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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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sich so etwas wiederholt. Ich ermahne Sie, von unautorisierten Initiativen abzusehen, und werde noch heute einen formellen Brief an den Polizeipräsidenten schreiben. So, und jetzt sagen Sie mir, ob Sie die Vergangenheit der Clubbesitzerin durchleuchtet haben.«
    Der Commissario sah ihn perplex an und ließ sich Zeit mit der Antwort, um seine Gedanken zu ordnen.
    »Ich vermute, dass Sie noch nicht dazu gekommen sind …«
    Ferrara schüttelte den Kopf.
    »Dann erteilte ich Ihnen hiermit die Anordnung, mich so bald wie möglich über alles zu informieren, was Sie herausbekommen, und sich auf die Signora zu beschränken. Haben Sie das verstanden?«
    Dem Commissario blieb nichts anderes übrig, als zu nicken.
    Das Telefon läutete.
    »Hallo? Ja, bitten Sie ihn herein!« Der Oberstaatsanwalt legte auf und wandte sich dann wieder an Ferrara: »Sie können jetzt zu meinem Kollegen gehen. Und vergessen Sie nicht: Jeder hat sich an seine Rolle zu halten. Keine Kompetenzüberschreitungen, keine Ausnahmen.«
    Zähneknirschend ging der Commissario zur Tür. So ein Arschloch! Das dachte er mit solcher Inbrunst, dass er kurz fürchtete, es laut gesagt zu haben.
    Unter den in Madalena Da Silvas Wohnung gesammelten Unterlagen befand sich also auch eine Liste der Clubmitglieder, die jemandem offensichtlich großes Kopfzerbrechen bereitete. Und was hatte diese Frau für eine Vergangenheit?
    Als Erstes werde ich jetzt mal die Existenz dieser Liste nachprüfen, beschloss der Commissario und dachte noch mal: So ein Arschloch!
    104
    Wenn man Commissario Ferrara so sah, wirkte er nicht nur wütend, sondern auch resigniert. Nachdem er fast eine Stunde lang im Flur auf die Ankunft der anderen gewartet hatte, saß er nun im Büro des Staatsanwaltes.
    »Nach Lage der Dinge würde ich sagen, dass die Hypothese, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, die wahrscheinlichste ist«, begann Vinci die Besprechung.
    Jetzt werden wieder die üblichen Experten zurate gezogen, die die üblichen Hinweise geben werden, dachte der Commissario. Man müsse nach einem Einzelgänger suchen, aufgewachsen in einer Problemfamilie, möglicherweise mit einer zwanghaften und dominanten Mutter. Einem Typen, der keine Bindungen zu anderen Menschen eingehen könne, schon gar nicht zu Frauen. Der sogar ausgeprägte Hassgefühle gegenüber Frauen habe und sie daher auf verächtliche Weise tötete. Möglicherweise impotent, Junggeselle, vielleicht auch mal verheiratet und nun geschieden … und so weiter.
    »Organisiert oder desorganisiert? Was meinen Sie?«, wollte der Staatsanwalt wissen. Er bezog sich auf eine Klassifizierung, die im Jahr 1988 von dem ehemaligen Special Agent des FBI und späteren Direktor des Forensic Behavioral Service in Virginia, Robert K. Ressler, erarbeitet worden war. Ressler zufolge wählt der organisierte Serienmörderseine Opfer nach gemeinsamen Merkmalen wie Alter, Rasse, Aussehen, Lebensstil und ähnlichen Kriterien aus. Der desorganisierte hingegen bestimmt seine Opfer nach dem Zufallsprinzip und folgt dabei einem spontanen Impuls.
    »Eindeutig organisiert«, meldete sich Maresciallo Gori zu Wort, der einen Fortbildungskurs an der FBI-Akademie in Quantico besucht hatte. Das war Ende der Achtzigerjahre gewesen, als sowohl die staatliche Polizei als auch die Carabinieri es für angezeigt gehalten hatten, einige ihrer Mitarbeiter auf der Akademie ausbilden und etwas über den Typus des Serienmörders lernen zu lassen, der damals in Italien noch kaum bekannt gewesen war.
    »Das beweist die Auswahl seiner Opfer. Giovanna Innocenti und Silvia De Luca – nach diesem zweiten Mord ist es ganz offenkundig, vor allem, wenn wir an die am Tatort aufgefundenen Dinge denken, die Unterwäsche und die Halskette der Innocenti. Bleibt herauszufinden, wo die Verbindung ist.«
    Vinci nickte, während Ferrara geistesabwesend wirkte.
    »Fahren Sie fort, Maresciallo!«, sagte der Staatsanwalt.
    »Wir müssen also von einer Person ausgehen, die einen durchaus unauffälligen, normalen Eindruck macht, aber überdurchschnittlich intelligent ist und daher schwer zu identifizieren und zu fassen …«
    »Über diese Schwierigkeiten sind wir uns alle im Klaren«, unterbrach ihn Vinci. »Doch gestern Nacht hat der Täter eventuell eine Nachlässigkeit begangen.«
    »Das stimmt, diese Haare … Ich habe bereits veranlasst, dass unsere Experten von der Kriminaltechnik sie analysieren.«
    »Schön, aber mit wem oder was sollen wir sie dann vergleichen?«, bemerkte

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