Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
Vom Netzwerk:
Barney zurückgeblieben, der immer noch mit bekümmertem Ausdruck in einem Sessel hockte und vor sich hinbrütete. Er tat ihr ein wenig Leid.
    „Wenn Sie bereit wären, mir das neue Kapitel vorzulesen“, meinte sie freundlich. „Ich würde es gerne hören.“
    Lächelnd hob er den Kopf. Seine durch die Brillengläser übergroß erscheinenden Augen waren mit einem seltsam träumerischen Ausdruck auf sie gerichtet.
    „Sie sind ein gutherziger Mensch, Miss Violet“, sagte er leise. „Ich danke für das Angebot – aber ich habe für heute die Lust verloren.“
    „Das ist schade, Mr. Barney. Sie sollten sich Mr. Parkers Gerede nicht so zu Herzen nehmen.“
    Er seufzte tief und schob die Brille zurecht.
    „Mich bekümmert, dass Sie hier in diesem Haus leben, Miss Violet. Es ist kein Ort für Sie.“
    „Wie meinen Sie das?“, fragte sie betroffen.
    Er räusperte sich, krümmte sich im Sessel zusammen und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Es schien, als habe er Mühe, die rechten Worte zu finden.
    „Ich meine, dass Sie ein anständiges Mädchen sind, Miss Violet“, brachte er schließlich heraus. „Und ich habe Sorge, dass Sie so enden könnten, wie viele Mädchen in London, die durch Unerfahrenheit und Leichtsinn in ein unseliges Schicksal getrieben werden.“
    Sie hielt den Atem an. Was für ein Kauz dieser Mensch war. Ging er nicht selbst zu Grace, um ihre Dienste in Anspruch zu nehmen? Und gleichzeitig redete er von der reinen Liebe und bedauerte das Los der Prostituierten.
    Mr. Barney setzte die gespreizten Fingerspitzen beider Hände aneinander und sah zu ihr hinüber. Violets Gesicht zeigte ziemlich offen, was sie dachte.
    „Sie haben recht, Miss Violet. Ich bin selbst ein verworfener Mensch, aber ich habe Achtung vor der reinen Unschuld. Sie sind eine Künstlerin, Miss Violet. Sie sollten die Möglichkeit haben, sich zu entfalten, ihre Musik auszuüben. Was ich dazu tun kann, das werde ich tun.“
    Sie wusste nicht, was sie von diesem Gerede halten sollte. War das etwa ein neues Angebot? Vermutlich war es das.
    „Sehen Sie, meine Mittel sind begrenzt“, fuhr er fort. „Aber ich würde dafür sorgen, dass Sie ein sauberes Zimmer in einer hübschen Gegend von London mieten können und ich würde mich auch nach Kräften um ihre musikalische Fortbildung bemühen.“
    „Das … das ist sehr nobel von Ihnen, Mr. Barney“, stammelte sie. „Allerdings glaube ich, dass Ihre Befürchtungen sehr übertrieben sind und …“
    „Sagen Sie jetzt nichts, Miss Violet“, bat er und erhob sich hastig. „Denken Sie über meinen Vorschlag nach und fällen Sie keine voreiligen Entscheidungen. Vor allem das nicht. Helfen Sie mir, den Glauben an das Gute und Reine zu bewahren, Miss Violet.“
    Er machte eine ungeschickte Bewegung, die einem Kratzfuß ähnelte, ging tastend einige Schritte rückwärts und fand endlich mit der nach hinten ausgestreckten Hand den Türknauf. Violet hörte, wie Mary ihm im Flur Hut und Mantel brachte, wenig später schlug die Wohnungstür hinter ihm zu.
    Violet machte sich kopfschüttelnd daran, die Gläser auf ein Tablett zu stellen und beschloss, nicht mehr auf Grace zu warten, sondern gleich zu Bett zu gehen. Allzu viel war an diesem Tag auf sie eingestürmt, sie fühlte sich ausgelaugt und todmüde - es war sicher besser, erst einmal eine Nacht zu schlafen. Morgen würde sie in Ruhe über alles nachdenken. Eine Entscheidung – ja, sie würde tatsächlich irgendeine Entscheidung treffen müssen.
    Doch als sie in ihrem Bett lag und das Licht ausgeblasen hatte, wollte sich der Schlaf trotz aller Erschöpfung nicht einstellen. Gesichter zogen an ihrem inneren Auge vorbei, Satzfetzen klangen ihr in den Ohren – bald sah sie Mr. Marlows höhnisch grinsende Miene, bald erschien ihr Grace, aufgeputzt und grell geschminkt und sie hörte ihr hartes, silbernes Lachen. Dann wieder tauchte Mr. Barney vor ihr auf, der sie anflehte, doch ja keine Entscheidung zu treffen.
    Nach einer Weile hielt sie es nicht mehr aus. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, und als sie zur Wasserkanne griff, fand sie sie leer. Seufzend legte sie einen Umhang um die Schultern und lief im Nachthemd auf bloßen Füßen durch den Flur, um sich in der Küche ein Glas Wasser zu besorgen.
    Von oben her drangen die bekannten Laute an ihre Ohren. Sie blieb einen Moment stehen, lauschte beklommen auf das Stöhnen und Klirren, das vom Knallen der Peitsche begleitet wurde. Dann wollte sie mit ihrem Glas in der Hand rasch in ihrem

Weitere Kostenlose Bücher