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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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konnte.
    Croaker fühlte sich, als hätte ihm jemand in den Magen getreten. Er setzte sich auf die Fersen und versuchte tief durchzuatmen. Er mußte unbedingt seine Ausgeglichenheit wiedergewinnen und schloß für einen Augenblick die Augen. In der Dunkelheit, in die er eintauchte‚ hörte er die leisen Geräusche der Autos, die draußen vorbeifuhren. Keine Stimme und kein Hundegebell störte die fast vollkommene Stille.
    Croaker starrte wieder auf Vondas Kopf. Plötzlich verschlug es ihm den Atem. Er mußte blinzeln, um ganz sicher zu sein, daß die Schatten ihm keinen Streich spielten und daß er keine Halluzinationen hatte, aber es war noch immer da. Zwischen ihren zusammengepreßten Kiefern klemmte eine schwarze 3,5-Zoll-Diskette. Als Croaker sich näherte, sah er, daß auf die Diskette ein beschriftetes Etikett geklebt worden war. Er bewegte sich etwas, um die Aufschrift lesen zu können:
    SUCHST DU DAS, COP?
    Croaker hob die Hand, um die Diskette aus Vondas Mund herauszunehmen. Als er stärker daran zog, fiel ihm der Kopf in den Schoß. Fast hätte er über die Absurdität der Situation gelacht, aber das Ganze war zu traurig.
    Ein fast surrealer Augenblick. Vondas Kopf lag in seinem Schoß, und ihre leeren, um Hilfe bittenden Augen starrten ihn an. Darüber, in der Mitte ihrer Stirn, sah er das blutige Symbol: einen Punkt innerhalb eines Kreises. Die Bonitas.
    Es kostete ihn einige Anstrengung, sich wieder der Realität zu widmen. Er blickte auf ihren Mund. Die Diskette war an ihren Zähnen festgeleimt. Die Situation wurde immer grotesker. Das darf nicht wahr sein, dachte er. Gleich sehe ich das Weiße Kaninchen, das hinter mir herrennt und murmelt: ›Ich komme zu spät, zu spät zu einer sehr wichtigen Verabredung. Ich habe keine Zeit, hallo zu sagen, also tschüs! Ich bin zu spät dran, zu spät, zu spät!
    Er fuhr seine stählernen Fingernägel aus, löste die angeleimte Diskette vorsichtig und steckte sie ein. Er packte Vondas Kopf an den Locken, die wegen des Haarfestigers stahlartigen Ranken glichen, und stellte ihn wieder auf das Regal. Dann erstarrte er. Er hatte etwas gehört - vielleicht einen leisen Schritt oder eine verstohlene Bewegung. Es war jemand im Raum! Aber keine Kreatur mit pelzigen weißen Beinen und Taschenuhr, sondern jemand mit einer abartigen und gefährlichen Psyche. Antonio oder Heitor?
    Er lauschte, während er das Blut in seinen Adern pochen hörte. Nichts. Warte, beruhigte er sich. Warte ab und lausche.
    Im Licht der Scheinwerfer der draußen vorbeifahrenden Autos leuchteten die geisterhaften Bilder der exklusiven Automobile an den schäbigen Wänden auf, bevor sie wieder im Dunkel verschwanden. Staubpartikel tanzten durch die Luft, als würden sie von ruhelosen Geistern umgetrieben. Von draußen drangen Stimmen herein. Eine Autotür schlug zu, dann wurde ein stottemder Motor angelassen. Das Scheinwerferlicht kreuzte sein Blickfeld.
    Genau in diesem Moment hörte er das Geräusch erneut. Er wandte seinen Blick von den Scheinwerfern ab, konnte aber in der tiefen Dunkelheit, in die der Raum einen Augenblick später wieder getaucht war, nichts erkennen. Jetzt hörte er ein gemächliches Tröpfeln - Vondas sickerndes Blut hatte eine Ritze gefunden, um vom Regal zu tröpfeln. Da sah er aus den Augenwinkeln einen Blitz wie von einem metallischen Gegenstand. Er bewegte sich am anderen Ende des Büros von links nach rechts auf den Hinterausgang zu. Es war außer ihm noch jemand im Raum derjenige, der Vonda umgebracht, die Daten auf der Festplatte gelöscht und ihm den höhnischen Satz auf dem Diskettenetikett hinterlassen hatte. Jemand, der ihn kannte und gewußt hatte, daß er hierherkommen würde.
    Wer von beiden? Antonio oder Heitor? Croaker fragte sich, ob das eine Rolle spielte.
    Genau in diesem Augenblick hörte er das scharfe Geräusch zersplitternden Glases und begriff, daß die Zeit knapp wurde. Er riskierte einen Blick über die Theke, sah und hörte aber nichts. Er duckte sich und robbte schnell zum anderen Ende der Theke.
    Dort angekommen, bemerkte er, daß ein Fenster eingeworfen worden war. Er sah nur noch Splitter am inneren Rand des Fensterrahmens. Von draußen hörte er ein Geräusch, das wie ein starker Automotor klang, und zusätzlich ein weiteres, tiefes und pulsierendes Geräusch ein Generator!
    Croaker quetschte sich durch das zersplitterte Fenster und befand sich in einem Bereich der hinteren Seitengasse, der von der Hintertür des Autoverleihs nicht eingesehen

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