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Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Schwarze Orchideen Kommissar Morry

Titel: Schwarze Orchideen Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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der Presly-Miene, anscheinend der Anführer des kleinen Gangs. „Geh lieber nach Hause zu Mutti.“
    Ich lächelte. Ich wußte genau, daß es nicht bei diesem harmlosen Wortwechsel bleiben würde. Diese Burschen suchten Streit, und sie waren entschlossen, ihn zu bekommen. Sie fühlten sich sehr stark. „Würden Sie die Freundlichkeit haben, beiseite zu treten?“ fragte ich.
    Die Burschen wieherten, als hätte ich ihnen einen prächtigen Witz erzählt. „Ein gebildeter Mann, was?“ höhnte der Anführer. „Da könnt ihr euch eine Scheibe davon abschneiden — das ist wahre Höflichkeit!“
    „Ich pfeife auf Höflichkeit“, sagte einer von ihnen und starrte mich feindselig an. „Ich kann Höflichkeit nicht ausstehen.“
    Ich nickte. „Kein Zweifel, daß Sie recht haben. Sie sind die lebende Dokumentation dieser Worte.“
    „Jetzt wird er auch noch keß!“ wunderte sich Presley-Mähne. „Was sagt ihr dazu?“
    „Erstaunlich, erstaunlich!“ kicherte einer.
    „Was ihm fehlt, ist ein bißchen Erziehung“, ließ sich ein anderer ernst vernehmen.
    „Die soll er haben!“
    Im nächsten Moment mußte ich mich abducken, um einer plötzlich auf mich zuschießenden Faust zu entgehen. Was dann geschah, läßt sich nur schwer in chronologischer Reihenfolge zusammenfassen. Ich konterte sofort, blitzschnell, weil mir dämmerte, daß ich nur dann eine Chance hatte, mit diesen Burschen fertigzuwerden, wenn ich auf Anhieb ein oder zwei auszuschalten vermochte. Ich erwischte den Schläger. Noch ehe er den Boden erreicht hatte, fühlten seine Kumpane sich bemüßigt, meine überraschende Defensivaktion im Keime zu ersticken. Sie drangen mit Händen und Füßen auf mich ein. Presley-Mähne, der überzeugt war, den Kampf schon gewonnen zu haben, beging einen Fehler. In seinem blindwütigen Eifer, mich schnell auszuzählen, vernachlässigte er seine Deckung.
    In Presley-Mähnes Augen flackerte plötzlich Furcht auf; er schien zu begreifen, daß sich eine Wende anbahnte, die nicht ganz nach seinem Geschmack war.
    „Wacht auf!“ stieß er keuchend hervor. „Soll ich denn alles allein machen?“
    Sein Notruf verhallte nicht ungehört. Einer der Burschen ließ seinen Schädel los und wollte mich von hinten greifen. Ich wirbelte herum. Meine Faust traf ihn. Das beeindruckte Presley-Mähne so stark, daß er sich plötzlich abwandte und davon lief.
    Zwei lagen am Boden, der Dritte starrte mich angsterfüllt an, er schien fest damit zu rechnen, daß ich ihn neben seine Kumpane betten würde. Ich richtete meine verrutschte Krawatte und stopfte das Hemd in die Hose zurück.
    „Ich hoffe, das war euch eine Lehre“, sagte ich.
    Im gleichen Moment durchzuckte mich ein Gedanke. Konnte es sein, daß die Burschen auf Befehl gehandelt hatten? Waren sie beauftragt worden, mich am Betreten des ,Queenies‘ zu hindern? Ich verwarf den Einfall. Wenn Natham etwas zu verbergen hatte, würde er sich nicht auf so plumpe Weise dagegen abzusichern versuchen. Ich betrat das ,Queenie‘. An der Bar saßen nur drei Gäste, Männer im gesetzteren Alter. Von Natham war nichts zu sehen.
    Ich schob mich auf einen der freien Hocker und bestellte mir einen Whisky pure. Das Mädchen servierte ihn mir lächelnd. „Sie sind neu in der Stadt? Ich habe Sie noch nie hier gesehen.“
    „Ich interessiere mich für die Morde“, sagte ich und blickte sie an. Sie war viel zu stark geschminkt, aber sie hatte ein apartes Gesicht. Meine Feststellung schien sie nicht im mindesten zu überraschen. „Sie sind Journalist?“ fragte sie und fuhr dann im Sprechen fort, ohne meine Antwort abzuwarten. „In den letzten Wochen sind viele Ihrer Kollegen hier gewesen, um sich an Ort und Stelle ein Bild machen zu können.“
    „Hier in der Bar?“
    „Ja, auch das. Wohin hätten sie abends denn gehen sollen? In Drumola gibt es nicht sehr viele Zerstreuungsmöglichkeiten.“
    „Vermissen Sie Bip?“
    Das Mädchen starrte mich überrascht an. „Sind Sie mit ihm befreundet?“
    Ich grinste. „Es war lange genug Ihr Kollege. Hatten Sie jemals den Eindruck, daß er zu den Männern gehört, die Freunde haben? Er war doch mehr ein Einzelgänger — oder?“
    „Da haben Sie recht“, meinte sie. „Er war ein ziemlich verschlossener Bursche. Aber als Kollege war er nett, freundlich und hilfsbereit. Tut mir leid, daß er gegangen ist.“
    „Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?“
    Das Mädchen musterte mich prüfend. „Sie suchen ihn?“
    „Ja.“
    „Sind Sie ein

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