Schwarze Rosen
miteinander in Verbindung stehende Verbrechen in einem einzigen Strafverfahren zusammenzufassen.
Ferrara ging auf Vinci zu und informierte ihn über das Gespräch, das er mit dem Opfer geführt hatte.
»Wenn wir hier fertig sind, treffen wir uns in meinem Büro und besprechen das alles eingehender«, sagte Vinci daraufhin, wobei er sich auch an die Carabinieri wandte. »Über diese Unterhaltung möchte ich dann alles erfahren, Commissario«, fügte er hinzu und fixierte Ferrara, als verberge dieser etwas vor ihm. »Im Übrigen hat mich der Oberstaatsanwalt Fiore nach Ihnen gefragt, bevor ich hierherkam. Er will mit Ihnen reden, worüber, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.«
Was kann der wollen?, fragte sich der Commissario. Das roch nach Ärger, denn es kam nicht oft vor, dass er persönlich zum Oberstaatsanwalt zitiert wurde. Normalerweise erschöpfte sich sein Umgang mit der Staatsanwaltschaft – wie auch der seiner Mitarbeiter – im direkten Kontakt mit den für die jeweiligen Fälle zuständigen Staatsanwälten. Ferrara konnte sich nicht vorstellen, was Luca Fiore mit ihm zu bereden hatte.
Franceschini hatte sich derweil über die Leiche gebeugt und untersuchte sie. »Sie hat eine Schädelfraktur erlitten«, bestätigte er mit in den Haaren der Toten vergrabenen Fingern. »Ist mehrfach heftig auf den Kopf geschlagen worden.Außerdem hat sie charakteristische Abwehrverletzungen an den Unterarmen und den Händen. Ein Fingernagel der rechten Hand ist abgebrochen. Sie muss sich gegen ihren Angreifer gewehrt haben und hat ihn vielleicht auch gekratzt …«
In dem Moment näherte sich Petrucci der kleinen Gruppe. Er hielt einen Plastikbeutel in der behandschuhten Rechten. »Das stammt nicht vom Opfer«, sagte er verwundert zum Maresciallo. »Die Tochter schließt das ganz sicher aus. Ihre Mutter hat keine Tangas getragen, und der BH ist viel zu klein.«
»Was haben wir da?«, erkundigte sich der Staatsanwalt.
»Auf dem Bett wurde ein roter Tanga mit dazu passendem BH gefunden, und wir dachten, die Sachen gehörten dem Opfer«, erklärte Gori.
»Zeigen Sie mal her!«, sagte Vinci zu dem Carabiniere. Der holte die Unterwäsche aus der Tüte und breitete sie vorsichtig auf einem kleinen Tisch aus. Dann, nachdem alle sie begutachtet hatten, legte er sie in den Beutel zurück.
»Danke. Lassen wir nun den Gerichtsarzt seiner Arbeit nachgehen«, bestimmte der Staatsanwalt.
Die äußere Untersuchung der Leiche wurde sehr gewissenhaft durchgeführt.
Franceschini stellte auffällige Blutergüsse fest, vor allem an den Armen, was bewies, dass die Frau sich gegen den Täter gewehrt hatte. Des Weiteren folgerte er, dass ihr die Wunden an den Händen und Füßen und an der Brust erst nach ihrem Tod zugefügt worden waren. Durch eine Kontrolle mit seiner tragbaren Ausrüstung schloss er aus, dass Silvia De Luca sexuelle Gewalt erlitten hatte. Den Todeszeitpunkt grenzte er nach Messung der Rektal- und der Raumtemperatur sowieder Begutachtung der Leichenflecken auf zwischen zwei und vier Uhr morgens ein.
Zum Schluss nahm Franceschini dem Opfer die Halskette ab und gab sie dem Maresciallo, der inzwischen ebenfalls Latexhandschuhe übergestreift hatte. Die Kette war aus Gold, und Gori betrachtete das Medaillon. Als er es umdrehte, zuckte er zusammen. Dort stand eingraviert:
Für Giovanna von Sara . Und das Datum: 24. Juni 2000.
Die Kette hatte Giovanna Innocenti gehört.
»Die Überraschungen nehmen kein Ende«, bemerkte der Maresciallo bitter und wie zu sich selbst.
Die Frage schoss ihm durch den Kopf, warum Sara Genovese ihm nichts von diesem Geschenk erzählt hatte. Auch der Tanga und der BH stammten angesichts dieses Fundes vermutlich von Giovanna.
Zwischen den beiden Fällen gab es eine Verbindung, kein Zweifel. Aber was war der gemeinsame Nenner?
Beim Durchkämmen der Wohnung, das sich über mehrere Stunden hinzog, fand das Spurensicherungsteam der Carabinieri zwei halblange Haare mitsamt der Wurzel, als wären sie ausgerissen worden. Sie lagen neben dem Bett auf dem Boden. Der Farbe und der Struktur nach konnten sie nicht von Silvia De Luca stammen. Man würde sie zur Analyse ins Labor schicken, damit die DNA mit der von möglichen Verdächtigen verglichen werden konnte. Vorausgesetzt, sie fanden welche.
Kaum trat der Commissario aus der Haustür, richteten die Fotografen ihre Objektive auf ihn, doch er entzog sich ihnen,indem er mit langen Schritten auf den Dienstwagen zuging. Die Reporter, die für
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