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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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funktionieren … Nicht umsonst hatten er und ich schon ausführlich über diese Sache mit dem Katzenurin philosophiert. Mein Vorschlag klang für ihn also logisch. Und der Boss sagte, ja, Wintilo, so machen wir es. Wir ließen Roberto laufen. Wir ließen ihn auf dieser und auf jener Mauer entlangspazieren, durch diese Gasse und durch jene, und von überall her folgten ihm die Kater. Und wir jagten sie. Efrén, Galindo, Salmerón, andere, von denen du überhaupt nichts mitgekriegt hast, alle starben sie wie die Fliegen, einer nach dem anderen. Übrigens, ich erzähle es dir, damit dich die Zweifel nicht auffressen, wir sind damals tatsächlich über die Dachterrasse des Hotels Emporio entwischt. Dort gab es eine kleine Tür, die zu einer Treppe führte. Du hast sie nicht gesehen, weil wir in jener Nacht sturzbetrunken waren. Und weil ich mich auf den Boden warf, als ich sah, dass du dich zu genau umsahst. Erinnerst du dich? Die Sache mit dem Anwalt Galindo war ein wenig aufwendiger. Mit seiner Sekretärin, Carito, habe ich im Internet angebandelt.« Wintilo grinste wie ein ungezogener, dämonischer Kobold. »Ich schrieb ihr Briefe, die Don Juan vor Neid hätten erblassen lassen. Es dauerte einige Monate, bis ich sie erobert hatte, aber wir legten in der Zwischenzeit keineswegs die Hände in den Schoß. Wir nahmen uns andere Arschlöcher vor, bis dann der große Tag kam und ich Carito in ein Café bestellte, damit wir uns besser kennenlernten. Sie selbst hat dir gesagt, dass sie Toner für den Drucker kaufen wollte. Was hätte sie auch sagen sollen, die Ärmste? Ich wusste, dass sie in diesem Café genauso viele Stunden auf mich warten würde, wie ich gebraucht hatte, um ihr im Internet einen Bären aufzubinden. Weißt du, wie lange sie in diesem Eckcafé saß und auf mich wartete? Rechne es dir aus, denk scharf nach. Ich verrate dir nur, dass wir genug Zeit hatten, in aller Ruhe Galindo abzuknutschen, ohne dass sie von ihrem angeblichen Tonerkauf zurückkam … Sie bewegt sich schon wieder …«
    Judith kam allmählich wieder zu Bewusstsein und wälzte sich im Bett herum, wobei sie vor Schmerzen die Augen zusammenkniff.
    »Apropos«, Wintilo öffnete seinen Reißverschluss, »Pater Pila hast du ja schön zugerichtet … Dir ist wohl die Hand ausgerutscht, was, Kumpel?« Er ging zu Judith hinüber, drehte sie auf die Knie und besorgte es ihr erneut. »Der Boss sagte zu mir: Weißt du was? Ich glaube, egal wie viele Kater wir umbringen, die Spezies werden wir nie ausrotten. Und er hatte recht, Bruder, er hatte recht. Lustigerweise hatte ich gerade eine Dokumentation im Discovery Channel gesehen, in der es hieß, im Mittelalter sei versucht worden, Katzen auszurotten, weil man glaubte, Katzen seien die Kinder des Teufels. Fast hätte man es geschafft, aber weniger Katzen bedeutete mehr Ratten. Und schwups, war die Pest da!« Er grunzte angeekelt, als er sich von Judith löste. »Und dann entwischte uns Roberto, wir fanden ihn nicht mehr. Das ist die Geschichte in groben Zügen …«
    »Und wo komme ich ins Spiel?«
    Wintilo lachte sich die Seele aus dem Leib.
    »Mein alter Kumpel Baleares, du kamst uns wie gerufen. Ich traf dich in diesem Einkaufscenter, und da kam mir die Geschichte mit den Tunten in den Sinn, mit denen sie dich erwischt hatten. Warum nicht, dachte ich. Vielleicht hat mein alter Freund ja einen Riecher für Schwuchteln? Carcaño versuchte verzweifelt, seinen kleinen Stricher wiederzufinden, also verkaufte ich dich als guten Spürhund, das ist alles …«
    »Und mein Vater?«
    »Scheiße, es zerreißt mir das Herz, dass du mich das fragst. Einmal habe ich versucht, dir einen Wink zu geben, aber du hast ihn nicht verstanden: Wir sind nicht die Anti-Entführungseinheit. Aber weil du uns so damit genervt hast, meinte der Boss, wir sagen ihm, dass wir seinen Vater haben und Lösegeld wollen, und damit halten wir ihn so lange hin, wie es geht. Lange mussten wir die Sache nicht durchziehen, denn du bist tatsächlich auf Roberto gestoßen. Und was deinen Vater angeht: Weißt du, was ich glaube? Dass der Perro Baleares – möge er in Frieden ruhen – schon längst zum Festmahl für die Maden geworden ist … Sicher, dass du nicht noch einen Whisky willst? Weißt du, Alter, ich verdiene ja schon gut, aber Geld hat man nie zu viel. Wäre es nicht gerecht, wenn du mir das Geld vermachtest, mit dem du deinen Vater auslösen wolltest? Es ist nichts Persönliches, Kumpel. Der Knackpunkt war dieser Kuss. Was musste

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