Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
Vom Netzwerk:
jetzt alle drin. Und so war sein Konto bei der Südbayerischen Creditanstalt prall gefüllt. Jörg Immerknecht wusste das, denn er hatte als Vorstand Zugang zu den Kundendaten seiner Bank. Er wies Krugger an, das Kennwort einzugeben, um auf die entsprechende Seite zu gelangen. Dann verlangte er die Liste mit den TAN -Nummern und machte sich am Konto zu schaffen. Als er fertig war, schaltete er den Computer aus und einen mitgebrachten Laptop ein.
    Krugger schluckte. »Wie viel haben Sie …?« Ihm versagte die Stimme.
    »Lassen Sie sich überraschen.« Der Laptop fuhr hoch, Jörg Immerknecht steckte einen Internet-Stick in die Seite des Gerätes. »Ein bisschen Spielgeld haben Sie noch.« Er tippte etwas ein und klickte auf ein Icon. Seine Miene verfinsterte sich, was man auf dem freigelassenen Teil seines Gesichtes andeutungsweise sehen konnte. »Wieso hab ich hier keinen Empfang? Draußen geht’s doch?«
    Krugger schien zu überlegen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Heldentat wäre, resignierte und sagte: »Das Haus ist elektronisch abgeschirmt.«
    »Dann schalten Sie das ab. Zack, zack!«
    Krugger hastete zu einer Tür, hinter der sich ein Sicherungskasten befand, und betätigte einen Schalter.
    »So, dann schauen wir mal, wie lange die Burschen brauchen. Man hat ja schon Pferde kotzen sehen mit SWIFT-Überweisungen. Aber die Südbayerische Credit sollte das in ein paar Minuten hinkriegen.«
    Jörg Immerknecht hatte sich auf diesen Coup lange vorbereitet. Nicht genau diese Aktion, mit diesem konkreten Opfer, unter den konkreten Umständen. Aber er hatte geahnt, dass es irgendwann einmal dazu kommen würde. Dass er irgendwann einmal ein paar Konten weit weg, draußen im Offshore-Bereich, brauchen würde. Dass er eine Aktion durchziehen würde. Und die würde besser sein und mehr bewirken, als es der RAF jemals gelungen war. Letztlich war die RAF gescheitert. An mangelnder Akzeptanz und an mangelndem Wissen über das System, das sie bekämpfte. Beides hatte damit zu tun, dass der Terrorist mit der Zeit den Kontakt zur Wirklichkeit verlor, denn er lebte in einer Parallelwelt, immer unter seinesgleichen, stets auf der Flucht. Jörg Immerknecht wollte das System nicht mehr umstürzen. Verändern – ja. Er hatte, wie seine ehemaligen WG -Genossinnen, im Rahmen seiner mit der Zeit umfangreicheren Möglichkeiten soziale Projekte in Mittelamerika unterstützt, Projekte, die er kannte, die er selbst besucht hatte. Auf diesen Reisen hatte er den Grundstock für sein Kontennetzwerk geschaffen. Er hatte drei Firmen in drei unterschiedlichen Ländern (Nicaragua, El Salvador und Mexiko) gegründet. Inhaber der Firmen war jeweils ein Bewohner des nächstgelegenen Slums, der sich für ein paar Dollar gern ein Sakko überstreifen ließ, in dem man ihn zum Notar oder zum Gericht brachte, damit er die Gründungsurkunde unterzeichnete sowie den Antrag auf eine Kontoeröffnung. Mit Hilfe dieser Konten und Firmen wurden weitere Konten eröffnet, Offshore-Konten auf den Cayman Islands, auf Mauritius und in Dubai, so dass Jörg Immerknecht im September 2008 über acht Konten verfügte, die um den Globus verteilt waren und zwischen denen er Gelder nach Belieben hin- und herschieben konnte. Den Ermittlungsbehörden würde es kaum möglich sein, den Geldfluss nachzuverfolgen, da die Länder, in denen er tätig war, an die Segnungen des Bankgeheimnisses glaubten. Und selbst wenn, würden die Recherchen bei einem Junkie in den Slums von Mexico City enden, der sich – falls er noch lebte – vermutlich nicht einmal mehr erinnerte, dass er eine Firma gegründet hatte. Immerknecht hatte mit den Firmen formal nichts zu tun. Er besaß allerdings exklusiv das wichtigste Gut dieser Firmen: die Passwörter ihrer Konten.
    Als Jörg den beiden Frauen von seinem Kontennetzwerk berichtet hatte, waren sie angemessen beeindruckt gewesen. Sophie war ein wenig skeptisch, weil das Geld, das sie Krugger abnehmen wollten, auf Jörgs Konten landen würde. Es sei dann aber schon so, insistierte sie, dass sie gemeinsam darüber entschieden, was mit dem Geld geschah? Natürlich, hatte Jörg gesagt. Er werde das Geld selbstverständlich nicht nach eigenem Gutdünken ausgeben. Zunächst bliebe ihnen aber nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen. Schließlich habe er sich das Ganze ausgedacht, und er gehe davon aus, dass er bis auf weiteres der Einzige in der Runde sei, der das Kontenkonstrukt durchblicke und damit arbeiten könne.
    Erst lange nach

Weitere Kostenlose Bücher