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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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dafür niemand verletzt wurde. Er hoffte, dass Lea recht behalten und ihre Mutter friedlich die Waffen strecken würde, wenn der Alkoholspiegel sank. Es war aber auch möglich, dass die Frau rabiat wurde und um sich schoss, wenn der Entzug ihr zusetzte.
    Schließlich entschied Wallner, dass die Leute von der Spurensicherung das Haus durch den außerhalb der Schusslinie gelegenen Seiteneingang betreten und ihre Arbeit beginnen sollten, damit sie nicht noch mehr Zeit verloren. Die Tür zum Bad lag im ersten Stock auf einer Galerie. Zur Sicherheit postierte Wallner einen Beamten davor. Die Tür war zwar abgeschlossen, aber man wusste nicht, was passieren würde. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich als ausgesprochen weitsichtig und sollte auf unerwartete Weise die Ermittlungen voranbringen.

[home]
    28
    F ür die Bewachung der Badezimmertür hatte Wallner Kreuthner abgestellt. Der war überraschend in Uniform aufgetaucht und vertrat einen Kollegen. Er hielt es sich zugute, dass er ungeachtet seiner Krankschreibung seinen Dienst versah, und hoffte, dass das Thema damit erledigt war. Kreuthner wurde an die Tür beordert, weil er einerseits erfahren war und ruhig bleiben würde, sollte es brenzlig werden. Andererseits wollte Wallner nicht, dass Kreuthner den Spurensicherern auf den Füßen stand und sie mit Fragen zum Stand der Ermittlungen oder (schlimmer noch) mit seinen Heldengeschichten nervte.
    Wallner selbst saß mit Janette und Lea in der Küche. Das Mädchen hatte einen scharfen Verstand und eine Beobachtungsgabe, die ihren Vater beunruhigt hätte, hätte er auch nur die geringste Ahnung davon gehabt.
    »Was ist das für eine Pistole, mit der deine Mutter geschossen hat? Angemeldet ist sie nicht«, sagte Janette.
    »Die hat meinem Vater gehört.« Lea atmete schwerer, Erinnerungen kamen hoch. »Er hat sie immer schon gehabt. Meine Eltern haben sich manchmal deswegen gestritten. Meine Mutter wollte, dass er sie wegschmeißt. Aber mein Vater hat gesagt, das geht nicht. Das war für ihn so eine Art Erinnerungsstück.«
    »Erinnerung an was?«
    »Seine Studentenzeit.«
    »Eine Pistole?«
    »Er hat immer davon erzählt, dass sie damals alle möglichen Aktionen gemacht haben und den Kapitalismus abschaffen wollten. Und dass das eigentlich sehr vernünftig war.«
    »Dein Vater hat im Vorstand einer Bank gearbeitet und einen ziemlich teuren Wagen gefahren.«
    »Das war für ihn kein Widerspruch. Andreas Baader stand auch auf schnelle Autos, hat er gesagt. Aber ich glaube, er wollte den Kapitalismus gar nicht mehr abschaffen. Ihm war wichtig, dass sich nicht alles nur um Geld dreht und dass man was verändert. Irgendwas Gutes in der Welt hinterlässt.«
    »Hat er das?«
    »Er hat einige Projekte in der Dritten Welt unterstützt. Ich glaube, mit ziemlich viel Geld.«
    »Was genau?«
    »Irgendwelche Kooperativen in Nicaragua und so Sachen, wo sich die Leute selber helfen und von den Kapitalisten unabhängig werden.«
    »Wie haben sich deine Eltern kennengelernt?«
    »In Wackersdorf. Ende der Achtziger.«
    »Auf Demos gegen die Wiederaufarbeitungsanlage?«
    »Ja. Angeblich haben die sich richtige Schlachten mit den Bullen geliefert. Tschuldigung.«
    »Bulle ist okay. Kommt daher die Abneigung deiner Mutter gegen Polizisten?«
    »Einer hat sie mit dem Gummiknüppel im Gesicht getroffen. Seitdem hat sie eine kleine Narbe und hasst die Polizei.«
    »Verstehe«, sagte Wallner und warf einen Blick durch die offen stehende Tür Richtung Arbeitszimmer, wo die Spurensicherung dabei war, nach Hinweisen auf Jörg Immerknechts Mörder zu suchen. Oben auf der Galerie lehnte Kreuthner mit den Ellbogen auf dem Geländer und betrachtete das Treiben. »Schau lieber Richtung Badezimmertür«, rief ihm Wallner zu.
    Lea hatte für die Beamten eine Maschine Kaffee aufgesetzt und machte ein Tablett mit Tassen, Löffeln, Milch und Zucker zurecht. Wallner sah ihr nach, wie sie das Tablett aus der Küche trug. Es war nichts Linkisches in ihren Bewegungen, wie man es von einem Teenager erwarten würde. Lea sah sehr erwachsen aus.
    »Hast du irgendeine Vermutung, wer deinen Vater getötet hat?«, fragte Wallner, als Lea wieder in die Küche gekommen war und sich einen Orangensaft aus dem Kühlschrank nahm. Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Ist hier mal eine Fremde aufgetaucht in den letzten Wochen? Vielleicht jemand mit dem Spitznamen Stalin?«
    »Stalin?« Der Name schien eine Erinnerung zu wecken. »Vor zwei oder drei Wochen bin ich abends nach

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