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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Magenbeschwerden nahmen zu.
Knobel biß die Zähne zusammen und lenkte seinen Weg durch menschenleere
Nebenstraßen und unbeleuchtete Parks.

14. Das Verhör
     
    Kommissar Glockner fuhr langsam. Der
Kofferraumdeckel seines BMWs stand offen. Vier Tretmühlen schichteten sich dort
übereinander wie ein Drahtverhau. Der Deckel klapperte und wippte, wenn der
Wagen durch ein Schlagloch rollte.
    Mein armer Rennesel! dachte Tim.
Hoffentlich übersteht er das ohne Speichensalat.
    Gaby saß vorn neben ihrem Vater. Die
Jungs quetschten sich in den Fond.
    Ab und zu hörte man ein dumpfes
Grollen.
    Das war Klößchens Magen. Ihm fehlte
Schokolade.
    Gabys Torte gehörte nun schon der
Vergangenheit an.
    Immerhin — in Gegenwart des Kommissars
verzichtete das dicke TKKG-Mitglied darauf, seine Freunde zu nerven. Willi litt
still vor sich hin, freute sich aber insgeheim über die lautstarken Signale aus
seinem wichtigsten Organ.
    Sie hatten jetzt die Zubringerallee
erreicht. Die Großstadt lag hinter ihnen. Weit in der Ferne, wo der nächtliche
Nebel sich auf die Landschaft senkte, leuchteten die Lichter der
Internatsschule.
    Klößchen beugte sich Tim zu. „Während
ihr Claudia vernehmt, könnte ich mal ganz kurz in den Speisesaal stoßen“,
wisperte er. „Vielleicht ist noch was zu kriegen.“
    „Ist deine Entscheidung“, erwiderte
Tim, ohne die Stimme zu dämpfen.
    „Du meinst, ich sollte mich nicht
absetzen?“
    „Für keine Sekunde.“
    „Hm, ja, also gut.“ Er seufzte. „Im
Adlernest habe ich ja noch... Außerdem ist es jetzt sowieso vorbei mit den
Extraportionen. Ein Jammer, daß sich diese dumme Liese mit einem Gauner
einläßt.“
    „Wir müssen dich dabei haben, Willi“
sagte Kommissar Glockner. „Vergiß nicht — du bist der Zeuge. Du hast Claudia
Tümmel zusammen mit Knobel gesehen.“
    „Hundertprozentig sicher war Willi sich
nicht“, sagte Karl. „Stimmt doch, Willi? Deine Angaben schwankten bei einer
Wahrscheinlichkeit von 83 bis 96 Prozent.“
    „Habe ich das gesagt?“
    „Hast du.“
    „Weil Knobel in Dr. Heilmanns Haus
keine Fingerabdrücke hinterlassen hat“, sagte Glockner und fuhr noch langsamer,
um den langohrigen Hasen nicht zu stören, der in diesem Moment die Straße
überquerte, „können wir nur vermuten, daß er der Einbrecher ist. Einen Beweis
haben wir nicht.“
    „Claudia Tümmel ist ziemlich
kaltschnäuzig“, warnte Tim. „Ich wette, sie zeigt uns die Zähne.“
    Damit sollte er recht behalten.
    Sie erreichten die Schule.
    Im Speisesaal war das Abendessen
beendet.
    Die Schüler bevölkerten die Buden, die
Freizeiträume, das Fernsehzimmer, die Turnhalle, das Hallenbad — oder schickten
sich an, zumindest die Herren aus der Oberstufe, den Rest des Abends in der
Stadt zu verbringen. Also im Kino, in der Disko, bei der Freundin oder in
irgendwelchen Kneipen.
    Während die TKKG-Bande vor dem
Haupthaus wartete, ging Glockner zum Direktor.
    Der Kommissar und Dr. Freund kannten
sich gut.
    Daß der Direx verständigt wurde, war
selbstverständlich. Immerhin handelte es sich um ein schwerwiegendes
Verbrechen, in das die Küchenhelferin höchstwahrscheinlich verstrickt war.
    Glockner kam zurück.
    „Claudia Tümmel ist noch in der Küche
beschäftigt. Dr. Freund stellt uns den Konferenzraum zur Verfügung. Führt mich
mal hin. Ihr wißt doch, wo das ist.“
    Dort warteten sie. Glockner legte
seinen Trenchcoat ab, und auch die Jugendlichen pellten sich die obere Schicht
ab. Das Konferenzzimmer war wie immer ein bißchen überheizt, roch nach altem
Holz, nach Zigarrenrauch und sogar — wie Tim vermeinte — nach dem Parfüm der
neuen, hübschen Referendarin. Sie hieß Inga-Erna-Margarete Wunder und war bei
allen Schülern beliebt.
    Die TKKG-Bande verteilte sich um den
Tisch herum.
    „Hier also wird entschieden, auf welche
Weise die Pauker uns zur Schnecke machen“, meinte Klößchen. „Man sollte
Niespulver verstreuen. Oder wenigstens eine Bombe unter den Tisch legen.“
    „Pst“, griente Karl, „die Polizei hört
mit.“
    Die Tür öffnete sich.
    Ach, herrje! Das Moderlieschen, dachte
Tim.
    Assessor Alois Keismar, der heutige EvD (Erzieher vom Dienst) schob seinen länglichen Spargelkopf herein.
Lampenlicht blitzte auf den Brillengläsern. Die Ohren wirkten irgendwie
ausgefranst. Daß dieser ausgemergelte Typ erst 32 Jahre alt war, glaubte
niemand. Außerdem kleidete er sich am liebsten dunkelgrau oder schwarz.
    Den Spitznamen Moderlieschen hatte er
sich eingehandelt, weil

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