lachen glich fast einem Schluchzen. »War wohl dumm von mir.«
    »Nein, überhaupt nicht«‚ sagte Croaker. »Erzähl mir, was du dachtest.«
    Matty erledigte den Abwasch wie alles andere mit äußerster Gewissenhaftigkeit. Kein Wunder, daß Donalds Henry-Higgins-Routine bei ihr so gut angekommen war. Sie hatte ja bereits in der Schule und später in der Anzeigenagentur bewiesen, daß ihre Fähigkeiten unbegrenzt waren. »Es ist nur diese Geschichte, daß sie jede Nähe vermieden haben, während Rachel älter wurde ….«
    »Vor der Scheidung?«
    Matty nickte. »Ja. Irgend etwas war da, ein Abgrund. Manchmal glaubte ich, daß sie sich daran weideten und daß es einfach ihre Art war, miteinander umzugehen. Rachel schien zu versuchen, sich ihm zu nähern, und er ließ sie abblitzen, bis das Ganze zu einer Art Fieberwahn eskalierte.«
    »Und was passierte dann gewöhnlich?«
    »Ich weiß es nicht.« Mattys Blick wurde freudlos, während die Erinnerungen zurückkamen. »Es war wie eine Seifenblase‚ die plötzlich platzte. Im ersten Augenblick war sie da, und im nächsten Moment waren ihre Gefühle wieder normal.«
    »Hat er letztendlich zugestimmt, sie zu sehen? Hat sich die Spannung auf diese Art gelöst?«
    »Manchmal ja, bei anderen Gelegenheiten nicht. Zumindest war ich mir der Tatsache nicht bewußt, daß sie zusammen waren.« Es war offensichtlich, daß Matty mit diesem Rätsel kämpfte. »Auf jeden Fall kehrte Donald danach zu seinen Gewohnheiten zurück, und Rachel war gewöhnlich gutgelaunt und irgendwie ruhig. Bis das Ganze dann wieder von vorne begann.«
    »Ich muß dir diese Frage stellen, Matty«‚ sagte Croaker sanft. »Hat Donald sie in irgendeiner Form mißbraucht?«
    »Mit Sicherheit nicht.« Ihr Gesichtsausdruck verriet Gewißheit, und Croaker sah keinen Grund, ihre Worte zu bezweifeln. »Du kennst mich gut genug, Lew. Ich hätte das nicht zugelassen. Aber das Thema stand nie zur Debatte; Donald gehörte nicht zu dieser Sorte von Männern. Er hatte viel zuviel Vertrauen in sich selbst und in alles, was er tat. Er kannte so viele subtile Methoden, seine Macht auszuüben, daß er physische Gewalt nie auch nur in Betracht gezogen hätte.«
    Sie schien sich eine Zeitlang in ihren Gedanken zu verlieren. Dann war der Abwasch erledigt, und sie streifte die Gummihandschuhe ab und legte eine Hand zärtlich auf seinen Arm. In ihren Augen glitzerten Tränen. »Sieh dir ihre verruchte Höhle an.«
    Als er den Korridor hinabging, wurde das Geräusch seiner Schritte von dem dicken Teppich gedämpft. Er betrat Rachels Zimmer, das am Ende des Flures lag und wie das Zimmer eines ganz normalen Teenagers aussah. Der Raum war in hellem

Weitere Kostenlose Bücher