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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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stand angespannt in der Nähe des Hecks. Er war ein großer Mann von dreißig Jahren und so schlank wie ein Flamencotänzer. Er hatte eine hohe, gewölbte Stirn und schulterlanges Haar und trug ein weißes kurzärmliges Leinenhemd, rotschwarze Shorts, die fast bis zu seinen stark behaarten Knien reichten, und mexikanische Sandalen aus Schilfrohr. Auf den Knöcheln seiner Zehen sah man kräftige schwarze Haarbüschel. Die Shorts wurden über seinen knochigen Hüften von einem Gürtel mit einer riesigen ovalen Silberschnalle gehalten, in die zwei protzige goldene Stierhörner eingraviert waren. Im Hosenbund steckte eine 38er Smith & Wesson. Bennie war einer jener reichen Paraguayaner, die nach Florida kamen, um ihr Geld auszugeben und gesehen zu werden. Wenn er hier und da auch das eine oder andere Geschäft erledigen konnte, um so besser.
    »Ein solcher Kampf mit einem Fisch erinnert mich an etwas. Es gab da diese Frau, und sie war etwas Besonderes. Mein Wort in Gottes Ohr, ich hätte sie geheiratet, wenn ich gekonnt hätte, aber das hätte sie nur verdorben.«
    »Du meinst, es hätte dich verdorben.«
    »Du bist ein sehr hartherziger Mann, Lewis.« Bennie grinste. »Aber hör mir gut zu. Diese Frau war wie eine wundervolle Wildkatze, und es wäre eine Sünde gewesen, ihren Willen zu brechen, verstehst du? Man muß Frauen mit Respekt behandeln. Ich bin nicht gut auf Typen zu sprechen, die Frauen nicht respektieren.«
    Keine Behörde der Vereinigten Staaten wußte, worin Bennie Milagros' Geschäfte genau bestanden. Aber Croaker fand das ganz in Ordnung.
    »Also, was diese Frau betrifft - was hätte ich tun können? Ich habe sie respektiert und die Erinnerung an sie hier lebendig gehalten.« Er schlug sich mit der freien Hand auf seine Brust. »Aber, mein Wort in Gottes Ohr, ohne sie fehlt mir was.« Bennie bewegte die Angelrute. »Ich bin ein großmütiger Mann und werde dich an meiner Privatphilosophie teilhaben lassen. Ich schwöre bei der Seele meiner toten Mutter, daß dein Schwanz nicht mehr zur Ruhe kommt, wenn du eine Braut wie diese triffst. Glaub mir, sie ist wie eine verdammte Perle in einer Auster.« Bennie grunzte, als der Wahoo zu flüchten begann und die Kurbel sich wie verrückt drehte. Die zweieinhalb Meter lange Angelrute bog sich bedenklich, während der Fisch davonschwamm, und Croaker warf das Steuer hart herum, um die Captain Sumo vom Alligator-Riff wegzusteuern. Das Riff verschwand schnell, und sie befanden sich bald wieder in tiefen Gewässern, drei Meilen von Islamorada entfernt, einer der mittleren Inseln der Florida Keys.
    Vor ihnen erstreckte sich das blaugrüne Meer, und das hellgoldene Funkeln der Sonne färbte die gekräuselten Wellen. Hier draußen war alles kühl und sauber. Croaker liebte dieses Gefühl; die salzige Feuchtigkeit des Windes und der Gischt benetzte die menschliche Haut ebenso wie den Lack des Bootes.
    Bennie hantierte mit der Angelrute aus Fiberglas, das man im Jargon der Fischer kurz ›Glas‹ nannte. »Mist, ich wollte einen verdammten Schwertfisch fangen.«
    »Du hast heute doch schon einen an Land gezogen«, sagte Croaker. »Bleib ganz ruhig. Mehr als einer pro Tag steht dir nicht zu.«
    »Ich verspüre einfach ein seelisches Bedürfnis danach, verstehst du? Na, vielleicht verstehst du's auch nicht.« Bennie riskierte einen Blick auf Croakers Gesicht. „Ihr weißen Amerikaner habt verdammt komische Ideen, wenn es um Spiritualität geht. Für euch beschränkt sie sich auf Fernsehprediger, die mit heruntergelassenen Hosen erwischt werden, Erlebnisse nach dem Tode und Entführungen durch Außerirdische. Ihr Typen habt einfach keine Ahnung, und deshalb rennt ihr euch gegenseitig über den Haufen, um die Spiritualität zu finden.« Er gab noch etwas Leine, und seine kaffeebraunen Augen blitzten vor gutgelauntem Humor. Bennie war ein ansehnlicher Mann, und seine pockennarbigen Wangen ließen ihn noch eindrucksvoller erscheinen.
    Croaker drosselte den Motor etwas und manövrierte nach Steuerbord. Obwohl sie beide sehr vorsichtig agierten, war der Fisch im Begriff, die Flucht zu ergreifen. »Du solltest mich nicht mit den anderen weißen Amerikanern in einen Topf werfen.«
    »Ja, natürlich.« Bennie begann, die Angelschnur einzuholen. »Ich habe mich eine Minute lang vergessen. Du bist schließlich ein Ex-Cop. Ein Detective Lieutenant vom New Yorker Police Department.« Er schüttelte den Kopf. »Ein dreckiges Geschäft.«
    »Dreckiger, als du es dir vorstellen kannst«‚

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