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Schwarze Küsse

Schwarze Küsse

Titel: Schwarze Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquín Guerrero-Casasola
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auf den Hals gehetzt, damit sie dir die Seele aus dem Leib prügeln und du ihn nicht wieder belästigst.«
    »Und Marcial Oviedo?«
    »Marcial wer?«
    »Er war also auch nicht der Sohn des Richters oder der Bruder von Roberto?«
    »Meine Güte, Gil!«, lachte Wintilo. »Das ist genau der Grund, warum du es nie aus der Scheiße schaffst. Ist das denn jetzt wichtig?«
    Ich blickte Judith an, die wieder zu schluchzen anfing.
    »Die Drecksnutte ist unersättlich«, sagte Wintilo und stand wieder auf.
    Judith begann zu stammeln, er solle es nicht tun, er solle es ihr nicht besorgen. Aber Wintilo ging unbeirrt auf sie zu.
    »Und jetzt kommt der Teil, der für dich am schwierigsten zu verstehen ist, Gil, deshalb pass gut auf. Roberto und dieses Drecksflittchen hier lernten wir vor ungefähr drei Jahren im Fata Morgana kennen, nur dass sie sich nicht mehr an mich erinnerte, weil ich nur einmal dort war. Carcaño war häufiger dort, immer wieder, bis zur Obsession. Weißt du, was ich denke? Dass die Spelunke deshalb Fata Morgana heißt. Weil sie dich an etwas glauben lassen, das sie nicht sind. Kurz und gut, mein Chef mietete schließlich eine Wohnung für Roberto. Und was machte dieses Drecksweib?« Wintilo nahm einen langen Zug von der Zigarette und drückte sie dann auf Judiths Hintern aus. Sie stieß ein Heulen aus, das nicht allzu lange dauerte, weil Wintilo sie gegen das Bett drückte, damit ihr Schrei dort erstickte. »Ich mache dir nichts vor, Gil, du hast es ja selbst gesehen. Robertos Namensliste war lang. Carcaño hatte ihn gewarnt: Mach Schluss mit allen. Mach endlich Schluss, ich will dich für mich alleine. Aber Roberto machte nicht Schluss. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich die Aufgabe hatte, ihn zu überwachen. Er liebte die Männer zu sehr. Harte Kerle, die Sorte, von der du glaubst, dass sie dich aus der Scheiße zieht, die dich in Wirklichkeit aber nur noch tiefer hineinstößt, und zwar mit der Fußspitze. Ich erzählte es dem Boss. Ich sagte, es tut mir leid, aber Ihr kleiner Freund hat die Lektion nicht verstanden. Er macht die Gäste von der Bühne aus an. Er trinkt mit ihnen, lacht mit ihnen, geht mit ihnen aus. Er schläft mit ihnen. Manchmal sehe ich ihn am Büffet. Wie er bei einem x-Beliebigen ins Auto steigt und sich hinterher den Mund abwischt. Aber der Chef blieb geduldig. Aníbal Carcaño hat ein gutes Herz, auch wenn du es nicht glaubst. Er schickte Roberto sogar zu einem Seelenklempner, damit der ihn wieder hinbekam. Was glaubst du, was der Psychofritze sagte? Dass dem armen kleinen Roberto Liebe fehlt. Verfluchte Scheiße«, lachte Wintilo, »da verlangte er fünftausend Pesos pro Sitzung, um mit diesem Schwachsinn herauszurücken. Dass ihm Liebe fehlt. Wem nicht, frage ich da nur … Dass Roberto ein Straßenjunge war, spielt keinerlei Rolle. Hat dir etwa keine Liebe gefehlt, Gil? Mir schon. Selbst Jesus hat Liebe gefehlt! Kurz und gut, mein Chef brachte ihn aus der Stadt heraus, weil er dachte, er könnte ihn so von der Hölle und ihren Versuchungen fernhalten … Warte einen Moment, Kumpel …«
    Wintilo schlug Judith mehrere Male mit dem Pistolenknauf auf den Kopf, bis sie aufhörte zu schluchzen und ohnmächtig wurde.
    »Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, er brachte ihn also in ein Haus in Cuernavaca. Aber wer weiß, wie diese Stricher das anstellen, wahrscheinlich sind sie wie Katzen, die überall Urin verspritzen, damit die Kater ihnen folgen. Selbst in Cuernavaca trieb er es weiter, sogar mit Gespenstern, denn wir reden hier nicht über irgendein Haus, Alter. Wir reden hier über ein gut gepanzertes, einbruchsicheres Haus, uneinnehmbar. Wir benutzen solche Häuser, um dort Leute unterzubringen, denen wir die Wahrheit aus dem Leib prügeln müssen … Du wirst verstehen, dass Teniente Carcaño allmählich an seine Grenzen kam … Bis hierhin irgendwelche Fragen, Gil? Noch einen Whisky? Oder vielleicht einen Nachtisch?« Mit einem Grinsen wies er auf Judith.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, warum ich dich immer verteidigt habe, als wir klein waren?«
    »Weil du ein gutes Herz hattest.«
    Wintilo riss die Augen tellergroß auf und brach in Gelächter aus. »Ja, genau deswegen! Weil mein Herz so groß ist, dass es nicht in meine Brust passt!«
    Als er aufgehört hatte zu lachen, nahm er den Faden seiner Erklärung wieder auf. »Ich habe es ihm selbst vorgeschlagen. Ich sagte zu ihm, Teniente Carcaño, vielleicht klingt es wahnwitzig in Ihren Ohren, aber es könnte

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