Schwarze Rosen
ein paar Tage, dann bekommen Sie die Benachrichtigung.«
Der Commissario erwiderte nichts mehr. Das wäre zwecklos. Es war das alte Lied, das er so gut kannte. Man unterbreitete ihm einen Vorschlag, der de facto nichts anderes war als eine bereits hinter seinem Rücken gefällte Entscheidung. Er wusste, dass er letztendlich annehmen musste, dass der Polizeichef mehr als ein Argument hatte, um seine Entfernung offiziell zu begründen: der Drohbrief, der mit den Rosen und Kapuzenträgern, den er nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, aber dem Erkennungsdienst und dem Polizeipräsidenten übergeben hatte, sowie die Serie von Verbrechen in den letzten Tagen. Große Ermittlungserfolge konnte er wahrlich nicht vorweisen. Dazu noch der Beschwerdebrief des Oberstaatsanwaltes, der das Fass vermutlich zum Überlaufen gebracht hatte, auch wenn man ihn, Ferrara, noch nicht einmal über dessen genauen Inhalt informiert hatte. War es Luca Fiore gewesen, der ausdrücklich seine Versetzung verlangt hatte? In dem Fall wären seine Chancen, in Florenz bleiben zu können, gleich null.
Er verabschiedete sich vom Präsidenten und kehrte in sein Büro zurück. Unterwegs ging ihm nur ein Gedanke im Kopf herum: Man muss verrückt sein, um Polizist zu werden!
Ferrara rief Rizzo, Venturi und Sergi zusammen.
»Wir müssen schleunigst handeln!«, begann er ohne Vorrede, als sie in Teresa Micalizis Zimmer zu ihm stießen.
Die Kollegin saß in einer Ecke und schien damit beschäftigt zu sein, einige Unterlagen durchzusehen.
»Die Zeit drängt …« Und er erzählte ihnen, was ihm Adinolfi gerade mitgeteilt hatte.
Die Mienen der Kriminalbeamten, auch die der jungen Kollegin, veränderten sich schlagartig. Es war, als hätten sie einen Messerstich in den Bauch bekommen, urplötzlich, heimtückisch, ohne dass sie sich verteidigen konnten.
»Aber Chef …«, protestierte Rizzo.
»Nein, Francesco, sag jetzt nichts! Lasst uns an das denken, was wir in der kurzen Zeit, die mir hier noch bleibt, tun können. Ich will euch nicht mitten im Schlamassel zurücklassen.«
»Wir sind bereit«, antworteten sie einstimmig.
»Gut. Also, hier ist mein Programm.«
Sergi sollte das Landhaus der Heavy-Metal-Satanisten durchsuchen, wofür der Beschluss des Staatsanwaltes inzwischen vorlag. Rizzo und Teresa Micalizi dagegen sollten dieser Beatrice Filangeri auf den Zahn fühlen, auf die die beiden Telefonkarten registriert waren. Sie würden sie zur Befragung ins Präsidium bestellen, und sobald sie den Namen des Benutzers der zweiten Telefonkarte kannten, würden sie mit ihm genauso verfahren.
Venturi hatte unterdessen von der Telefongesellschaft dieListe der weiteren Gespräche erhalten. Er hatte sie durchgesehen und war zu dem Schluss gekommen, dass der einzige verdächtige Anruf der schon markierte um zwei Uhr elf blieb. Nur der war wirklich interessant und erforderte eine Klärung. Die anderen hatten sich mehrfach wiederholt und stets zwischen denselben Anschlüssen stattgefunden. Die Inhaber der Mobil- und Festnetztelefone wohnten zudem in dem betreffenden Gebiet, sodass kein Grund bestand, sie zu verdächtigen.
»Gilt das auch für die Anrufe spät abends und nachts?«, hakte Ferrara nach.
»Ach, Chef, die Pärchen, besonders die jungen Liebespaare, reden nachts gern lange miteinander«, lautete die überzeugende Antwort des Ispettore.
»Morgen legen wir los«, schloss der Commissario die Besprechung.
Alle erklärten sich einverstanden.
Ob das jetzt die richtige Spur war? Unter den gegebenen Umständen lohnte es sich jedenfalls, ihr nachzugehen.
Bevor er sie entließ, teilte Ferrara seinen Mitarbeitern noch eine Neuigkeit aus Moskau mit. Einem Beamten der italienischen Botschaft war es gelungen, Karina zu finden, die bestritt, in Italien ein Mobiltelefon besessen zu haben.
Nabil Boulam hatte also gelogen, und nun war es umso mehr Aufgabe des Staatsanwaltes, ihn dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen, wenn er einen weiteren Strafprozess gegen sich vermeiden wollte.
Ferrara war schon an der Tür und wollte gehen, als Teresa eine Fotosammlung aus einer Aktenmappe hervorzog.
»Sehen Sie sich das einmal an, Chef!«, sagte sie und breitete sie auf ihrem Schreibtisch aus.
Der Commissario setzte die Brille auf, warf einen Blick auf die Fotos und schaute Teresa fragend an.
»Diese Frau war heute Mittag mit dem Ingegnere Bartolotti zusammen«, erklärte sie.
»Und wo?«
»Im Café Rivoire . Ich habe sie selbst gesehen, sie saßen zusammen
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