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Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Ladefläche ein Tier festgebunden war, das einem kleinen Elefanten ähnelte. Der Rüssel der Figur war abgebrochen und Kopf und Rücken waren mit Graffiti beschmiert. Die untere Hälfte konnten sie von ihrem Standort aus nicht sehen.
    Sie schauten zu, wie ein junger Mann aus dem Museum kam, ins Führerhaus des LKW kletterte und mit dem Mammut davonfuhr. »Das wird jetzt wohl repariert und gereinigt. Und wir haben keine Zeit für Mammuts.«
    Sie gingen um das George C. Page Museum herum und betraten das Arts & Crafts Museum. »Antike Plastiken, französische Gemälde des 18.Jahrhunderts, indianisches Kunsthandwerk, aztekische Sonderausstellung«, las Bob vor. »Hier! Italienische Kunst der Renaissance. Da gibt es sicher massenweise Madonnenstatuen.«
    Sie wanderten durch die Säle des Museums, machten einen kleinen Abstecher zur Sonderausstellung über die Azteken und erreichten schließlich Saal XII, in dem die italienischen Kunstgegenstände ausgestellt waren.
    Das Erste, was sie sahen, war eine Marienstatue, fast drei Meter hoch und strahlend weiß, die sie lächelnd und mit ausgebreiteten Armen willkommen zu heißen schien. Der Rest des Saals wirkte danach eher dunkel, mehr wie eine Höhle als ein Ausstellungsraum. Tatsächlich hatte man mehrere höhlenartige Nischen abgeteilt, in denen Statuen der Muttergottes in unterschiedlichen Größen aufgestellt waren. An den Wänden hingen Gemälde von italienischen Städten und Landschaften des 16.Jahrhunderts. Außer zwei Wächtern befand sich niemand im Saal, aber durch die vielen Statuen schien er trotzdem nicht menschenleer zu sein.
    Manche der Statuen zeigten die Madonna mit Kind, manche nur sie allein. Eine stand klagend unter dem Kreuz, eine andere kniete betend in einer besonders naturalistisch hergerichteten Grotte.
    »Was heißt eigentlich Renaissance?«, fragte Peter.
    »Wiedergeburt«, sagte Justus prompt. »Es ist die Bezeichnung für eine Kunst-, Architektur- und Philosophierichtung im 14. bis 16.Jahrhundert, in der die Ideale und Werte der griechisch-römischen Antike wieder aufgegriffen wurden. Der berühmteste italienische Vertreter ist Michelangelo Buonarotti, der von 1475 bis –«
    »Komisch«, unterbrach Bob. »Hier in dem Heft steht, dass es eine Madonna mit Kelch war, die vor sieben Jahren gestohlen wurde. Aber da drüben steht sie doch!«
    Er zeigte auf eine kleine Nische, in der eine bunt bemalte, etwa einen Meter große Figur der Madonna stand. In der Hand hielt sie einen Kelch. Die drei ??? gingen zu der Nische und schauten sich die Statue genau an.
    »Also wurde sie gar nicht gestohlen!«, sagte Peter.
    »Oder sie wurde schon wiedergefunden.« Ärgerlich klappte Bob das Heft zu. Veraltete Informationen gehörten zu den Dingen, die er überhaupt nicht leiden konnte.
    Aber Justus sagte: »Weder noch. Es ist eine Replik, eine Nachbildung.«
    Peter und Bob starrten ihn an. »Manchmal bist du mir wirklich unheimlich«, sagte Peter. »Erst weißt du alles über die Renaissance, und jetzt das! Woher weißt du, dass es eine Nachbildung ist?«
    »Es steht hier«, sagte Justus grinsend und trat einen Schritt beiseite, um das Schild freizugeben, vor dem er gestanden hatte. »Tja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil!« Peter schlug nach ihm, und er wich rasch aus.
    »Replik von S. Manning, Los Angeles«, las Bob vor. »Tatsächlich.« Er klappte sein Heft wieder auf und verglich die Statue mit dem Bild. »Sie sieht wirklich genauso aus wie das Original.«
    Peter schaute sich im Saal um und wies auf einen Schaukasten, in dem diverse Zeitungsausschnitte aushingen. »Sehen wir mal da nach.«
    Die meisten Zeitungsartikel berichteten über erfolgreiche Ausstellungen, hohe Besucherzahlen und besondere Ehrengäste. Aber es gab tatsächlich auch einen, der schon recht vergilbt war und sich mit dem Diebstahl der Madonna befasste.
     
    »In der Nacht zum Dienstag entwendeten unbekannte Täter eine wertvolle Madonnenstatue aus den Ausstellungsräumen des Arts & Crafts Museums. Die Täter machten sich einen dreiminütigen Ausfall des Überwachungs- und Beleuchtungssystems zu Nutze, der durch einen Kurzschluss bei Schweißarbeiten entstanden war. Wie sie in das Gebäude gelangten, ist noch unbekannt. Alle Fenster und Türen waren unversehrt. Die Polizei nahm einen verdächtigen Mitarbeiter vorübergehend fest, musste ihn aber aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß setzen.
    Da bei dem Einbruch nur ein einziger Gegenstand entwendet wurde, geht die Polizei davon

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