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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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und schrecklicher Tod.«
    »Woher wissen sie das?«
    Sie hob ihre Hände, die durch die Kräuter und die Medizin dunkel verfärbt waren, und bewegte sie, als wollte sie einen Umriß beschreiben. »Eine Störung hier und hier. Die Erinnerung steht Ihnen auf der Stirn geschrieben.«
    Bis er die unnatürliche Wärme an seiner Handfläche fühlte, war er sich nicht einmal bewußt gewesen, daß er den Zauberstein in seine Hosentasche gesteckt hatte. Er zog ihn hervor und zeigte ihn Estrella Leyes.
    »Ich würde dies gern bei Nestor versuchen«, sagte er sanft. »Vielleicht hilft es.«
    »
Dios.
« Sie riß die Augen auf, griff hastig nach dem Stein und umklammerte ihn mit einer fest zugedrückten Hand. »Wissen Sie, was das ist?« flüsterte sie. Sie blickte ihn prüfend an.
    »Ich habe diesen Stein auf die Brust meiner Nichte gelegt, und obwohl die Ärzte geschworen haben, daß es medizinisch unmöglich sei, ist sie für einen Moment aus dem Koma erwacht.«
    Estrella blickte ängstlich auf den dunkelgrünen Stein. »Es ist nicht klug, Seňor , so etwas mit sich herumzutragen.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Wissen Sie, was ich in Sonias Haus gesehen habe?« Er tauchte seinen Zeigefinger in den dunklen Puder und zeichnete auf der Tischplatte ein Dreieck innerhalb eines Kreises, dann einen Punkt in einem Rechteck.
    Estrella Leyes atmete scharf ein und wischte die Symbole wieder weg. Dann zeichnete sie den Umriß eines menschlichen Auges, in dem man zwei Pupillen sah. Als sie ihn anblickte, glichen ihre Augen zwei Schlitzen. »Sie kennen Dinge, die sie nicht kennen sollten. Sie sind kein Heilkundiger.«
    »Und auch kein Kriminellen«, antwortete Croaker. »Aber die Männer, die diese Symbole benutzt haben, sind kriminell, und ich will sie finden.«
    »Warum?« Obwohl sie sanft sprach, hatte ihr Tonfall doch eine gewisse Schärfe, die ihm deutlich machte, daß seine Antwort wichtig war.
    »Sie haben Sonia umgebracht. Wie sie schon sagten ihr Tod war gewalttätig und schrecklich.« Er atmete tief durch und wußte, daß er im Begriff war, auf unbekannte Gewässer hinauszusegeln. »Ich fühle in ihrem Haus ihren ruhelosen Geist.«
    »Sie glauben, daß sie aus dem Grab nach Rache schreit?«
    Was Verhöre betrifft, ist diese Frau fast besser als ich, dachte Croaker. »Nein. Es war nicht Sonias Art, Rache zu suchen. Sie haßte Gewalt.«
    »
Es verdad.
« Estrella Leyes’ kaffeebraune Augen wirkten unergründlich. Aber irgend etwas in ihrem Gesichtsausdruck schien aufzuweichen wie gefrorener Winterboden beim ersten Frühlingstauwetter. Offenbar hatte Croaker eine Art Prüfung bestanden. »Und was könnte es dann gewesen sein?«
    »Ruhe«‚ sagte Croaker. »Die ewige Ruhe für ihren Geist.«
    Estrella Leyes kam näher auf ihn zu. »Wer hat Ihnen etwas über
Hetá I
erzählt?« fragte sie, heiser flüsternd.
    »Bennie Milagros. Als wir unsere Gesichter mit Ruß beschmiert und Sonia das letzte Geleit gegeben haben. Kennen sie ihn?«
    »Ich kannte
Humaitá Milagros
, seinen Großvater.« Estrella Leyes wandte sich abrupt ab. »Jeder im Umkreis von fünfhundert Kilometern um Asunción herum kannte
Humaitá
. Er war ein großer und von allen verehrter Guarani-Heilkundiger.«
    »Waren sie auf seiner Beerdigung?« fragte Croaker. »Bennie hat mir erzählt, daß es zehn Tage lang geregnet hat. Er war die ganze Zeit über da.«
    »Das stimmt.« Estrella Leyes beschäftigte sich mit ihrem Arzneitrank. »Er und Bennie hatten ein schwieriges Verhältnis zueinander. Aber es gab ein unzerreißbares Band zwischen ihnen. Bennie war der einzige seiner Enkel, mit dem ihn eine solche Beziehung verband.
Humait
á
hatte einen Geheimnamen für Bennie, den er immer benutzte, wenn sie zusammen waren. Er nannte ihn ›Sero‹. Das bedeutet ›Berg‹. So dachte er über ihn. ›Der Berg hält seinen eigenen Rat ab‹, hat er mir eines Tages erzählt. ›Der Berg hat seine eigene Vorstellung von Zeit und Ort.‹ Ich wußte, daß er von Bennie sprach.«
    »Ich habe gehört, daß
Humaitá
im Paraguay River ertrunken ist.«
    Es gab ein gedämpftes Geräusch, als das Gefäß, das Estrella Leyes gehalten hatte, auf die Tischplatte fiel. Croaker fing sie auf, als ihre Knie nachzugeben begannen.
    »Mrs. Leyes ….«
    Sie war so leicht, daß Croaker sich fragte, ob sie hohle Knochen wie ein Vogel hatte. Während er sie hielt, blickte er auf ihr Gesicht hinunter. Er sah fast nur noch das Weiße in ihren Augen, und ihre Lider zuckten, als befände sie sich in der

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