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Schwarze Herzen

Schwarze Herzen

Titel: Schwarze Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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erhob sich – wenn sie ein Thema beenden konnte, konnte er das genauso –, „muss ich zu ihr zurück, bevor sie noch mehr Ärger macht.“ Er musste das mit ihr erledigen. Ein für alle Mal.
    Olivia blieb noch lange sitzen, nachdem Lysander gegangen war. War dieser errötende, unsichere, abgelenkte Mann tatsächlich ihr Mentor? Seit Jahrhunderten kannte sie ihn, und immer war er unerschütterlich gewesen. Selbst in der Hitze des Gefechts.
    Die Frau war verantwortlich dafür, da war Olivia sich sicher. Lysander hatte bisher niemanden in seiner Wolke beherbergt. Empfand er für die Frau vielleicht, was Olivia für Aeron empfand?
    Aeron .
    Der bloße Gedanke an seinen Namen sandte ihr einen Schauerüber den Rücken, erfüllte sie mit dem Bedürfnis, ihn zu sehen. Und schon war sie auf den Beinen, die Flügel ausgebreitet.
    „Ich will gehen“, sagte sie und der Fußboden gab langsam nach, verwandelte sich in Nebel. Mit graziös schlagenden Flügeln machte sie sich auf den Weg nach unten. Sorgsam mied sie den Blickkontakt mit den anderen Engeln, die im Himmel unterwegs waren, während sie in Richtung Budapest flog. Sie wussten, wohin sie unterwegs war; sie wussten sogar, was sie dort tat.
    Manche sahen ihr mitleidig hinterher, manche besorgt – genau wie Lysander. Manche warfen ihr Blicke voller Abneigung zu. Indem sie niemandem in die Augen sah, sorgte sie dafür, dass niemand versuchte, sie aufzuhalten und zur Vernunft zu bringen. Sie sorgte dafür, dass sie nicht würde lügen müssen. Etwas, das sie hasste. Lügen schmeckten widerwärtig bitter.
    Vor langer Zeit, noch während ihrer Ausbildung, hatte Lysander ihr befohlen, eine Lüge auszusprechen. Nie würde sie die abartige Flut von beißender Säure vergessen, die ihren Mund erfüllt hatte, sobald sie gehorcht hatte. Nie wieder wollte sie so etwas erleben. Aber um bei Aeron sein zu können … Vielleicht schon.
    Endlich kam seine düstere, bedrohliche Burg in Sicht, hoch auf einem Berg. Ihr Herzschlag beschleunigte sich exponentiell. Weil sie auf einer anderen Ebene der Realität existierte, konnte sie durch die steinernen Mauern gleiten, als wären sie überhaupt nicht da. Schon bald stand sie in Aerons Schlafzimmer.
    Er polierte gerade eine Waffe. Seine kleine dämonische Freundin Legion, die, der er die Flucht aus der Hölle ermöglicht hatte, hüpfte und wand sich um ihn herum, eine pinke Federboa im Schlepptau.
    „Tanzzz mit mir“, bettelte die Kreatur.
    Das sollte Tanzen sein? Menschen zuckten so hin und her, wenn sie im Sterben lagen.
    „Ich kann nicht. Ich muss heute Nacht in der Stadt patrouillieren, Jäger suchen.“
    Jäger, die erklärten Feinde der Herren. Sie wollten die Büchse der Pandora ausfindig machen und die Dämonen aus den unsterblichenKriegern holen, wobei jeder der Männer sterben würde. Die Herren wiederum hofften, die Büchse vor ihnen zu finden und zu vernichten – genau wie sie die Jäger vernichten wollten.
    „Ich hasssse Jäger“, erklärte Legion, „aber brauchen Übung für Zzzweifelchensss Hochzzzeit.“
    „Ich werde auf Sabins Hochzeit nicht tanzen, also ist keine Übung nötig.“
    Legion blieb stehen und runzelte die Stirn. „Aber wir tanzzzen auf Hochzzzeit. Wie Pärchen.“ Ihre dünnen Lippen verzogen sich. Machte sie … einen Schmollmund? „Bitte. Haben immer noch Zzzeit zzzum Üben. Issst noch ssstundenlang hell.“
    „Sobald ich meine Waffen fertig gereinigt habe, muss ich was für Paris erledigen.“ Paris, wusste Olivia, war der Hüter der Promiskuität und musste jeden Tag eine andere Frau ins Bett bekommen, sonst würden seine Kräfte schwinden und er würde sterben. Aber Paris steckte in einer tiefen Depression und sorgte nicht richtig für sich, also beschaffte ihm Aeron, der sich für ihn verantwortlich fühlte, auf eigene Faust Frauen. „Wir tanzen ein anderes Mal, versprochen.“ Aeron blickte nicht auf. „Aber nur hier, allein in meinem Zimmer.“
    Ich will auch mit ihm tanzen, dachte Olivia. Wie fühlte es sich wohl an, den Leib an den eines Mannes zu pressen? Eines Mannes, der stark und heiß und sündhaft schön war?
    „Aber, Aeron …“
    „Es tut mir leid, Süße. Ich tue all diese Dinge, weil sie notwendig sind, damit du in Sicherheit bist.“
    Olivia faltete die Flügel auf den Rücken. Aeron musste sich mal etwas Zeit für sich nehmen. Immer war er auf dem Sprung, bekämpfte die Jäger, reiste auf der Suche nach der Büchse der Pandora um die Welt und half seinen Freunden. So oft,

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