Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
Vom Netzwerk:
gehen?«
    »Nach Irvine, bitte«, sagte Justus bestimmt und schnallte sich an.
    Während der Fahrt blieb er stumm. Auch der Taxifahrer sagte nichts, sondern schaute ihn nur gelegentlich von der Seite an. Es schien endlos zu dauern, bis sie im Süden der Stadt ankamen. Zwei Straßen von ›Great Deliverance‹ entfernt sagte Justus: »Lassen Sie mich bitte hier aussteigen.«
    »Hier?« Der Taxifahrer zog die Brauen hoch. »Mitten im Industriegebiet? Was soll das werden?«
    »Halten Sie bitte nur an.«
    »Von mir aus.« Der Wagen hielt am Straßenrand, Justus zahlte und stieg aus.
    »Hör mal«, sagte der Fahrer, den das Geld davon überzeugt zu haben schien, dass Justus keinen Raubüberfall auf ihn plante, »soll ich hier auf dich warten? Hier draußen kommt kein Taxi zufällig vorbei.«
    »Nein, danke«, sagte Justus. »Mein – äh – Onkel wohnt hier. Gute Nacht.«
    Der Fahrer zuckte die Achseln. »Wie du willst.«
    Justus schaute dem Taxi nach, bis es um die nächste Ecke verschwunden war. Dann schulterte er seine Tasche und marschierte entschlossen los.
     
    Mitten in der Nacht schreckte Bob aus dem Schlaf hoch. Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt. Was war es gewesen? Er lag ganz still und horchte.
    Peng.
    Er zuckte heftig zusammen und setzte sich auf. Wieder knallte es und er sah etwas Kleines, Dunkles, das von der Fensterscheibe abprallte, mit einem harten Klacken zu Boden fiel und noch ein Stück weit rollte, bevor es liegen blieb. Jemand warf Steine gegen sein Fenster.
    Bob sprang aus dem Bett und ging zum Fenster, wobei er den Arm hob, um sein Gesicht gegen weitere Steine zu schützen. Er spähte hinaus. Im Vorgarten stand eine dunkle Gestalt mit einer Taschenlampe in der Hand.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, zischte Bob. »Justus, wenn du glaubst –«
    »Ach was, doch nicht Justus!«, zischte der nächtliche Besucher ungeduldig zurück. »Ich bin’s, Peter!« Zum Beweis leuchtete er sich kurz selbst ins Gesicht.
    »Peter? Was ist los? Wo ist Justus? Wie spät ist es?«
    »Halb drei«, erwiderte Peter. »Es hat mir keine Ruhe gelassen und ich bin zur Zentrale gefahren. Er ist weg und hat alles mitgenommen – Dietriche, Taschenlampe und so weiter, nur das Handy hat er liegen gelassen. Er ist tatsächlich allein zu Pentecost gefahren!«
    Bob stöhnte. »Ich dachte, er kommt zur Vernunft, wenn wir nicht mitmachen!«
    »Offenbar nicht«, sagte Peter nüchtern. »Aber ohne uns ist er aufgeschmissen. Wir können ihn nicht im Stich lassen!«
    Es gab eine ganze Menge, was Bob dazu hätte sagen können. Stattdessen sagte er: »Du hast Recht. Warte, ich komme runter.« Rasch zog er sich an und schlich dann aus dem Haus. Peter wartete im Vorgarten. »Was für eine Ausrüstung hast du mitgebracht?«
    »Alles, was mir in die Finger fiel. Empfangsgerät für den Peilsender, Taschenlampe, Drahtschere, Isolierband – ich habe einfach irgendwas geschnappt. Ob uns das hilft, weiß ich auch nicht.«
    »Wird schon.« Bob grinste. »Also los – ›Rettungsaktion Erster Detektiv‹ läuft!«
     
    Die Mauer war entschieden zu hoch für den untrainierten, übergewichtigen Ersten Detektiv. Peter wäre wahrscheinlich problemlos hinaufgeklettert, aber Justus versuchte es gar nicht erst. Außerdem glänzte dort oben Unheil verkündend der Stacheldraht. Justus schulterte seine Tasche und schlich zum Tor. Natürlich war es abgeschlossen. Die scharfen Eisenspitzen glänzten im Mondlicht.
    Eine innere Stimme sagte Justus, dass er damit erstens gerechnet hatte und zweitens besser ein Taxi anrief, das ihn wieder nach Hause brachte. Er ignorierte sie. In diesem Fall gab es Dutzende von Spuren, zu viele Verdächtige, merkwürdige Zufälle und Ungereimtheiten und einen Auftraggeber, der nichts mit den Detektiven zu tun haben wollte. Wenn das hier nicht der erste ungelöste Fall der drei ??? werden sollte, brauchte Justus unbedingt einen Beweis, und es war ihm egal, ob gegen Pentecost, José, B.S., Sheffers oder den Gouverneur von Kalifornien. Hauptsache, er bekam in diesem Durcheinander überhaupt mal etwas Greifbares in die Hand. Warum wollten Peter und Bob das nicht einsehen? Selbst wenn man dafür irgendwo einbrechen musste – wie sollte man sonst weiterkommen? Außerdem waren sie ja schon öfter in die Häuser verdächtiger Leute eingestiegen. Solange sie weder etwas stahlen noch kaputtmachten, war das doch eigentlich nicht so schlimm.
    Ungebeten schlich sich die Erinnerung an einen sehr unangenehmen Moment auf dem Pier in

Weitere Kostenlose Bücher