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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Mannes und zog das rechte Bein nach. Eine kleine Gruppe folgte ihnen im Gänsemarsch, und innerhalb weniger Minuten hatten sie den Friedhof und die Familienkapelle erreicht. Die Beisetzung würde jedoch daneben, in der Erde, erfolgen, und das Grab war bereits ausgehoben worden. Aus einiger Distanz sahen ein paar Journalisten zu, die dies und das notierten, während ein Fotograf diskret seine Bilder schoss. Es gab zahlreiche Kränze. Der Sarg wurde in das Grab hinabgesenkt, und Giovanna Innocenti wurde von der Erde verschlungen. Für immer.
    Danach, als wäre eine Theatervorstellung zu Ende, zerstreuten sich die Leute schnell. Die Ersten waren das Ehepaar Innocenti. Die beiden gingen schon, als die Friedhofsgärtner noch nicht einmal Erde auf den Sarg geschaufelt hatten. Im Vorbeigehen sah Alvise Innocenti den Maresciallo feindselig an. Es war nur ein flüchtiger Moment, aber Gori bemerkte es sehr wohl. Dann fuhren die Autos ab, an der Spitze der dunkle Mercedes E-Klasse der Innocentis. Der Maresciallo verließ den Friedhof als Letzter und wurde draußen von Sara Genovese angesprochen.
    Sie schien auf ihn gewartet zu haben und sah sich nervös um. Ihr schönes Gesicht war schmerzverzerrt. »Maresciallo, werden Sie ihn fassen? Werden Sie diesen Verfluchten fassen, der mir Giovanna genommen hat?« Es war das zweite Mal, dass sie ihn das fragte. Die Frage entsprang ihrem schrecklichen Kummer, wusste Gori, aber er hielt sich bedeckt.
    »Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, Signora. Die Ermittlungen laufen, und ich kann mich noch nicht dazu äußern«, antwortete er fest und musterte sie. Es war vielleicht nur Einbildung, doch ihm schien, als wäre kurz ein harter Ausdruck in ihre Augen getreten.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht aushorchen«, sagte sie und wirkte fast beschämt. Dann ging auch sie langsam und zögernd davon. Der Maresciallo stand an die Einfriedungsmauer gelehnt, von der aus man das Stadtpanorama mit einem Blick erfassen konnte, und sah ihr nach, als sie die lange Treppe hinunterlief. Unten angekommen, hielt sie auf die Viale Galileo zu und stieg auf der Beifahrerseite in einen BMW Z3, der dort mit eingeschalteter Warnblinkanlage stand. Gori versuchte, den Fahrer zu erkennen, aber er war zu weit entfernt. Offensichtlich hatte da jemand auf sie gewartet. Der Maresciallo blieb noch einen Moment stehen und wiederholte im Geiste ihre Worte, als wollte er sie sich einprägen:
    »Werden Sie diesen Verfluchten fassen?«
    Steckte ein wirkliches Verlangen nach Gerechtigkeit hinter diesem Drängen, oder wollte sie nur die Ermittlungen von sich ablenken?
    Unterdessen vollendeten die Friedhofsangestellten ihre Arbeit.
    Sie bemerkten nicht, dass jemand sie beobachtete, versteckt hinter einer Kapelle. Nachdem schließlich auch sie fort waren, kam der Mann hervor, sah sich nach allen Seiten um und näherte sich vorsichtig der aufgeworfenen Erde. In leicht gebückter Haltung bekreuzigte er sich rasch und warf die rote Rose, die er dabeihatte, auf die Kränze und Blumensträuße. Dann ging er unauffälligen Schrittes und mit gesenktem Kopf zu einem Seitenausgang und schloss das schmiedeeiserne Tor hinter sich.
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    Zurück in der Carabinieri-Station, teilten sie die Aufgaben untereinander auf.
    Der Maresciallo würde den Dienstbericht über das Gespräch mit Sara Genovese schreiben und Tag und Uhrzeit für eine neue Befragung festlegen. Außerdem würde er Ferrara kontaktieren und sich nach dem »Fotografen« im Parco delle Cascine erkundigen und schließlich das in der Wohnung des Opfers beschlagnahmte Material auswerten.
    Surace seinerseits würde mittels der Kfz-Kennzeichen die Halter der Fahrzeuge vor San Miniato ermitteln und so viele Informationen wie möglich über sie zusammentragen, vor allem über die noch unbekannten.
    Und Petrucci würde sich mit den Fotos befassen.
    Das Ehepaar Innocenti war in seine Villa zurückgekehrt. Auf der Fahrt hatten sie kein Wort miteinander gewechselt, nur ein paar stumme Blicke getauscht.
    Nun saßen sie nebeneinander in der geräumigen Küche.
    »Möchtest du einen grünen Tee, Lieber?«, fragte die Frau.
    »Ja, Laura. Sag Karin Bescheid.«
    »Nein, ich brühe ihn selbst auf. Karin ist mit den Pistazienkeksen beschäftigt. Sie nimmt die Pistazien aus Bronte, die du so gern magst.« Sie stand auf und hinkte beim Gehen mehr als gewöhnlich, vielleicht wegen des anstrengenden Tages.
    Alvise zündete sich eine Zigarette an und inhalierte gierig. Dabei dachte er

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