Schwarze Rosen
sagte sie sich und dachte an den Vermerk, demzufolge nichts über eine dauerhafte Partnerbeziehung Bartolottis bekannt war.
Teresa ging eilig zum Palazzo Vecchio hinüber. Ihr Herz schlug schnell, und das nicht nur wegen ihres Schritttempos. Die unerwartete Begegnung mit diesem faszinierenden Mann hatte sie ein wenig durcheinandergebracht.
Und die Frau … Nachdem ihre Verwunderung über Bartolottis weibliche Gesellschaft sich gelegt hatte, wurde Teresa bewusst, dass ihr dieses Gesicht nicht ganz unbekannt vorkam. Sie konnte aber keinen Namen damit verbinden.
Vielleicht eine Schauspielerin?
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ENGLAND, GRAFSCHAFT YORKSHIRE
Sir George Holley legte den Hörer auf.
Einen langen Moment ließ er den Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers schweifen. Die Landschaft erstrahlte im schwachen Sonnenlicht grün.
Seine Gäste warteten nervös darauf, dass er etwas sagte.
»Die Dinge entwickeln sich gut«, verkündete er schließlich. »Sie tappen immer noch im Dunkeln, und alles – ich betone: alles – ist unter Kontrolle. Man hat sogar die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt, um die Versetzung dieses Irren zu erwirken.«
Die Mitbrüder wirkten erleichtert über diese Nachricht, und der eine oder andere lächelte.
Darauf hatten sie mit angstvoller Unruhe gehofft: auf die Versetzung dieses Commissario. Anschließend würden sie die Angelegenheit unter sich bereinigen. Denn für Fehler musste man bezahlen. Jeder musste bezahlen, auch solche, die sich für unantastbar hielten. Auch Enrico Costanza. Und vielleicht nicht nur er. Zum Wohle und Fortbestehen ihres Geheimbundes: der Schwarzen Rose.
113
Er fühlte sich gut. Sogar sehr gut. Und das aus mehreren Gründen.
Erstens, weil sein Projekt sich der Vollendung näherte und alles wie geschmiert lief.
Zweitens, weil die intensiven Emotionen der letzten Stunden noch in ihm nachwirkten.
Was konnte er sich mehr wünschen?
Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa und besprachen dies und das. Das Wohnzimmer war perfekt aufgeräumt wie immer, geradezu pedantisch ordentlich.
Im Hintergrund ertönte die verführerische Stimme von Amy Winehouse, seiner derzeitigen Lieblingssängerin.
I ’ll go back to black.
We only said goodbye with words,
I died a hundred times.
»Ich werde nicht lange wegbleiben. Nur zwei, drei Tage«, sagte er zu seiner Gefährtin. »Leg mir morgen früh die übliche Pralinenschachtel hin, aber denk daran, sie diesmal gut zu präparieren, so wie ich es dir erklärt habe. Hast du verstanden?«
»Natürlich«, versicherte sie ihm nickend und fragte ihn dann nach dem Alter seiner Stiefmutter.
»Neunundsiebzig, sie wird im Oktober achtzig.«
»Und obwohl sie so krank ist, weigert sie sich zu sterben?«
»Sie hat ernsthafte gesundheitliche Probleme, aber man pflegt sie gut dort, weißt du. Es ist nicht wie hier bei uns.«
Die Frau schnitt eine Grimasse. »Wirst du wie gewohnt fliegen?«
»Ich weiß es noch nicht, vielleicht fahre ich auch mit dem Zug.«
»Pass gut auf dich auf, ja?«
»Mach dir keine Sorgen.«
»Ich könnte nicht mehr ohne dich auskommen«, sagte sie leise und sanft.
»Ich weiß, ich weiß ja.« Er nahm sie in den Arm und begann, sie zu küssen. Auf den Hals, hinter das linke Ohr, dann auf die Lippen, während sie ihm das Hemd aufknöpfte. Langsam glitten sie zusammen auf den Boden.
Als sie sich wieder anzog, sagte sie: »Ich gehe jetzt. Morgen früh, bevor ich den Laden öffne, bringe ich dir die speziellen Pralinen vorbei.«
»In neutrales Papier verpackt, bitte.«
»Ist gut. Bis morgen also.«
Sobald er allein war, griff er wieder zu seiner Zeitung und las diesmal sämtliche Artikel auf der Titelseite. Dann betrachtete er erneut das Phantombild, neugierig, aber auch ein wenig besorgt. Er war darauf zu erkennen, vor allem an den auffälligen Koteletten.
»Jetzt werde ich berühmt«, gluckste er in sich hinein.
Er dachte über die Situation nach. Irgendjemand hatte ihn der Polizei so genau beschrieben, dass ein Problem daraus wurde.
Was tun?
Eine erste einfache Lösung fiel ihm ein, und er sprang auf und lief ins Bad.
Mit dem elektrischen Rasierapparat kürzte er die Koteletten auf eine normale Länge, sodass sie kein Erkennungsmerkmal mehr darstellten. Dann färbte er sich die Haare. Schwarz, rabenschwarz. Mit farbigen Kontaktlinsen veränderte er seine Augenfarbe von Grau zu Braun. Zum Schluss betrachtete er sich lange im Spiegel. Ein anderer Mann blickte ihm entgegen.
»Jedenfalls muss ich morgen unbedingt
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