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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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sie über den bevorstehenden Sommerurlaub sprechen. Vielleicht würde er sogar einen der Romane aus dem Buchklub anfangen, dem seine Frau in der Hoffnung beigetreten war, ihn, Michele, mehr zum Lesen zu bringen.
    Und dann schön ins Bett und schlafen.
    Wie sollte er ahnen, dass sein Schlaf nach nicht einmal sechs Stunden jäh unterbrochen und seine Pläne für den nächsten Tag über den Haufen geworfen werden würden.
    49
    Er las Sakrileg .
    In seinen Lieblingssessel gelümmelt, vergnügte er sich mit dem neuesten Thriller von Dan Brown, der gerade weltweit Furore machte. Auch er fand ihn faszinierend. Auf dem Boden neben dem Sessel die halb volle Scotch-Flasche. Hin und wieder goss er sich etwas davon ins Glas und gab Eiswürfel aus einem Kübel auf dem Tisch dazu. Immer nur wenig, denn er musste einen klaren Kopf bewahren für die Verabredung später am Abend.
    Zwischendurch steckte er ein Lesezeichen zwischen die Seiten und stand auf. Vom Fenster aus blickte er auf die Piazza Santa Croce, die stets bevölkert von Touristen, Pennern und diesen ausländischen Drogendealern war, die den Platz zu ihrem Stützpunkt erkoren hatten. Er hasste sie jetzt mehr denn je. Bald würde er etwas gegen sie unternehmen müssen.
    Um acht klappte er das Buch endgültig zu. Er hatte gerade die Stelle über die Bedeutung der Rose gelesen, die in der Symbolik des Priorats den Heiligen Gral vertrat. Zur Römerzeit galt sie als Zeichen der Geheimhaltung, weshalb man sie damals zum Schutz der Privatsphäre oder heimlicher Vorgänge an verschlossene Türen zu hängen pflegte.
    Interessant!
    Er ließ sich auf den Perserteppich nieder und machte rund hundert Liegestütze, um seine Muskeln zu trainieren. Wie jeden Tag. Dann ging er ins Bad und zog den durchgeschwitzten Trainingsanzug aus. Er stellte sich unter den Massagestrahl der Dusche, presste die Hände an die Schläfen und atmete tief ein und aus. Nachdem er sich eine Viertelstunde lang vom heißen Wasser hatte geißeln lassen, trocknete er sich ab und zog den weißen Bademantel mit seinen eingestickten Initialen auf der linken Tasche an.
    Im Schlafzimmer sah er zu dem Wecker auf dem Nachttisch hin, der einundzwanzig Uhr sechsundzwanzig anzeigte.
    Er hatte noch anderthalb Stunden Zeit.
    Er schaltete das Licht ein und blieb lange vor dem Schrankspiegel stehen. Ließ den Bademantel zu Boden fallen und betrachtete sich. Er gefiel sich, besonders mit den langen, breiten Koteletten, die er sich hatte wachsen lassen. Bei einer Größe von eins zweiundachtzig wog er kaum mehr als achtzig Kilo. Seine Arme waren lang, sein Körper perfekt. Breite Schultern, schmale Hüften, bestens durchtrainiert. Er blickte in das Spiegelbild seiner grauen Augen, dieser großen Augen, die durch ihren kühlen Ausdruck einzuschüchtern wussten.
    Schließlich streckte er sich auf dem Bett aus, um ein wenig zu ruhen, in der Gewissheit, dass der Schlaf ihn nicht übermannen würde. Doch die Gespenster der Vergangenheit, die dunklen Regungen seines Herzens, begannen wieder, ihn zu plagen, und ließen ihm keinen Frieden. Verschwommen tauchte eines der Bilder vor ihm auf, die immer wieder seine Träume heimsuchten. In letzter Zeit verfolgten sie ihn häufiger und ließen ihn sogar manchmal aufschrecken. Ein Mann, groß und massig, musterte ihn ohne die geringste Gefühlsregung, zuweilen sogar verächtlich. Dabei war er noch einKind. Unversehens machte er eine wegwischende Geste. Er wollte diesen Anblick auslöschen. Ein für alle Mal.
    Bald würde er das ganz konkret tun.
    Die Stunde war nicht mehr fern.
    50
    NACHT VON SAMSTAG, 26. JUNI, AUF SONNTAG, 27. JUNI
    Die Haut kaffeebraun.
    Die Haare lackschwarz und geradezu unnatürlich glänzend.
    Das verstörte Engelsgesicht zu Boden gewandt.
    Der Hals lang und schmal.
    Die Arme über dem Kopf erhoben.
    Die Füße übereinandergekreuzt.
    Sie war wohlgeformt und verdammt schön.
    Nackt noch attraktiver als angezogen.
    Hinter ihr der Altar mit zwölf akkurat aufgereihten schwarzen Kerzen, die ein flackerndes Licht warfen.
    Sie war nicht allein.
    Mehrere Gestalten in schwarzen Kapuzenumhängen betrachteten sie fast versunken. Auf einmal löste sich eine aus der Gruppe, ging hinter den Altar und stellte sich vor das an der Wand hängende Kreuz. Die Christusfigur, die auf dem Kopf stand, schien im Kerzenschein zu schwanken. Während die anderen Gestalten einen Kreis bildeten und sich an den Händen fassten, murmelte der Zelebrant einige unverständliche Worte. Dann trat er

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