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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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im Inneren des Hauses wahrnehmen, der aber jetzt stärker war, als wäre der Wunschtraum real und keine romantische Erfindung seiner Fantasie. »Sonia?«
    Er sagte es sanft und zärtlich. Sie würde nicht antworten, aber er mußte ihren Namen einfach aussprechen.
    »Ich bin hier«, sagte er, ohne sich töricht zu fühlen. »Ich bin zurückgekommen.«
    Die eingepferchte Luft schien dick und stickig zu sein, als hätte Sonia während ihres gewalttätigen Todes den letzten Rest Sauerstoff verbraucht. Croaker schritt an den Möbeln mit den lebhaften Farben vorbei und riß alle Fenster auf.
    In Sonias Schlafzimmer streifte er die Schuhe ab und warf sich aufs Bett. Durch die geöffneten Fenster strömte die sanfte Brise herein, und die Markise hielt genug von der Hitze des frühen Nachmittages ab, so daß der Raum weiterhin angenehm kühl blieb.
    Der Anblick der hellen karibischen Farben in Sonias Schlafzimmer weckte einen plötzlichen Schmerz der Trauer und des Verlustes in ihm. Er drehte sich um. Durch das offene Seitenfenster hörte er die Stimme eines Fernsehreporters, der eifrig und detailliert die Wiederholung einer Unfallszene bei einem NASCAR-Autorennen beschrieb.
    Neugierig erhob er sich vom Bett und preßte seine Nase gegen das Fliegengitter. Er konnte durch das dichte Laub des Pampelmusenbaumes in ein Seitenfenster des Nachbarhauses aus rosafarbenem Stuck und Backsteinen sehen. Irgend jemand hatte ESPN eingeschaltet. Croaker blickte auf die Uhr. In seinem Kopf machte es klick.
    Er umrundete das Bett und ging nach draußen. Während er an die Eingangstür des Nachbarhauses klopfte, spürte er, daß sich sein Puls beschleunigte. Etwa zu derselben Zeit war Sonia umgebracht worden. Wenn heute jemand hier war und fernsah, dann bestand die Möglichkeit, daß er gestern, am Tag des Mordes, dasselbe getan hatte. Er schüttelte den Kopf, während er erneut klopfte.
    Endlich wurde die Tür geöffnet. Croaker sah auf einen mondgesichtigen Mann im Rollstuhl. Er war etwa Mitte Fünfzig, dunkelhäutig und fast glatzköpfig. Nur an den Schläfen und am Hinterkopf sah man noch graue Haarbüschel. Seine Augen tränten, wahrscheinlich, weil er den ganzen Tag auf den Fernseher starrte. Er hatte breite Schultern, und die Hände in seinem Schoß waren groß und hatten starke Finger.
    Er blickte erwartungsvoll zu Croaker hoch. »Was kann ich für sie tun?« Im Hintergrund hörte man die Stimme des ESPN-Reporters, der aufgeregt über Notarztwagen, gelbe Warnflaggen und die Gesamtzahl der verunglückten Autos sprach.
    »Tut mir leid, daß ich sie beim Fernsehen gestört habe.« Croaker streckte die rechte Hand aus. »Ich heiße Lew Croaker und bin ein Freund von Sonia Villalobos, Ihrer Nachbarin.«
    »Ja‚ natürlich. Meine Frau kennt sie ganz gut.« Der Mann im Rollstuhl gab ihm die Hand. »Mein Name ist Leyes. Pablo Leyes. Kommen sie rein, wenn sie möchten. Ich kann Gesellschaft gebrauchen.« Sein Blick streifte Croakers künstliche Hand, und er nickte erneut. »Ich habe da einen kleinen kühlen Tropfen.«
    Während Sonias Haus hell und sonnig war, dominierte hier dämmriger Schatten. Vor den Fenstern hingen schwere braunweiße Batikvorhänge und zusätzlich Jalousien aus Aluminium. Man sah ausschließlich Brauntöne. Die Zimmer waren ordentlich und sauber, und alles stand am rechten Platz, aber die Möbel stammten aus den späten fünfziger oder frühen sechziger Jahren und wirkten fast so vernachlässigt wie der Pampelmusenbaum draußen vor der Tür. Ohne Renovierung und professionelle Reparaturen hätte der größte Teil des Mobiliars schon vor einem Jahrzehnt sein Alter offenbart. Doch jetzt waren die braunen Tweedsofas endgültig zerschlissen und die Sitzpolster und Armlehnen abgewetzt. Ein paar Stühle hatten schlecht ausgebesserte Armlehnen, und die Beine des Eßzimmertisches waren so zerkratzt, daß das helle Holz wie Knochen zum Vorschein kam.
    Leyes manövrierte mit seinem Rollstuhl geschickt übe die Fußböden, auf denen keine Teppiche lagen. Teppiche und Vorleger hätten seine Geschwindigkeit beeinträchtigt. Er kam mit einem Tablett auf dem Schoß aus der Küche. Darauf standen ein großer Plastikkrug mit Limonade und zwei billige Gläser, die mit kleinen pastellfarbenen Blümchen verziert waren. Er wies mit dem Kopf auf den vernarbten, hölzernen Kaffeetisch. »Würden sie bitte ….?«
    Croaker nahm den Laptop vom Tisch. Er war eingeschaltet, und auf dem Monitor sah man eine Internet-Maske.
    »Wem mir ESPN

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