Schwarze Madonna
Zentrale.
Er zwang sich, ins Wohnzimmer zurückzukehren. Justus redete noch immer und Mr Pentecost hörte ihm mit einem belustigten Lächeln zu. Beide blickten auf, als Peter hereinkam.
»Was ist los?«, fragte Mr Pentecost. »Du bist ja ganz blass. Ärger mit der Verdauung?«
»So ungefähr«, murmelte Peter. Er fing Justus’ Blick auf und rieb sich betont langsam die Nase. Das war eins ihrer abgesprochenen Zeichen und hieß: Lass uns abhauen!
Justus verstand sofort. »Ist es wieder der Magen? Ich hatte dir doch gesagt, dass Cola und Salat sich nicht mögen.« Er leerte sein Glas und stand auf. »Vielen Dank für das interessante Gespräch, Mr Pentecost. Werden Sie José besuchen?«
»Das habe ich schon«, sagte Mr Pentecost. »Leider ist er noch immer sehr krank.«
»Ach, man kann ihn schon besuchen? Was hat er denn?«
»Er hat Probleme mit dem Magen und der Leber. Ich hoffe wirklich, dass es nichts Ernstes ist. Schade, dass ihr schon gehen wollt.«
»Tja, wir haben noch eine lange Busfahrt vor uns.«
»Habt ihr nicht noch einen dritten Detektiv, der euch abholen könnte?«
»Im Prinzip ja, aber er fällt leider aus, weil er an seinem Auto einen zerschossenen Reifen wechseln muss.«
»Ein zerschossener Reifen? Ihr scheint ja wirklich ein aufregendes Leben zu führen. Na, dann gute Fahrt.«
Die Spinnenfrau im Flur schien ihnen nachzustarren, als sie hinausgingen.
»Sheffers? Also nicht Jeff? Bist du ganz sicher?«
»Absolut. Er sagte: Sheffers hat die Lieferung abgeholt. Ich fahre heute Abend hin. Und es war hundertprozentig die Stimme von dem Kerl, der José ins Wasser geworfen und uns bedroht hat!«
»Sehr gut!« Justus schlug ihm auf die Schulter. »Also steckt Pentecost in der Sache drin! Hast du gemerkt, dass er sich bei dem freien Mitarbeiter versprochen hat? Und in seinem Büro müssen irgendwelche Beweise versteckt sein, denn sonst hätte er es nicht abgeschlossen, als er merkte, dass wir kamen. Wir müssen da irgendwie hinein!«
»Bist du verrückt?«, entfuhr es Peter. »Der weiß, wer wir sind – ich bin sicher, er erwartet genau das von uns!«
»Kann schon sein«, sagte Justus. »Aber zuerst ist unser Mr Sheffers dran. Wenn Mr Smith heute Abend dort hinfährt, tun wir es auch!«
José springt ab
Aber es kam anders.
Die Rückfahrt mit dem Bus kostete sie noch einmal zwei Stunden. Als sie endlich aus dem Bus kletterten und die gewundene Straße zum ›Gebrauchtwaren-Center T. Jonas‹ hinaufwanderten, stand die Sonne schon tief über dem Meer, und die Häuser warfen lange Schatten. Weiter oben leuchteten die sonst grauen Berge wie Gold, aber weder Peter noch Justus hatte einen Blick dafür übrig.
»Hoffentlich hat Bob den Reifen schon geflickt«, sagte Justus. »Meine Füße bringen mich um. Und ich habe Hunger.« Damit forderte er eigentlich eine ganze Reihe spitzer Bemerkungen über sein Gewicht und seine Kondition heraus, aber Peter sagte nur: »Und ich brauche was zu trinken.«
Da sie schon von weitem hören konnten, wie Tante Mathilda Onkel Titus auf dem Hof etwas zurief, verzichteten sie darauf, durch das Hoftor zu gehen, und kletterten durch das Grüne Tor. Die Tür zur Zentrale stand offen. Drinnen redete jemand, aber es war nicht Bob. Die fremde Stimme klang wütend. Justus und Peter blieben stehen und lauschten.
»Wo zum Teufel bleiben deine feinen Freunde?«
»Sie müssten bald kommen«, antwortete Bob.
»Das hast du vor einer Stunde auch schon gesagt. Hör mal, Gringo , ich lass’ mich doch von dir nicht für blöd verkaufen!«
»Ich heiße Bob«, sagte Bob gereizt. »Und vielleicht steckst du jetzt endlich mal das Messer weg und bindest mich los. Ich hab dir schon zwanzigmal gesagt, dass wir dir nur helfen wollten!«
»Und ich sage, dass ich eure Hilfe nicht brauche! Ihr habt mich nur noch mehr in Schwierigkeiten gebracht! Zum letzten Mal, wo ist die Madonna?«
Die beiden vor der Tür wechselten einen kurzen Blick. Justus packte einen alten Stockschirm, Peter eine Holzlatte und sie stürmten die Zentrale. Der Besucher fuhr herum. Er war ein junger Mexikaner in Jeans und T-Shirt. In der Hand hielt er ein Messer. Hinter ihm saß Bob auf dem Schreibtischstuhl, Hände und Füße mit Klebeband gefesselt.
»So«, sagte Justus und hob drohend die Stange, »und jetzt lässt du das Messer fallen!« Der Fremde zögerte, warf einen Blick auf Bob, zuckte dann die Achseln und ließ das Messer los. Es fiel mit der Spitze nach unten und blieb zitternd im Boden der
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