Schwarze Madonna
aus, dass es sich um eine Fortsetzung der Diebstahlserie handelt, die vor zwölf Jahren mit dem Diebstahl eines Ebenholzkästchens aus dem Besitz Francisco Pizarros (1475–1541) begann. In jedem Jahr wurde nur ein einziger wertvoller Gegenstand gestohlen.
Der Diebstahl der Madonnenstatue löste in der gebildeten Kunstwelt Abscheu und Entsetzen aus. Das Kunstwerk stammt aus dem frühen 16.Jahrhundert und wird einem Schüler Michelangelos zugeschrieben. Wie schon in den vergangenen Jahren erklärte sich der bekannte Sammler und Kunstmäzen, der Transporthändler Roger Pen- (Fortsetzung auf Seite 12)«
Die drei ??? suchten den ganzen Schaukasten ab, aber es gab keine Seite12.
»Interessant«, sagte Justus. »Wir sollten versuchen, diese fehlende Seite12 zu finden.«
»Warum?«, fragte Peter. »Ich dachte, wir hätten schon einen Fall.«
»Stimmt, Zweiter. Aber fällt euch an dem Namen da nichts auf?«
»Roger Pen-? Nein, was denn?«
»Wisst ihr nicht mehr, was uns Inspektor Cotta erzählt hat? José hat bis vor einem halben Jahr für einen Transporthändler gearbeitet. Und dessen Name war Pentecost!«
»Stimmt!«, sagte Bob. »Wenn Josés ehemaliger Arbeitgeber tatsächlich dieser bekannte Sammler und Kunstmäzen ist, wundert es mich nicht, dass Cotta uns verboten hat, ihn zu befragen. So ein Mann will sicher nicht von drei Nachwuchsdetektiven aus Rocky Beach belästigt werden.«
»Was uns selbstverständlich nicht daran hindern wird, ihn trotzdem zu belästigen.« Justus schob entschlossen das Kinn vor. »Wenn ich mich nicht sehr irre, haben wir dadurch eine Verbindung zwischen Josés Madonna und der Statue hier!«
»Mit einem kleinen Unterschied«, sagte Peter. »Die hier ist nicht schwarz. Weder das Holz noch die Bemalung. Ein so guter Replikeur …«
»Replikator.«
»– also, so jemand würde doch nicht erst auf jedes Detail achten und dann die Farbe vergessen.«
»Stimmt. Aber das klären wir schon noch auf. Was haltet ihr davon, wenn wir uns noch ein bisschen umsehen? Vielleicht finden wir heraus, was noch alles gestohlen wurde.«
»Gute Idee«, sagte Bob. »Wenn diese Diebstahlserie so regelmäßig weitergegangen ist, müssten ja inzwischen mindestens zehn Gegenstände verschwunden sein.«
Sie verließen den Saal, vorbei an einem der schweigsamen Wächter, und machten sich auf einen neuen Rundgang. Jetzt, da sie darauf achteten, fanden sie unter mehreren Statuen und Plastiken, die Justus ohne Zögern für echt erklärt hätte, den Hinweis »Replik von S. Manning, Los Angeles«. Alle waren innerhalb der letzten zehn Jahre angefertigt worden und alle ersetzten geraubte Kunstwerke.
»Also, wer immer S. Manning ist, er ist ganz schön begabt«, sagte Bob. »Ich hätte nie gedacht, dass dieser mexikanische Krug, der indianische Rabe da hinten und die italienische Madonna von dem gleichen Künstler stammen.«
»Wir hatten es doch schon öfter mit Kunstfälschern zu tun«, erinnerte Justus. »Die müssen genial sein, damit ihr Stil eben nicht verrät, dass das Kunstwerk eine Fälschung ist.«
»Ist es denn noch eine Fälschung, wenn das Original gestohlen wurde und die Replik ganz legal als Ersatz hingestellt wird?«, fragte Peter.
»Das übersteigt meinen derzeitigen Kenntnisstand«, sagte der Erste Detektiv.
»Endlich wieder ein Tag, an dem unser Erster etwas nicht weiß!«, witzelte Bob. »Den streiche ich mir rot im Kalender an!«
Justus boxte ihn gegen die Schulter. Damit hatte Bob nicht gerechnet. Er verlor das Gleichgewicht, stolperte zur Seite und klammerte sich haltsuchend an ein Gemälde, das an der Wand hing.
Augenblicklich gingen überall Scheinwerfer an und eine Sirene heulte los. Die Türen schwangen zu und mit hörbarem Klicken rasteten Riegel ein. Leute schrien auf. Die drei ??? standen starr vor Schreck da, als kaum fünf Sekunden später eine unscheinbare Nebentür aufsprang und vier Wächter mit gezückten Pistolen in den Raum stürmten.
Wenig später wurden die drei ??? wie Verbrecher in das Büro der Museumsleiterin geführt. Milena Osborne war eine eher untypische kalifornische Blondine Ende Dreißig, die weder ihre ersten grauen Haare noch die ersten Falten zu verstecken versuchte, in einem eleganten grauen Kostüm steckte und die drei Übeltäter kalt musterte, während der Museumswächter erklärte, wie sie den Alarm ausgelöst hatten.
»Danke, Mr MacKenzie«, sagte sie, als er fertig war. »Sie können gehen. Mit drei Halbwüchsigen werde ich schon allein
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