Schwarze Madonna
Geduld. »Sie kennen Ihre eigenen Mitarbeiter nicht?«
»Hör mal, du Schlaumeier«, sagte der Mann, »wir haben einen Haufen Leute, ob du’s glaubst oder nicht. Dieser B.S. wird ein freier Mitarbeiter sein oder was auch immer.«
»Sie haben doch sicher eine Liste der Leute, die für die Zeitung arbeiten!«
»Geb ich nicht raus.« Der Pförtner verschanzte sich wieder hinter seiner Zeitung. »Ihr könnt ja ‘ne Nachricht hinterlassen, wenn’s wichtig ist.«
»Also kommt er doch ins Haus?«, fragte Justus sofort.
Das Gesicht des Pförtners färbte sich rot. »Jetzt haut endlich ab! Ich hab’ noch zu tun!«
»Schön.« Justus zog eine Visitenkarte aus der Hosentasche, schrieb die Telefonnummer darauf und legte sie auf den Tresen. »Geben Sie ihm das bitte.«
Der Mann sah nicht einmal mehr von der Zeitung auf.
Wütend drehten sich die drei ??? um und marschierten zur Tür. Aber da rief der Pförtner ihnen plötzlich nach: »Ihr da! Wartet mal!«
Sie blieben stehen und schauten sich um.
Der Mann war aufgestanden. In der Hand hielt er die Visitenkarte. »Seid ihr die Bengel vom Pier und dem Einbruch?«
Jetzt hatte Justus genug. »Wir sind ehrenamtliche Mitarbeiter der Polizei von Rocky Beach und Sie können Mr B.S. ausrichten, dass wir uns so eine Frechheit nicht gefallen lassen. Entweder er stellt in seinem nächsten Artikel klar, dass keineswegs bewiesen ist, dass wir irgendwo eingebrochen sind, oder wir zeigen ihn wegen Verleumdung an. Guten Tag!«
Ein Besuch im Museum
Auf dem Heimweg hatten die drei ??? viel Zeit, sich über den Pförtner, B.S. und die gesamte ›Carino Daily Post‹ aufzuregen, denn sie standen im Stau. Bob hatte die geniale Idee gehabt, den Santa Monica Freeway zu meiden und stattdessen den Wilshire Boulevard entlangzufahren, an dem sich nicht nur fast alle wichtigen Museen von Los Angeles, sondern auch mehrere Parks, Vergnügungszentren und Finanzhochburgen befanden. Auch heute lag eine dichte Glocke aus Abgasen über der Stadt und hüllte die endlose Autoschlange in erstickenden grauen Dunst. Den blauen Himmel Kaliforniens konnte man hier nicht einmal erahnen.
Justus schnupperte.
»Nicht atmen«, warnte Bob. »Sobald du hier tief einatmest, brechen mindestens fünf Sorten Krebs gleichzeitig aus.«
»Ach, Krebse interessieren mich nicht. Aber der Geruch erinnert mich an etwas, ich komme nur nicht darauf, was es ist. Es könnte …«
»Man nennt es Smog.« Bob trat auf die Bremse, um nicht dem vor ihm fahrenden Auto gegen die Stoßstange zu krachen. »Und demnächst nehmen wir die Fahrräder!«
»Dann kommen wir nicht einmal lebend bis auf den Highway.« Justus runzelte die Stirn und schnupperte noch einmal, aber die Erinnerung war wieder weg.
Schneckengleich schoben sie sich den Wilshire Boulevard entlang, bis auf der rechten Seite Palmen, ein großer Teich und mehrere kunstvoll verschachtelte Gebäude auftauchten. Eins davon trug auf dem Dach mehrere geschwungene Steingebilde, die wie Elefantenstoßzähne aussahen. Justus setzte sich auf. »Was haltet ihr von einem Museumsbesuch?«
Bob begriff sofort. »Wegen der geklauten Madonna? Das ist aber sieben Jahre her, Justus!«
»Egal. Hauptsache, wir kommen von dieser Straße weg!«
Von früheren Fällen her kannten die drei ??? das Los Angeles County Art Museum schon recht gut, aber mit dem Arts & Crafts Museum hatten sie bisher noch nicht zu tun gehabt. Gemeinsam mit einigen anderen Gebäuden stand es in einem weitläufigen Park, der direkt an den Wilshire Boulevard grenzte. Dieser Park wirkte in der modernen Millionenstadt mit ihren Wolkenkratzern, der glitzernden Filmindustrie und dem Verkehrschaos seltsam fehl am Platz, denn hier befand sich ein Ausgrabungsgebiet, in dem man die Überreste von Mammuts, Säbelzahntigern, Riesenfaultieren und anderen Tierarten gefunden hatte, die vor über fünfzehntausend Jahren in dieser Gegend gelebt hatten. Diese Fundstücke wurden im George C. Page Museum gezeigt, dem Gebäude mit den Stoßzähnen auf dem Dach, das gleich neben dem Arts & Crafts Museum stand.
Am Parkplatz kaufte Bob sich einen Museumsführer und blätterte darin. »Wenn wir Mammuts sehen wollen, müssen wir bis fast zur Straße gehen«, sagte er, »Irgendwo da hinten steht eine ganze Mammutfamilie an einem Teich – zwei große und zwei kleine.«
»Falsch«, sagte Justus. »Es sind nur noch zwei große und ein kleines. Seht mal.« Er zeigte über den Parkplatz. Am anderen Ende stand ein LKW, auf dessen
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