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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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rot-schwarz karierten Hemd und meiner Wollmütze unangenehm auffiel. Ich sah aus wie ein verdammter Holzfäller aus Montana. Gerade wollte ich mich auf der Treppe niederlassen, als mir ein Polizist mit einem Zeichen bedeutete, den Arsch zu heben.
    Ich gehorchte, ohne zu mucksen.
    Im oberen Teil des Treppenhauses erklangen Stimmen, und die Journalisten machten ihre Kameras und Mikrofone bereit. Mehrere Typen im Anzug kamen die Treppe herunter, und die Journalisten stürzten auf sie zu. Ich suchte mit den Augen nach dem Richter, konnte ihn jedoch nirgendwo entdecken und beschloss, die Treppe gegen den Strom hinaufzugehen. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass der Polizist von vorhin mir misstrauisch nachsah. Aber er hielt mich nicht auf.
    Im zweiten Stock entdeckte ich den Richter, der sich mit einem anderen Mann unterhielt. Ich blieb einige Meter entfernt stehen und wartete darauf, dass sie ihr Gespräch beendeten. Die beiden sahen mich misstrauisch an und senkten die Stimmen, unterhielten sich mithilfe von Handzeichen. Mir war es scheißegal, ob sie einen Raubüberfall oder eine gemeinsame Sauftour planten, ich wollte nur, dass sie ihre Plauderei bald beendeten. Ich machte einen Schritt auf sie zu.
    »Richter Oviedo, darf ich Ihnen ein paar Sekunden Ihrer Zeit stehlen?«
    Ich glaube, das Wort stehlen gefiel ihm nicht besonders, genauso wenig wie meine Holzfällerkleidung und meine Landstreichermütze. Also zog ich mir die Mütze ab, was alles nur noch schlimmer machte, weil ich nun dastand wie ein Bettler, der um Almosen bittet.
    »Es geht um Roberto«, stieß ich hervor.
    Ich hatte es schon wieder ganz falsch angepackt. Der Richter musste ja denken, dass seinen Sohn und mich mehr als nur eine gewöhnliche Freundschaft verband.
    »Wir sehen uns später«, sagte der andere Typ und ging.
    Ich klärte die Sache auf: »Ich arbeite für Teniente Aníbal Carcaño, Abteilung Spezialaufgaben.«
    Sein Gesichtsausdruck entspannte sich nicht.
    »Sie müssen mir so viele Informationen wie möglich geben, damit wir Ihren Sohn finden können.«
    »Gehen Sie runter und warten Sie auf mich. Ich bin gleich bei Ihnen, junger Mann«, sagte er.
    Das Erdgeschoss war noch immer voll mit Journalisten und Politikern, die interviewt wurden. Ich versuchte, mich unbemerkt vorbeizuschlängeln, und zog mich in eine Ecke zurück, von der aus ich das Schauspiel verfolgen konnte. Ich betrachtete die Politiker mit ihrem gekünstelten Gehabe und ihren knallbunten Krawatten.
    Der Saal leerte sich allmählich, und die wenigen übrig gebliebenen Stimmen nahmen jenen widerhallenden Klang an, der in hohen, leeren Räumen entsteht.
    Ich blickte auf eine große, runde Wanduhr. Es war Punkt neun. Es wurde halb zehn, und ich saß nach wie vor da und wartete auf Richter Oviedo. Ich ging das kurze Gespräch mit ihm noch einmal durch und fragte mich, ob ich ihn vielleicht falsch verstanden hatte, als er sagte, er sei gleich bei mir.
    Der Polizist am anderen Ende des Saals hielt das Misstrauen nicht länger aus. Ich wusste, dass er kam, um mich an die Luft zu setzen, aber das würde ich nicht zulassen. Genau in diesem Moment kamen zwei Typen im Anzug die Treppe herunter und gingen auf mich zu. Der Polizist kehrte auf seinen Posten zurück.
    »Komm mit!«, sagte einer der Männer zu mir.
    »Ich warte auf jemanden«, antwortete ich.
    »Wir bringen dich in sein Büro.«
    Wir traten auf die Straße hinaus und stiegen in ein großes, tabakfarbenes Auto. Nachdem sie mich wie einen Sack auf den Rücksitz verfrachtet hatten, stiegen die beiden Männer vorne ein.
    Ihr Schweigen machte mich nervös.
    »Wollen Sie meinen ›Senf‹ sehen?«, fragte ich dümmlich.
    Keine Antwort.
    Mir war klar, dass ich noch keinen besaß, aber vielleicht reichte die Erwähnung, damit sie sich entspannten. Andererseits bestand die Möglichkeit, dass sie den Ausdruck ›Senf‹ gar nicht kannten. Ich versuchte also zu erklären, was ich meinte.
    »Das ist die Akkreditierung der Abteilung Spezialaufgaben. Kennen Sie Teniente Aníbal Carcaño?«
    »Das kannst du uns alles danach erzählen, Schnuckelchen …«
    Schnuckelchen?
    Sie brachen in komplizenhaftes Gelächter aus.
    Innerhalb weniger Minuten hatten wir auf der Calzada de Tlalpan das Zentrum verlassen und bogen auf der Höhe von San Antonio Abad in eine Straße ein. Dort hielten wir an und stiegen aus. Einer der beiden Typen wies auf den Eingang eines schmalen Gebäudes.
    »Das sieht gar nicht aus wie ein Büro«, sagte

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