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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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hinter die Frau, die nach wie vor regungslos dastand wie eine Mamorstatue oder einposierendes Künstlermodell. Er hob den linken Arm, und eine schmale, scharfe Klinge blitzte auf. Mit einer entschiedenen Bewegung vollführte er einen Schnitt vom rechten zum linken Ohr und durchtrennte die Halsschlagader und die anderen Venen und Arterien des Halses, als schlachtete er ein Zicklein. Die Frau stöhnte laut auf und fiel zuerst auf die Knie, dann nach vorn mit dem Gesicht nach unten. Aus ihrem Mund flossen Speichel und Blut, schließlich nur noch Blut, das sich in einem Schwall auf den Steinfußboden ergoss.
    Zwei der Kapuzengestalten drehten sie auf den Rücken, breiteten ihre Arme aus und spreizten die Beine, während eine andere sich zur Tür zurückzog. Die Augen der Frau waren so weit aufgerissen, dass sie aus den Höhlen zu treten schienen.
    Der bewaffnete Kapuzenmann beugte sich über sie und schnitt ihren Körper vom Brustbein bis zur Scham auf. So tief, dass die Gedärme hervorquollen. Er entnahm einige Organteile und legte sie in eine Kühltasche. Ein anderer mit einem Kanister in der Hand schüttete Flüssigkeit zuerst auf die Leiche und danach auch um sie herum. Ein Streichholz zischte überlaut auf, und gleich darauf schoss eine Stichflamme in die Höhe.
    Die Kapuzenmänner gingen in die graue Nacht hinaus und zerstreuten sich in verschiedene Richtungen.
    Ein leichter Nebel war aufgestiegen, der sie verschluckte, als sie den Waldrand erreichten.
    In der kleinen Kirche griffen die Flammen schnell um sich, und dichter, dunkler Rauch drang aus der offen stehenden Tür.
    Bald würden sie alles verzehrt haben.
    Die Bestrafung war vollstreckt worden, nach dem strengsten aller Rituale. Weil die Frau das Pech gehabt hatte, einem ins Gesicht zu blicken, der unerkannt bleiben musste.
    Ein unverzeihlicher Fehler.
    51
    Das Telefon schrillte beharrlich im stillen Schlafzimmer.
    Petra konnte gerade noch einen Schreckensschrei unterdrücken. Zwar war sie an nächtliche Anrufe gewöhnt, aber offenbar hatte ihre Reizbarkeit den Höhepunkt erreicht.
    Der Commissario streckte den Arm zum Nachttisch aus und nahm ab. Ein knapper Wortwechsel, dann sprang er mit zerzausten Haaren und vom Schlaf verquollenen Augen aus dem Bett.
    Dies würde keiner dieser gemütlichen Sonntage werden, an denen das Aufwachen sich so ganz anders anfühlte, so ganz anders schmeckte als in der Woche. An denen Ferrara sich nicht beeilen musste, weil der Fahrer unten wartete, und sich gern noch lange im Bett räkelte, auch wenn er ausgeschlafen hatte. An denen er einfach daliegen und auf Petra lauschen konnte, die zur üblichen Zeit aufgestanden war und sich in der Wohnung zu schaffen machte.
    Eine knappe Stunde später war der Commissario am Tatort, der bereits mit rot-weißem Band abgeriegelt worden war.
    Eine surreale Szenerie: Feuerwehrwagen, Polizeiautos, starke Fotozellen-Scheinwerfer, die die kleine Kirche und die nähere Umgebung taghell erleuchteten.
    Er ging hinein.
    Ein schauerlicher Anblick bot sich ihm.
    Die Feuerwehrleute waren noch bei der Arbeit.
    Er sah nach oben, wo anstelle der Decke eine enorme Rauchwolke vor einem bleigrauen Himmel hing.
    Unten auf dem Boden lag eine Leiche. Arme und Beine waren angewinkelt, da die Sehnen sich in der Hitze zusammengezogen hatten. In diesem Moment hoffte der Commissario nur, dass das Wasser nicht zerstört hatte, was den Flammen getrotzt hatte. Er machte ein paar Schritte rückwärts aus der Kirche hinaus und zündete sich eine Zigarre an, während er darauf wartete, dass die Löscharbeiten beendet wurden.
    In der Ferne sah man die Lichter von Sesto Fiorentino, einer wohlhabenden, an Florenz angrenzenden Gemeinde, auf deren Hügeln sich Parks erstreckten und Villen erhoben, die über die Jahre von vornehmen und adeligen Familien erbaut worden waren.
    Plötzlich rief ihn jemand. Es war der junge Beamte von der Zentrale, der den Einsatz vor Ort koordinierte. Schweißgebadet und ein wenig grün im Gesicht, machte er nicht den Eindruck, als wäre er an Grauen dieser Art gewöhnt. »Commissario«, keuchte er schon beim Herbeikommen, »als wir eingetroffen sind, hat es unheimlich nach Benzin und verbranntem Fleisch gestunken. Die Leiche kohlte noch. Wir haben die Umgebung mit Jodiolux-Scheinwerfern und Taschenlampen abgesucht und ein paar Schritte von hier einen Fünf-Liter-Benzinkanister mit Benzinresten sichergestellt. Er lag auf der Seite, ohne Verschluss. Es gibt auch Fußabdrücke auf dem Gelände,

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