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Schwarze Piste

Schwarze Piste

Titel: Schwarze Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Polizei. Ich melde mich morgen.«

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    44
    K reuthner war gut gelaunt in der Polizeistation eingetroffen. Obwohl nicht viel passiert war in dieser Nacht. Daniela war in seinem Schoß eingeschlafen, und irgendwann hatte er ihren Kopf vorsichtig zur Seite gelegt und sich auf den noch freien Teil der Küchenbank gelegt. Morgens hatte er Feuer gemacht und Kaffee gekocht, während Daniela im Bad war. Sie hatten zusammen gefrühstückt (vegetarisch, Semmeln mit Marmelade), zusammen den Stall ausgemistet und zusammen auf den Abdecker gewartet, der Kaspar holen sollte. Es war ein eisiger Morgen gewesen, der Himmel klar, und die Sonne, im Südosten flach über dem Horizont, tauchte die Landschaft in helle Pastelltöne. Man konnte den Wallberg sehen und den Setzberg daneben, dahinter das Massiv des Gufferts das aus dieser Entfernung viel höher über dem Wallberg aufragte, als wenn man näher dran war. Westlich vom Setzberg dann Ross- und Buchstein und der Zeltsattel des Hirschbergs. Alles makellos weiß vom Schnee der vergangenen Nacht. Kreuthner hatte mit einer dampfenden Tasse Kaffee auf dem Zaun der Pferdekoppel gesessen, neben ihm Daniela. Sie hatten nicht geredet, nur über die schneebedeckten Wiesen nach Süden geschaut, wo der See hinter der eiszeitlichen Endmoräne verborgen lag. Die Pferde und Esel standen auf der weißen Koppel und schnaubten dicke Dampfwolken. Auch die Tiere liebten diese Tage, an denen sie die kalte Luft atmeten, alles war klar und rein und der Himmel beinahe wolkenlos. Es war ein friedvoller Morgen im Dezember und Weihnachten nicht fern. »Eine schöne Zeit zum Sterben«, hatte Daniela gesagt und dabei wehmütig an Kaspar gedacht. Ja, hatte Kreuthner gesagt, wenn er schon sterben müsse, dann im Dezember.
     
    Bei der Abfahrt hatte Kreuthner Daniela seine Idee mitgeteilt, die Weihnachtsfeier der Polizei auf dem Gnadenhof zu veranstalten. Da würde nicht nur Geld herausspringen, sondern auch Werbung für den Hof und vielleicht die eine oder andere Tierpatenschaft. Zu Kreuthners Überraschung hatte Daniela eingewilligt. Allerdings unter der Auflage, dass niemand das Haus betrat, und auch im Stall wollte sie keinen haben, weil die meisten Leute dazu neigten, Unordnung zu stiften, und sie fand, ihr Leben sei auch so schon arg in Unordnung. Man könnte die Tiere – vor allem die Pferde und Esel – während der Feier draußen lassen, schlug Kreuthner vor. Das würde der Feier ein ganz eigenes Flair geben, da man doch den Esel mit Weihnachten und der Heiligen Familie in Verbindung bringe. Auch das akzeptierte Daniela für den Fall, dass es nicht zu kalt sei in der betreffenden Nacht.
     
    Wallner rief gleich am Morgen, mit der ersten Tasse Kaffee in der Hand, Annette Schildbichler an und bat sie um ein Treffen, dem sie zustimmte. Doch kurz bevor er sich auf den Weg nach München machte, rief sie an und sagte ab.
    »Mir ist ein anderer wichtiger Termin dazwischengekommen. Es geht erst morgen bei mir«, sagte sie.
    »Sie wissen, dass Jörg Immerknecht und Sophie Kramm ermordet wurden?«
    »Ja, das weiß ich. Glauben Sie, das hat etwas mit mir zu tun?«
    »Wir halten es für möglich. Ich will Sie nicht in Panik versetzen. Aber ich muss Ihnen sagen, dass Sie möglicherweise in Gefahr sind. Seien Sie also bitte vorsichtig und vermeiden Sie Situationen, in denen Sie mit jemandem alleine sind, dem Sie nicht hundertprozentig vertrauen.«
    »Das hört sich nicht gut an.« Ihre Stimme klang belegt.
    »Tut mir leid. Aber was Besseres kann ich Ihnen nicht sagen. Wann können wir uns morgen sehen?«
    »Ich muss eigentlich arbeiten.«
    »Unser Treffen ist wichtiger.«
    Annette Schildbichler dachte kurz nach. »Kommen Sie morgen früh zu mir. Sie haben meine Adresse?«
    Wallner bestätigte das und legte auf. Wohl war ihm nicht bei der Sache. Als Nächstes versuchte er, Tiffany, das Mädchen aus der Tabledance-Bar, anzurufen. Ihr Handy war ausgeschaltet. Und unter ihrer Festnetznummer meldete sich niemand. Auch das war nicht dazu angetan, Wallner zu beruhigen. Er bat Janette, es in regelmäßigen Abständen bei Tiffany zu versuchen.
     
    Frank hatte sich die Nacht vor Tiffanys Haus um die Ohren geschlagen. Umsonst. Sie war nicht gekommen. Die Bar schloss um fünf Uhr morgens. Irgendwann zwischen fünf und sechs hätte sie kommen müssen. Vielleicht hatte sie jemand abgeschleppt. Äußerst ärgerlich, das Ganze. Er hatte überlegt einzubrechen. Aber das war riskant. Wer wusste, was für ein Saustall ihn in dem

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