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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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ich.
    »Geh rein. Der Richter hat nicht den ganzen Tag Zeit …«
    Ich ging also hinein und fand mich vor einer Treppe wieder. Ich drehte mich um und fragte: »Ist er oben?«
    Der erste Fausthieb erwischte mich mitten im Gesicht. Ich sah plötzlich ein flackerndes Licht vor mir, prachtvoll wie der neue Tag. Gleichzeitig knallte ich mit dem Rücken so hart auf die Granitstufen, dass es ein reines Wunder war, dass ich mir nicht das Genick brach.
    Die beiden Typen versetzten mir einige kräftige, präzise Fußtritte. Sie traten nicht gleichzeitig auf mich ein, sondern abwechselnd.
    »Schau genau zu, Pascual«, sagte der eine, »jetzt versohle ich ihm den Hintern.«
    Genau das tat er, er versohlte mir den Hintern und versuchte dabei, mir so laute Schreie wie möglich abzuringen.
    »Wie viel wettest du, dass ich ihm einen Furz entlocke?«, fragte der andere.
    »Fünfzig Pesos.«
    »Die Wette gilt.«
    Schon kam ein Tritt in den Magen.
    »Und der Furz?«
    »Ist nicht gekommen.«
    »Ich bin dran …«
    Das Geräusch einer Tür alarmierte sie. Sie gingen auf den Ausgang zu.
    »Der Richter hat doch gesagt, dass ich auf ihn warten soll!«, beschwerte ich mich.
    Die Typen kamen zurück und fuhren fort, mich zu verprügeln, dieses Mal ohne Sinn und Verstand.
    »Ich bin Kriminalpolizist!«, heulte ich. Aber das machte die Schläge nur härter.
    Als ich sagte, ich hätte verstanden, gingen sie wieder auf die Tür zu.
    Ich fasste mir an die Nase und wischte mir ein wenig heißes Blut ab.
    »Ich arbeite für den Richter!«, heulte ich wieder.
    Die Typen kamen zurück, und ich flehte mit erhobenen Händen um Gnade.
    Sie verließen das Gebäude, und ich verspürte in mir den brennenden Wunsch, diese beiden Arschlöcher tot zu sehen. Aber dieses Wunder würde nicht in hundert Jahren geschehen, vielleicht, weil Gott nicht existiert, vielleicht aber auch, weil sich die Bösen von der Hölle freikaufen, indem sie schon in diesem Leben bezahlen.
    Was mich betraf, würde ich es mit etwas Glück nach Hause schaffen, wo das Morphium auf mich wartete.

 
     
     
     
     
     
    I n der zitternden Hand hielt ich eine Schale mit fettiger Brühe, in der ein Hühnchenflügel schwamm, um den Körper hatte ich eine Decke gewickelt, die mein Vater zurückgelassen hatte und die nach Urin stank. Wie Katzen, die man noch riecht, wenn sie längst fort sind. Darunter trug ich die Kleidung, mit der ich den Richter aufgesucht hatte, sie war voll mit halb getrocknetem Blut. Das Sofa war mein Zufluchtsort, und ich würde ihn mit meinem Leben verteidigen.
    »Du siehst aus wie ein Haufen Scheiße«, bemerkte Wintilo.
    Ich lutschte am Hühnchenflügel.
    »Aber jetzt ist erst mal Bescherung, Kumpel …«
    Das Geräusch, das seine Hände machten, als er in den eindrucksvollen Papiertüten mit dem Logo eines großen Einkaufszentrums herumwühlte, drehte mir den Magen um.
    Wintilo begann, Hemden, Anzüge und sogar Unterhosen hervorzuziehen.
    »Alles für den eleganten Herrn. Damit der Teniente dich endlich mit ein wenig Respekt betrachten kann. Nicht, dass er keinen Respekt vor dir hätte, aber der löst sich sofort in Luft auf, wenn du das intelligente Zeug, das du von dir gibst, in deinen Pennerhosen vorträgst.«
    »Es ist vorbei, ich kündige.«
    Wintilo zog die Augenbrauen hoch und sah mich überrascht an. Und hörte dann gar nicht mehr auf zu lachen. Mein Anblick trieb ihm regelrecht die Tränen in die Augen.
    »Ach Gil, was musstest du auch den Richter belästigen? Ein Beispiel: Du stellst eine Putzfrau ein, damit sie dir das Bad putzt. Was würdest du sagen, wenn sie käme und dir das verschissene Klopapier zeigen würde, das sie dort findet? Hätte dieses impertinente Drecksweib da nicht einen Tritt in den Hintern verdient?«
    Er betrachtete die Kleidungsstücke, als fürchtete er, sie könnten mir zu groß sein. Dann sagte er: »Du solltest dein Glück lieber genießen, Carcaño hat dich schon adoptiert. Hast du Bier da?«
    Ich schloss die Augen und ignorierte ihn. Ich hörte, wie er durch die Wohnung lief. In die Küche ging, den Kühlschrank aufmachte, eine Bierdose öffnete. Als ich die Augen wieder aufmachte, saß er mir gegenüber. In einer Hand hielt er ein Bier, mit der anderen bot er mir sein Handy an.
    »Sag es ihm selbst, sag ihm, dass du aufhörst. Aber beschwer dich nicht bei mir, wenn er dir die Eier rausreißt.«
    Ich nahm das Telefon und hörte Carcaños Stimme am anderen Ende der Leitung. Er war über alles auf dem Laufenden und entschuldigte

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