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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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Ärger mit seinen Rechnungen.
Pobrecito.
« Armer Schlucker.
    Aus der Ecke des Zimmers drang ein phlegmatisches Lachen. »Sie will damit sagen, daß ich am Ende bin. Ich habe nicht mal mehr genug Geld, um meine Miete zu bezahlen. Aber das ist schon in Ordnung. Ich habe ja auch nicht mehr lange zu leben.«
    Es war die Stimme eines Mannes, der wie das Haus in einem erbärmlichen Zustand war. An seinem Leiden war wohl nichts mehr zu ändern. Abgemagert und bleich wie ein Leichnam lag er auf einem staubigen Rattansofa, über das schäbige Bettlaken und zerknitterte Baumwolldecken gebreitet waren. Unter seiner hauchdünnen Haut sah man bläuliche Venen pulsieren.
    »Ruhe jetzt«, sagte Estrella Leyes. »Wo soll dieses Gerede hinführen?«
    Nestor drehte den Kopf herum. Sein Hals war so dünn wie ein Grashalm. »Einen Schritt weg von den Gerichtsvollziehern.«
    Er mußte einst, vor nicht langer Zeit, ein außergewöhnlich schöner Mann gewesen sein. Er hatte eine hohe, breite Stirn und Augen wie ein Adler, aber das ständige hohe Fieber hatte seinen weit auseinanderstehenden Augen den Glanz geraubt. Als er noch getanzt hatte, war er mit Sicherheit nicht von dem Ausschlag gequält worden, der jetzt seine Wangen und Lippen bedeckte. Er wirkte so zerstört wie ein Gewohnheitssäufer, der sich nicht mehr gerade den auf den Beinen halten konnte. .
    »Ich glaube, daß sie ins Krankenhaus gehen sollten«, sagte Croaker. »Falls sie keine Krankenversicherung haben, könnte ich mit einigen ….«
    »Oh, man würde mich wahrscheinlich an diese Schläuche anschließem, sagte Nestor. »Und ich scheue diese lebenserhaltenden Maßnahmen wie der Teufel das Weihwasser.« Er lächelte und hob eine geschwächte Hand »Warum sollte ich der blinden Wissenschaft vertrauen, wo ich doch Mrs. Leyes habe, die mich heilen wird.«
    »Ich bestehe darauf, daß sie schweigen.« Estrella Leyes warf einen warnenden Blick über die Schulter auf Croaker, während sie Nestor ermahnte: »Sie müssen mit Ihren Kräften haushalten.«
    »Eine seltsame Redewendung, wenn ich meinen Zustand bedenke, aber ich weiß, was sie damit sagen wollten.« Nestors Kopf sank auf das gestreifte, schweißnasse Kopfkissen zurück. »Mrs. Leyes will sagen, Mr. Croaker, daß sie Ihnen nicht genug traut, um Ihnen zu gestatten, die Geheimnisse Ihrer Heilkünste zu beobachten.« Weil seine Krankheit schon so weit fortgeschritten war, hatte Nestor die irritierende Angewohnheit, mit geschlossenen Augen zu sprechen. So wirkte er nur noch wie eine bizarre Marionette, die von einer unsichtbaren Macht dirigiert wurde.
    »Unsinn!« ereiferte sich Estrella Leyes, obwohl sie vorsichtshalber einen Schritt auf ihren großen Schilfrohrkorb zutat, der auf einem runden Tisch stand.
    »Mrs. Leyes«, sagte Croaker sanft, »ich habe gerade mit Ihrem Mann gesprochen, wenn sie das beruhigen sollte. Er hat mir stolz von Ihrem Ruf als Heilkundige erzählt.«
    Estrella Leyes lächelte schüchtern. »Si. Typisch Pablo.«
    »Sonia war heute nicht hier«, sagte Nestor, während Mrs. Leyes den Inhalt ihres Schilfrohrkorbes auszupacken begann. »Wie geht es ihr?«
    »Gut«‚ sagte Croaker. »Sie mußte aus geschäftlichen Gründen verreisen und hat mich gebeten, bei Ihnen vorbeizuschauen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Nestor.
    Aus den Augenwinkeln sah Croaker, daß sich Estrella Leyes umgewandt hatte, um ihm einen finsteren und durchdringenden Blick zuzuwerfen. Er wollte lächeln, um sie zu beruhigen, war aber konsterniert, weil er es nicht fertigbrachte. Ihr magnetisierender Blick schien ihn anzuziehen. Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen, und sie gab ein ersticktes Schluchzen von sich.
    Nestor wandte den Kopf und öffnete seine bleichen Augen. »Mrs. Leyes?«
    »Es ist nichts,
pobre
. »Sie schüttelte den Kopf und wagte es nicht, ihn anzublicken. »Ich habe nur meinen Puder verschüttet, das ist alles.«
    Nestor seufzte, und seine Augen schlossen sich wieder, als hätte er nicht mehr die Kraft, seine Lider zu kontrollieren. Er fiel in einen tiefen Schlaf, während Mrs. Leyes ihre Kräuter und Pudersorten vorbereitete.
    »Die Krankheiten haben ihn völlig ausgezehrt«, sagte sie mitleidig.
    Croaker ging zum Tisch hinüber, um ihr zuzusehen.
    »Sie ist tot, oder?« fragte sie leise, ohne sich umzudrehen. »Meine kleine Sonia?«
    Croaker nickte wortlos, und Estrella Leyes senkte den Kopf. »Ich konnte es Ihrem Tonfall entnehmen, daß sie gestorben ist. Es war ein gewalttätiger

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