Schwarze Madonna
CDs vor dem Absturz. »Fangen wir mit dem Pier an«, sagte Justus, ohne darauf zu achten. »Die Clowns waren nicht, wie der Veranstalter behauptet, einfach auf Ärger aus, sondern sie hatten dich ganz gezielt gesucht. Peter sprang ins Wasser, um dir zu helfen, und im Boot batest du ihn, eine schwarze Madonna aus deiner Wohnung zu holen und irgendwohin zu bringen. Wohin, konntest du ihm nicht mehr sagen. Wir fuhren zu deiner Wohnung und fanden sie völlig verwüstet vor. Die Clowns waren schon da und flüchteten, aber eine Madonna hatten sie nicht dabei. Der Nachbar behauptete später gegenüber der Polizei, er hätte die vier Kerle nicht gesehen, konnte uns aber sehr gut beschreiben. Er beschrieb sogar Bobs Brille, obwohl Bob gar keine Brille trug.«
José warf einen Blick auf Bob, sagte aber nichts.
»Durch den Einbruch handelten wir uns einigen Ärger mit der Polizei ein«, fuhr Justus fort. »Du musst übrigens noch aufs Polizeirevier gehen und uns entlasten – sie wollten uns nicht glauben, dass du selbst uns gebeten hattest, die Wohnung zu betreten und –«
»Habe ich ja auch nicht getan«, sagte José schroff. »Jedenfalls nicht dich und den da.« Mit einer kurzen Kinnbewegung zeigte er auf Bob.
»Aber mich hast du gebeten«, sagte Peter hitzig. »Und beim nächsten Mal gibst du mir gefälligst einfach den Haustürschlüssel!«
»Es wird kein nächstes Mal geben!«
»Nein, weil ich dich nämlich nächstes Mal einfach zwischen den Pfeilern hängen lasse!«
»Jetzt haltet die Klappe, alle beide!«, rief Bob. »Das ist ja nicht auszuhalten! Los, Justus, red’ weiter, damit wir es endlich hinter uns haben!«
Justus blinzelte und sagte beleidigt: »Danke, Bob! Ich kann es auch lassen!«
»Ich meine doch nicht dein Gerede! Ich meine diesen elenden Fall!«
»Der überhaupt kein Fall wäre, wenn Peter nicht –«
»Ach, jetzt bin ich an allem schuld?«
Einen Moment lang starrten sie sich gegenseitig wütend an. Dann sagte Justus: »Kann ich weitermachen?«
»Klar«, antwortete Peter, ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Wasser heraus. Anschließend verschwand er in der winzigen Dunkelkammer der Zentrale und knallte die Tür hinter sich zu. José zuckte nur die Achseln.
»Also«, sagte Justus. »Wir haben herausgefunden, dass du bis vor einem halben Jahr bei einem Transportunternehmen namens ›Great Deliverance‹ gearbeitet hast. Dein Chef heißt Pentecost, und er sagte, er würde dich gerne wieder einstellen, wenn es dir besser –« Er unterbrach sich, als José auflachte. »Was ist daran so lustig?«
»Nichts. Hat er das gesagt? Er würde mich gerne wieder einstellen?«
»Ja. Wer ist überhaupt dieser Smith?« Justus hatte eigentlich gehofft, José damit überrumpeln zu können, aber es gelang ihm nicht. Das fahle Gesicht des Mexikaners wurde sofort völlig ausdruckslos. »Wer?«
»Der Kerl, der dich ins Wasser geworfen hat. Und der Mann, der auf unseren Anrufbeantworter gesprochen und dich beschuldigt hat, ein Dieb zu sein.«
José schwieg. Endlich fragte er: »Kann ich das Band mal hören?«
»Natürlich.« Justus legte das Band ein und spielte es ab.
José hörte schweigend zu. An der Stelle, wo der Mann ihn einen »schmierigen kleinen Dieb« nannte, der »bekommen hatte, was ihm zustand«, wurden seine Augen ganz schmal. Beim Knall des Schusses zuckte er heftig zusammen.
Als die Aufnahme zu Ende war, steckte Peter seinen Kopf aus der Dunkelkammer und sagte: »Und ›Smith‹ ist auch der Mann, der heute bei Mr Pentecost angerufen und ihm gesagt hat, dass jemand namens ›Sheffers‹ eine Lieferung abgeholt hätte. Also arbeitet ›Smith‹ vermutlich für Pentecost. Und da fragt man sich doch, warum Pentecost der Polizei so scheinheilig versichert, er würde dich gerne wieder einstellen – wenn er gleichzeitig irgendwelche Typen losschickt, die dich umbringen sollen.«
José antwortete nicht.
Justus spulte das Band zurück. »Möchtest du uns vielleicht jetzt erzählen, um was es hier geht?«
»Nein«, sagte José. »Aber ich will euch warnen. Mit Pentecost legt ihr euch besser nicht an. Ich hab’s getan und das war ziemlich dumm. Der Mann ist völlig irre und er hat seine Finger überall drin.« Er stand ein wenig mühsam auf und biss für einen Moment die Zähne zusammen, als hätte er starke Schmerzen. »Nett, dass ihr mir helfen wolltet, danke für die Rettung und so weiter, aber ab sofort haltet ihr euch aus meinen Angelegenheiten raus. Ist das klar?«
»Hast du ihm
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