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Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2)

Titel: Schwarze Jagd - Wooding, C: Schwarze Jagd - Black Lung Captain (Book 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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warf ihn dann ihrem Bootsmann zu.
    »Nehmen Sie ihn an sich«, befahl sie ihm, und er ließ ihn in seine Manteltasche gleiten.
    »Ich habe das hier gefunden«, sagte ein anderer ihrer Männer und hielt Crakes Taschenuhr und den Dietrich hoch, mit dem er jede Tür entriegeln konnte. Trinica streckte die Hand aus, nahm auch sie an sich und steckte sie zusammen mit den Ohrclips und der Pfeife ein.

    Dann traten sie zurück, um dem Mann Platz zu machen, der hinter den Kisten hervorgekommen war und nun grinsend auf sie zuging, eine Zigarre zwischen die gelben Zähne geklemmt. Frey sah ihn ruhig an. Harvin Grist, natürlich. Der Mistkerl mochte sie erneut überlistet haben, aber Frey war nicht gewillt, auch nur ein Fünkchen Demut, Verbitterung oder Traurigkeit darüber zu zeigen, wie sich alles entwickelt hatte. Diese Genugtuung würde er ihnen nicht gönnen.
    »Kapitän Frey«, strahlte er und stürzte sich dann in einen heftigen Hustenanfall, an dessen Ende er keuchend und mit rotem Gesicht dastand, was ihm seinen Moment des Triumphs einigermaßen verdarb.
    »Kapitän Grist«, sagte Frey. »Wissen Sie, ich habe einen Arzt hier, falls Sie möchten, dass er sich diesen Husten mal ansieht.«
    »Ich würde Ihnen mit Freuden die Lungen zum Arsch rausziehen«, setzte Malvery hinzu. »Dann wäre Ihr Husten sofort kuriert.«
    Grist erholte sich und tätschelte Malvery den Arm. »Ach, ich glaube, das wird nicht nötig sein, aber trotzdem vielen Dank.« Er richtete sich auf und zog erneut an seiner Zigarre. »Also, wo waren wir gerade?«
    »Sie wollten eben damit loslegen, sich so richtig herzhaft in Ihrer Schadenfreude zu suhlen«, antwortete Frey. »Aber unter den gegebenen Umständen schlage ich vor, Sie überspringen das einfach und erschießen uns gleich, hm?«
    »Oh, das muss vielleicht gar nicht sein«, sagte Grist. »Ich hätte euch von Trinica vom Himmel pusten lassen können, wenn ich euch tot sehen wollte.«
    »Ja«, sagte Frey und ließ seinen Blick langsam zu ihr wandern. »Es wäre ihr bestimmt ein Vergnügen gewesen.«
    »Sei nicht kindisch, Darian«, sagte sie. »Die Sache ist rein geschäftlich. Grist hat mir ein Angebot gemacht. Ich hab’s angenommen.«
    »Habe von Osric Smult erfahren, dass ihr beiden mich gesucht habt«, erklärte Grist durch eine Rauchwolke hindurch. »Kapitänin Dracken konnte ich nicht finden, dafür aber die Delirium Trigger, in Iktak. Ich dachte mir, früher oder später kommt sie zurück, also habe ich einen Mann dort gelassen, um ihr bei ihrer Rückkehr einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    »Was ist aus deiner Rache geworden, Trinica?«, sagte Frey kalt. »Und was ist mit Tausende werden sterben?«
    Trinica legte den Kopf schief. »Nachdem ich sein Angebot gehört hatte, war ich nicht mehr ganz so rachsüchtig. Jeder hat seinen Preis. Meinen hat er bei weitem überboten.« Als Frey sie weiterhin ansah, winkte sie ab. »Tu nicht so, als wärst du verletzt, Darian. Du hättest es doch genauso gemacht. Du weißt so gut wie ich, dass deine Absichten nicht halb so edel waren, wie du vorgegeben hast. Sobald du diese Kugel in die Hände bekommen hättest, hättest du sie dem Höchstbietenden verkauft. Abgewogen gegen ein Vermögen wäre dein Tausende werden sterben nicht mehr ganz so wichtig gewesen.«
    Er lachte bitter. Lachte, weil sie derart falsch lag. Die ganze Zeit über hatte sie ihm kein einziges Wort geglaubt. Sie dachte, er wäre hinter der Kugel her, um einen Reibach zu machen. Doch bei dieser Sache wusste er ausnahmsweise einmal ganz genau, worum es ihm ging. Keine Geldsumme war so wichtig. Das war eine Grenze, die er nicht überschreiten würde. Was immer sie dachte, dazu hatte er genug Ehrgefühl.
    Außerdem hätte er schon zweimal absurd reich werden
können, zuerst mit ihr und dann mit Amalicia. Auf die leichte Tour. Aber beide Male hatte er darauf verzichtet. Was immer das Loch in seinem Leben sein mochte, mit Geld allein ließ es sich nicht füllen.
    »Ich weiß nicht, wie oft ich es dir noch sagen muss, Trinica«, erwiderte er. »Du kennst mich nicht halb so gut, wie du glaubst. Mag sein, dass du einen Preis hast. Ich nicht.«
    Daraufhin sah er das erste Aufflackern von Unsicherheit in ihrem Gesicht. Einen winzigen Sprung in ihrer Gewissheit.
    Gut, dachte er bitter. Ich hoffe, es tut ordentlich weh. Ich hoffe, du nimmst es mit ins Grab, und ich hoffe, dass du sehr bald dort landest. Ich habe dir vertraut. Aber ich glaube, du weißt gar nicht mehr, was Vertrauen ist.
    Grist

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