Schwarze Rosen
fahren«, sagte er laut zu sich selbst, als er wieder im Wohnzimmer war, wo immer noch die charakteristische Soulstimme von Amy Winehouse erklang.
Er ging zu der Stereoanlage und drehte die Lautstärke hoch, während er sich erneut den angenehmsten Fantasien hingab. Würde die Zeit doch schneller vergehen! Er konnte es kaum erwarten, wieder in Aktion zu treten.
Es fehlte noch eine letzte Tat, die ultimative Rache. Die furchtbarste.
Die Zeit war gekommen, die Rechnung mit diesem Dreckskerl zu begleichen, der sein Leben zerstört hatte, nochbevor er das Licht der Welt erblickt hatte. Die Zeit war gekommen, den süßen Geschmack der Rache zu kosten, wenn er ihm beim Sterben zusah, wenn er in seinen Augen die Todesangst las, bevor er zuschlug. Darüber würde man noch viele Jahre in der Stadt sprechen.
Auch diesmal würde sein Plan, die Krönung des Ganzen, funktionieren, da war er sicher.
Ja, es würde die Krönung sein!
114
Gegen Abend erhielt der Commissario einen ersten Autopsiebericht, der in allen Teilen schon ziemlich vollständig war. Zeitpunkt und Verlauf des Todes. Beschreibung der Abwehrverletzungen an den Armen. Entnahme und erste Untersuchung der inneren Organe. Entnahme von verschiedenen Körperflüssigkeiten, die bereits zu spezifischen Analysen ans toxikologische Labor übersendet worden waren.
Die Diagnose der Todesursache lautete: epidurales Hämatom infolge eines Schädel-Hirn-Traumas. Silvia De Luca war daran gestorben, dass der Mörder ihren Kopf mehrfach gegen das eiserne Kopfteil des Bettes geschlagen hatte.
Ferrara las den Bericht gerade zum zweiten Mal, als der Polizeipräsident ihn zu sich bestellte.
»Commissario, der Minister möchte Sie für eine gewisse Zeit nach Wiesbaden zum Bundeskriminalamt versetzen. Betrachten Sie das als Beförderung.«
Der kalte Klang dieser Worte traf Ferrara wie eine Kugel in die Brust. Unvorbereitet wie er war, starrte er Adinolfi zunächst nur wortlos an. »Nach Wiesbaden?«
»Ja. Im Auftrag des Innenministeriums, als italienischer Verbindungsbeamter. Ein ehrenvoller Posten. Und Ihre Frau ist doch Deutsche, sie wird sich bestimmt freuen, für eine Weile in die Heimat zurückkehren zu können, meinen Sie nicht?«
Im ersten Moment war der Commissario versucht, sich mit aller Entschiedenheit zu widersetzen. Es war nicht seine Art, den Kopf zu beugen und zu diplomatischen Mitteln zu greifen. Nicht umsonst galt er im Ministerium als Außenseiter, als bunter Hund. Diesmal jedoch strengte er sich an, sich sein impulsives Aufbegehren nicht anmerken zu lassen, und bediente sich einer anderen Strategie, indem er das Spiel erst einmal mitspielte. »Danke, Herr Präsident, ich weiß das Angebot zu schätzen und bin mir bewusst, dass es sich um eine Beförderung und einen prestigeträchtigen Posten handelt, der von vielen Kollegen angestrebt wird. Trotzdem würde ich lieber in Florenz bleiben, zumindest noch eine Zeit lang.«
»Ferrara, mein lieber Ferrara, Sie können doch nicht immer in Florenz bleiben. Unser Beruf bringt nun einmal Versetzungen, Beförderungen, immer neue Erfahrungen und Herausforderungen mit sich. Außerdem sollten Sie sich nicht ständig mit unseren Oberen anlegen. Das ist kontraproduktiv – auf diese Weise verurteilen Sie sich selbst dazu, für den Rest Ihres Lebens Commissario zu bleiben. So werden Sie nie Polizeipräsident. Sie wissen, dass es eine Altersbeschränkung für jeden Posten gibt und dass Ihnen ab einem gewissen Zeitpunkt, bei ausbleibender Beförderung, die Entscheidung durch eine Versetzung in den Ruhestand abgenommen wird.«
Ferrara stöhnte innerlich auf. Das war das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass Adinolfi ihn mit »mein lieber Ferrara« tituliert hatte. Vielleicht freut sich Petra wirklich, überlegte er.
»Herr Präsident, wenn diese Versetzung eine Lösung für den Polizeichef darstellt, werde ich darüber nachdenken.«
»Gut, betrachten Sie es dennoch als vorübergehende Lösung. Für ein Jahr, eventuell verlängerbar auf zwei Jahre. Darüber hinaus werden Sie den Status eines Auslandsbeauftragten haben und alle damit verbundenen Vergünstigungen genießen, auch finanzieller Art. Und das ist schließlich nicht zu verachten heutzutage! Finden Sie nicht auch?«
»Ich gebe Ihnen Bescheid.«
»Überlegen Sie es sich, aber Sie sollten wissen, dass der Polizeichef seine Entscheidung bereits getroffen hat. Ganz unter uns, ich denke, dass die Maßnahme dem Innenminister schon zur Unterzeichnung vorliegt. Noch
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