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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Tabledance-Bar, und die Sache war geklärt. Allerdings bezweifelte Frank, dass es die Polizei weiterbringen würde. Mehr als Tiffany oder wie immer sie hieß wusste wahrscheinlich niemand.
     
    Tiffany hatte auf der Toilette den Lippenstift nachgezogen und eine Spur dicker aufgetragen. »Mir ist gerade noch was eingefallen«, sagte sie, als sie sich zu den Kommissaren stellte. »Geht Ihnen das auch so, dass Ihnen wichtige Sachen immer auf’m Klo einfallen? Wenn ich zum Beispiel nimmer auf einen Namen komm – da wenn ich nur aufsteh und aufs Klo geh, is er mir schon eingefallen.«
    »Ja, geht mir ähnlich.«
    »Gell?«, sagte Tiffany und strahlte Wallner an. Mike studierte die Christbaumkugeln, die am Stand nebenan verkauft wurden.
    »Sagen Sie«, Wallner versuchte, locker zu bleiben, was aber schwerfiel, wenn eine junge hübsche Frau einen so offensichtlich anstrahlte. »Vielleicht ist es ja nur Ihr ausgesprochen freundliches Wesen. Aber kann es sein, dass Sie mich die ganze Zeit … anstrahlen?«
    »Tu ich das?«
    »Ja, das tun Sie«, sagte Mike. »Mein Selbstvertrauen ist auf Monate erschüttert.«
    »Tut mir leid. Ich hab Sie net anstarren wollen.«
    »Kein Problem. Ich hab auch nicht anstarren gesagt, sondern anstrahlen.« Es vergingen einige Sekunden, in denen keiner etwas sagte. Tiffany dachte offenbar über etwas nach, und dabei wollte Wallner sie nicht stören. Sorgfältig faltete er das Zuckertütchen, dessen Inhalt er eine Viertelstunde zuvor in seinen Tee gekippt hatte.
    »Sie erinnern mich an wen. Jemand, den ich sehr gern gehabt hab.«
    »Wahrscheinlich an Ihren Vater«, sagte Wallner lachend und mit einem Schuss Koketterie. Tiffany sagte nichts darauf, und es wurde peinlich. Mike verzog sein Gesicht, Wallner hörte auf zu lachen. »Ach so«, sagte er schließlich.
    »Vor vier Jahren ist er gestorben. Er hat genauso mit der Brille gespielt wie Sie. Und er war auch so ein Ruhiger, wo man immer gedacht hat, er hat alles im Griff. Alles wird gut. Wenn ich als Kind geweint hab, bin ich immer zu ihm, net zur Mama. Immer zum Papa. Dann hat er mich angeschaut und gelacht. Und dann war alles nimmer so schlimm. Das war so a Fels in der Brandung. Den hat nix erschüttert.«
    »Hört sich an wie sein Zwillingsbruder«, sagte Mike mit Blick auf Wallner.
    »Nur den Krebs, den hat er nicht im Griff gehabt.« Tiffany starrte zu den Christbaumkugeln.
    »Das tut mir leid, dass Ihr Vater nicht mehr lebt«, sagte Wallner und ließ eine kleine Pause, bevor er sagte: »Was ist Ihnen denn auf der Toilette eingefallen?«
    »Ach ja, richtig! Sie, ich glaub, das ist ganz wichtig!« Sie legte ihre Hand auf Wallners Unterarm. »Die Franzi hat mir mal eine Telefonnummer gegeben, wo ich sie erreichen kann. Und zwar war das eine Festnetznummer. Weil sie hat gesagt, dass es da, wo sie jetzt ist, keinen Handyempfang gibt.«
    »Haben Sie die Nummer da?«
    »Nein, die müsst ich raussuchen. Ich bin grad umgezogen. Die ist in einer Kiste, wo ich meinen ganzen Papierkram drinhab. Ich such sie aber noch heut Nacht raus, wenn ich von der Arbeit heimkomm, und ruf Sie morgen an. Wenn Sie mir Ihre Nummer geben.«
    »Macht er gern«, sagte Mike.

[home]
    41
    D er Franchise-Vertrag des McDonald’s Restaurants an der Autobahnraststätte Irschenberg war eine Lizenz zum Gelddrucken. Es gab so gut wie keine Tages- oder Jahreszeit, zu der das Lokal nicht brechend voll war. Jetzt, kurz vor Weihnachten, bei schlechtem Wetter und abends um halb neun, ging es verhältnismäßig ruhig zu. Es erschien Baptist Krugger als guter Ort, sich mit Frank zu treffen. Bekannte aus dem Landkreis würden hier nicht herkommen, es war immer noch genug Betrieb, um in der Masse nicht aufzufallen, und wenn man in den ersten Stock ging, gab es geschützte Ecken, in denen man ungestört reden konnte. Frank hatte das Big-Mac-Menü genommen, Krugger ein Stück Schokoladenkuchen und eine Tasse Kaffee.
    »Und? Wie läuft’s?«, fragte Krugger.
    »Ganz gut.« Frank biss herzhaft in den Burger und steckte sich ein paar Pommes in den Mund.
    »Es hat noch einen Toten am Wallberg gegeben, hab ich gelesen.«
    »Ja. Ziemlicher Mist.«
    »Wissen wir, was die Polizei darüber denkt?«
    Frank legte bedächtig seinen Burger auf das Tablett und spülte das, was er noch im Mund hatte, mit einem Schluck Cola runter. »Die geht von einer Mordserie aus.« Er öffnete den Ketchup-Beutel und presste den Inhalt auf die Pommes.
    Krugger nickte und sah Frank zu, der mit gesegnetem Appetit

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