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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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großer Mund und lachende Augen. Die Kleider, die sie trug, waren teuer. Sie gefiel Mike ganz offensichtlich. Jedenfalls war er ein wenig hippelig, wozu möglicherweise die Vorstellung beitrug, dass sie sich jeden Abend in ihrer Bar auszog. Zu Mikes Leidwesen interessierte sich Tiffany alias Annika Plungauer eindeutig für Wallner. Sie strahlte ihn von der ersten Minute an und hatte nur Augen für ihn. Die drei standen an einem Stehtisch auf dem Weihnachtsmarkt und tranken Glühwein (Tiffany und Mike) und Tee (Wallner). Wallner hatte sich in unmittelbarer Nähe eines Heizpilzes postiert.
    »Ja, die Franzi«, sagte Tiffany mit der unverdorbenen Färbung der Waldler. »Des war a Wuide. Das letzte Mal, wo ich sie gesehen hab, da is sie BMW gefahren. So a Cabrio.«
    »Wann war das?«
    »Paar Jahr her. Ich weiß nimmer, welches Jahr.«
    » 2008 ?«
    »Scho möglich.«
    »Was wissen Sie über ihr Verschwinden?«
    »Mei, sie hat auch in der Tabledance-Bar gearbeitet. Und irgendwann hat sie gekündigt. Und ich frag noch: Hast was Besseres? Und sie sagt: Kannste aber von ausgehen. Die war von irgendwo im Norden. Brandenburg oder so.«
    »Wissen Sie was über ihre Familie?«, schaltete Mike sich ein.
    Tiffany pustete nachdenklich über den heißen Glühwein. »Familie … na, da war nix. Sie is, glaub ich, im Heim aufgewachsen. Neuruppin – gibt’s des?«
    »Ja. Liegt, glaub ich, in Brandenburg. Haben Sie mal die Telefonnummer der Bar?«
    »Klar«, sagte Tiffany und lächelte Wallner an, dass ihm ganz anders wurde. Sie fingerte eine Visitenkarte der Tabledance-Bar aus ihrer Handtasche und schob sie über den Tisch. Ihre Fingernägel, die man beim Karterüberschieben gut betrachten konnte, waren mehrfarbige Kunstwerke mit winzigen Glitzersteinen. Wallner lächelte etwas bemüht und legte die Karte vor sich auf den Tisch.
    »Was hat sie denn erzählt, warum sie weggegangen ist?«
    »Sie hat an Mann kennengelernt. Ich hab gesagt, super, bring ihn doch mal mit. Aber da ist irgendwie nie was draus geworden. Der war scheint’s sehr beschäftigt.«
    »Der hat ihr den Wagen gekauft?«
    »Hat so ausgeschaut. Wo soll die sonst das Geld hergehabt haben?« Tiffany deutete auf Wallners Teetasse. »Sie trinken nix im Dienst, gell? Find ich gut«, sagte sie und strahlte Wallner an.
    Wallner machte eine unbestimmte Geste, die in etwa besagte, dass er das zwar auch gut fand, aber nicht der Erwähnung wert.
    »Wenn Sie mich alles gefragt haben, sind Sie dann immer noch im Dienst?«
    »Warum fragen Sie?« Wallner war amüsiert.
    »Kommen Sie doch nachher vorbei bei uns.« Sie deutete auf die Visitenkarte vor Wallner. »Sagen S’, Sie sind ein Freund von Tiffany. Dann brauchen S’ nix zahlen.«
    »Danke, das ist sehr freundlich. Aber ich muss leider nach Hause.«
    »Ich überleg’s mir vielleicht«, sagte Mike.
    Tiffany sah ihn an, etwas überrascht, nicht unfreundlich, aber auch nicht wirklich begeistert. »Ja«, sagte sie. »Warum nicht? Entschuldigen Sie mich kurz.« Sie verabschiedete sich in ein nahe gelegenes Café auf die Toilette.
    »Das gibt’s doch wohl nicht!« Mike war verärgert.
    »Was denn?«
    »Die steht auf dich. Und zwar nur auf dich.«
    »Ist, glaub ich, eher dein Fall. Nicht, dass ich sie nicht nett finde. Aber ich hab ja Frau und Kind.«
    »Nützt mir aber nix. Die tät mich mit’m Arsch net anschauen, wenn du net dabei wärst.«
    »Tja – entweder man hat das gewisse Etwas, oder man hat’s nicht. Lernen kann man so was nicht.«
    Mike gab Wallner einen Klaps auf den Oberarm und lächelte. Wallner hatte den Eindruck, als liege ein Hauch von Spott in diesem Lächeln.
    Am Rand des Weihnachtsmarktes stand im Schneeregen ein Mann in einem Hauseingang und blickte in das Treiben. Er konnte Wallner und Mike an ihrem Tisch sehen, auch wenn sie immer wieder von Passanten verdeckt wurden. Frank hatte einen Stecker im Ohr, dessen Kabel zu einem kleinen Empfangsgerät in der Manteltasche führte. Frank war genervt. Es war kalt und nass, und er fragte sich, ob er nicht doch besser mit dem Wagen hätte kommen sollen. Er hätte ihn in eine Einfahrt stellen können, gleich hier, keine zehn Meter weiter. Schlimmstenfalls hätte er kurz wegfahren müssen, wenn jemand kam. Stattdessen musste er sich in der Kälte und im Stehen das substanzlose Geflirte der Polizisten mit der jungen Stripperin anhören. Es war jetzt leider nicht mehr zu verhindern, dass die Polizei hinter die Identität der vermissten Frau kam. Ein Anruf bei der

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