Schwarze Madonna
Zentrale stecken. »Bob, alles in Ordnung?«
»Na sicher doch«, antwortete Bob. »Bindet mich los – meine Hände sind schon ganz abgestorben! Darf ich vorstellen? Das ist unser Auftraggeber. José Santanda.«
»Wie bitte?«, sagte Justus verblüfft.
Peter, der sich gerade an dem Besucher vorbeischieben wollte, schaute ihn zum ersten Mal genau an. »José? Ich habe dich überhaupt nicht erkannt. Was soll denn der Quatsch, Bob zu fesseln und zu bedrohen? Spinnst du?«
»Ich?« José starrte ihn feindselig an. »Dasselbe könnte ich euch fragen. Was fällt euch eigentlich ein, euch in meine Angelegenheiten einzumischen?«
Das verschlug selbst Justus die Sprache.
»Augenblick mal«, protestierte Peter sofort. »Du hast mich doch gebeten, die Madonna in Sicherheit zu bringen, damit die Clowns sie nicht in die Hände kriegen!«
»Was habe ich? Du hast sie ja nicht mehr alle. Was habt ihr mit ihr gemacht?«
»Nun bindet mich doch endlich los!«, rief Bob wütend.
»Augenblick«, sagte Justus, der inzwischen die Fassung wiedergewonnen hatte. »Wir sollten das in Ruhe besprechen.«
»Aber zuerst bindet ihr mich los!«
»Ich komme ja schon.« Peter schob sich an José vorbei, zog das Messer aus dem Boden und schnitt Bobs Fesseln durch. Ächzend rieb Bob sich die Handgelenke. »Das ist der erste Auftraggeber, der uns mit einem Messer bedroht hat.«
»Hört zu«, sagte José, »ich weiß nicht, was ihr für Typen seid, aber ich bin nicht euer ›Auftraggeber‹, klar? Ich will bloß, dass ihr die Madonna rausrückt, und dann vergesst ihr, dass ihr je von mir gehört habt!«
»Wie oft soll ich denn noch sagen, dass wir sie nicht haben?«, rief Bob. »Just, sag du es ihm, vielleicht glaubt er dir!«
»Wir haben sie wirklich nicht.« Justus lehnte die Metallstange an die Wand und setzte sich in den einzigen Sessel der Zentrale. »Als wir in die Wohnung kamen, war sie weg, und alles war verwüstet.«
»Das hat Gonzales mir schon gesagt.« Josés Miene blieb so finster wie zuvor. »Und was hattet ihr mit der Statue vor? So etwas stellt man sich nicht einfach in die Wohnung.«
»Mr Pentecost schon«, sagte Justus und beobachtete ihn genau. »Den haben wir nämlich heute Nachmittag besucht.«
José erschrak sichtlich. »Pentecost? Und was habt ihr ihm erzählt?«
»Gar nichts. Wieso, was hätten wir ihm denn erzählen sollen?«
Diesmal wich José seinem Blick aus. »Ach, nichts. Also, was hattet ihr mit der Madonna vor?«
»Das wissen wir nicht«, sagte Peter. »Du sagtest: ›Bring sie …‹, und weiter bin ich nicht gekommen. Wohin hätten wir sie bringen sollen? Wir wollten warten, bis es dir besser ginge und du ansprechbar wärst, und dich dann fragen.«
»Wie nett von euch«, höhnte José. »So, mir geht es besser und ich bin ansprechbar. Und wenn ihr nicht wisst, wo sie ist, ist die Sache hiermit für euch erledigt. Mischt euch nie mehr in meine Angelegenheiten, klar?«
»Vor wem hast du Angst?«, fragte Justus.
»Angst?« José starrte wütend auf ihn hinab. »Ich habe keine Angst, Gringo . Nur vor solchen Pennern wie euch, die alles nur noch schlimmer machen!« Er nahm das Messer vom Tisch, wo Peter es hingelegt hatte, und steckte es mit einer wütenden Bewegung ein.
»Stimmt es, dass du ein Dieb bist?«, fragte Justus ruhig weiter. José erstarrte. »Wer sagt das?«
»Tja«, warf Bob ein, »wenn du Detektive anheuerst, um etwas zu erledigen, musst du dich nicht wundern, wenn sie etwas über dich herausfinden.«
»Zum letzten Mal, ich habe euch nicht angeheuert und ich hatte keine Ahnung, dass ihr überall rumschnüffeln würdet!«
»Dann frage ich mich, warum du einen völlig Fremden bittest, in deine Wohnung zu gehen und etwas herauszuholen.« Allmählich wurde auch Peter wütend. »Ich komme mir mittlerweile ziemlich verschaukelt vor. Weißt du eigentlich, was wir deinetwegen für Ärger bekommen haben?«
»Hör mal, mir tat alles weh und ich wusste nicht, was ich tat, okay?«
»Setz dich«, befahl Justus, und als José sich nicht rührte, stand er auf und schubste ihn rückwärts in den Sessel. »Vielleicht möchtest du wenigstens hören, was wir bis jetzt herausgefunden haben.«
»Nein, will ich nicht.« Aber José blieb sitzen, verzog das Gesicht und legte die Hand auf den Magen. Er sah ohnehin nicht so gesund aus, wie er behauptete. Seine Haut war eher fahl und spannte sich über den Knochen.
Justus setzte sich auf eine Ecke des Schreibtischs und Bob rettete schleunigst einen Stapel
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