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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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langweilig wird, surfe ich ganz gern im Net.« Leyes setzte das Tablett auf dem Tisch ab und stellte mit der Fernbedienung den Ton des Fernsehers ab. »Da kann man jede Menge faszinierender Dinge lernen.« Es war offensichtlich, daß er keine Minute von dem verpassen wollte, was nach dem Unfall geschah. »Aber ich kann nicht raus, um was damit anzufangen. Ich war immer ein Mann der Tat.«
    Er schenkte ihnen etwas von dem eiskalten Getränk ein und reichte Croaker ein Glas. »Das Zeug sieht wie Limonensaft aus und schmeckt auch so.« Er zwinkerte Croaker zu. »Aber ich muß Ihnen sagen, daß ein ordentlicher Schuß drin ist.«
    Der durstige Croaker nahm einen tiefen Schluck und sank dann auf eines der Sofas, als hätte ihn der hochprozentige Drink, der ihm das Wasser in die Augen trieb, umgeworfen. Er dachte daran, daß er sich das Rezept für Bennie geben lassen sollte.
    »Hausgemachter Rum, mein Sohn. Eins zu zehn. Das einzig Wahre.« Leyes lachte, während er sich auf den Arm klopfte. »Ob sie es glauben oder nicht, meine Estrella braut ihn.« Er gestikulierte mit einer Hand. »Nun, meine Frau hat außergewöhnliche Fähigkeiten. Wenn irgendwas an Leib oder Seele nicht stimmt, muß man sich an Estrella wenden. Sie hat einen ziemlich guten Ruf, und das ist auch verdammt gerechtfertigt.«
    Leyes kippte seinen Drink hinunter, griff nach dem Krug, schenkte Croaker nach und füllte sein eigenes Glas ebenfalls wieder. Er beugte sich in seinem Rollstuhl vor und zeigte auf Croakers Hand. »Stimmt es, was man sagt?«
    Croaker wußte, was er meinte. »Manchmal fühle ich meine richtigen Finger immer noch, und wenn ich träume, ist meine Hand unversehrt und wunderschön wie eine geöffnete Rose.«
    Leyes nickte. »Ich war Telegrafenarbeiter bei Southern Bell und bin von einem verdammten Mast gefallen. Ein dummer, schmutziger Unfall.« Er stemmte seine fleischigen Fäuste auf die Oberschenkel. »Danach war ich eine Zeitlang Supervisor, aber es war nicht mehr dasselbe. Sie wissen schon, was ich damit sagen will. Ich glaube, daß sie es gut gemeint haben, aber es war trotzdem ein Scheißjob. Papierkram und auf Computermonitore glotzen. Jesus, es ist, als ob einem das Gehirn aus dem Kopf geblasen wird, wenn man dabeibleibt, bis man in Rente geht.« Er strich über seinen Arm. Offenbar, dachte Croaker, fand er das angenehm. »Ich frage Estrella immer, ob es ihr gefallen würde, nach Paraguay zurückzukehren, aber sie hat keine Lust. Ich würde es tun. Ich bin nie dort unten gewesen, habe aber so viele ihrer Geschichten gehört, daß es mir vorkommt, als würde ich es kennen.« Sein Gesichtsausdruck wurde versonnen. »In Asunción ist es viel weniger gefährlich als hier in der Gegend.« Er schüttelte den Kopf und schlürfte seinen Drink. »Finden sie nicht, daß das eine Plage ist? Da unten am Biscayne Boulevard ist es ganz schön gefährlich. Ich würde Estrella da nach Einbruch der Dunkelheit nicht auf die Straße lassen, das können sie mir glauben. Man sagt, daß man in den fünfziger und sechziger Jahren die ganze Nacht an der Sechsundachtzigsten Straße und am Biscayne Boulevard herumhängen konnte.
    Im Club 8600.« Er blickte Croaker mit trüben Augen an. »Der Club hatte was. Er war verdammt berühmt und hatte die ganze Nacht geöffnet. Aber um sieben Uhr morgens haben sie alle für eine halbe Stunde auf den Parkplatz hinausgeworfen, damit sie den Dreck aus der Spelunke fegen konnten.« Er lachte.
    »Mr. Leyes, ich würde sie gern was fragen. Es geht um gestern. Waren sie den ganzen Nachmittag über hier?«
    »Klar. Ich war zu Hause und habe ESPN geguckt.« Leyes lächelte. »Meine Tage sehen immer gleich aus, aber das ist schon in Ordnung. So weiß ich wenigstens, was ich zu erwarten habe.«
    »Waren sie allein?«
    »Ja. Estrella arbeitet von neun bis fünf.«
    Croaker beugte sich vor. »Haben sie irgend etwas gesehen oder gehört?«
    »Nun, ich habe gedacht, daß ich etwas gehört hätte.«
    Leyes Mondgesicht verzerrte sich vor lauter Konzentration so, daß Croaker den Eindruck hatte, er wollte seine Nase verschlingen. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich dachte, es ist vielleicht ein Motor gewesen, aber dann habe ich geglaubt, daß das Geräusch aus dem Fernseher gekommen ist. Sie wissen ja, die Autorennen.« Er biß sich auf der Unterlippe herum. »Später, nachts, hatte ich dann den Eindruck, daß sich das Geräusch vielleicht eher wie ein Generator angehört hat.«
    »Ein Generator? Können sie mir sagen, woher das

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