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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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Zigaretten«, sagte sie zu mir. »Komm, folge mir unauffällig.«
    Brav wie ein Hündchen folgte ich ihr, trabte an den Automaten vorbei und durch die Roulettelounge und dann die Treppe hinunter zum ersten Stock. Dort war es menschenleer. Victoria hob das Vorhängeschloss an, das die Flügeltür zu dem ungenutzten Spielbereich sicherte, und rappelte an der Kette.
    »Machst du das bitte auf?«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Sehe ich aus, als würde ich Scherze machen?«
    Tja, um ganz ehrlich zu sein, eigentlich nicht. Viel angefressener konnte man kaum aussehen. Verkniffenes Gesicht, zusammengebissene Zähne und farblose, zu einem schmalen Strich verzogene Lippen.
    »Aber die Kameras«, protestierte ich.
    »Ach, ich bitte dich, Charlie. Riskier’s einfach. Du bist ein Einbrecher. So was machst du doch dauernd .«
    Wobei ich es im Allgemeinen eben gerade tunlichst vermeide, irgendwelche unnötigen Risiken einzugehen. Aber unter diesen Umständen erschien es mir wesentlich gefährlicher, das Schloss nicht zu knacken.
    Also griff ich in meine Smokingjacke und holte das Brillenetui heraus. Ich machte mir nicht die Mühe, Handschuhe überzuziehen – schließlich hatte ich ja nicht vor, irgendwas mitgehen zu lassen (zumindest meinem derzeitigen Kenntnisstand nach), und indem ich mich mit dem Rücken zur Kamera oben am anderen Ende der Treppe postierte, verstellte ich den Blick auf das Geschehen. Das Vorhängeschloss war ein sehr schlichtes Modell, und ich ließ mich tatsächlich dazu herab, eine simple Anfängertechnik zu verwenden und es zu unterlegen – indem ich zwei dünne Metallplättchen zwischen den Bügel und das eigentliche Schloss schob und diese dann drehte, bis der Riegel aufsprang und das Schloss aufschnappte. Ich hatte das Schloss geöffnet und die Kette von den Türgriffen gezogen, noch ehe Victoria mit dem Fuß aufstampfen konnte. Falls jemand uns erwischte, könnten wir einfach behaupten, es sei schon so gewesen. Und da das Vorhängeschloss unbeschädigt war, wäre es schwer, uns das Gegenteil zu beweisen.
    Ich war sehr dafür, die Tür vorsichtig aufzuschieben und erst rasch einen Blick hineinzuwerfen, aber Victoria riss mir den Türgriff aus der Hand und marschierte tolldreist hinein.
    »Taschenlampe«, kläffte sie.
    Ich klickte meine Stiftlampe an und stocherte damit in der Finsternis herum. In dem abgedunkelten Raum herrschte ein unglaubliches Chaos. Drei gedrungene Spieltische waren unter Staubschutzplanen verschwunden, und darauf türmte sich ein wüstes Durcheinander aus Farbeimern, Pinseln und Malerrollen. Nackte Leitungen hingen von der Decke und hatten sich in farbbespritzten Trittleitern verfangen. Der Boden war mit einem Teppich aus dicken, hastig zusammengeklebten Plastikplanen bedeckt. Es knisterte beim Drauftreten.
    »Hier rüber.« Im Zickzackkurs bahnte Victoria sich einen Weg durch die Verschönerungsutensilien zu einem der Panoramafenster am anderen Ende des Saals. Dort hockte sie sich auf einen gusseisernen Heizkörper und schnippte mit den Fingern. »Zigarette.«
    Ich bot ihr mein Päckchen an, dann mein Zippo, und dann zündete ich mir selbst eine an. Victoria hauchte ein Rauchwölkchen auf die einfach verglasten Fenster. Draußen glitzerten die teerartigen Wasser des Canal Grande im Licht der Laternen des Casino-Anlegers. Unser gestohlenes Boot schaukelte sanft in den Wellen ganz am Ende, wo es höchstwahrscheinlich keine unerwünschte Aufmerksamkeit erregen würde.
    Ich schaltete die Taschenlampe aus, drehte mich um und sah nach der Tür hinter uns. Jenseits der Hüttensiedlung aus Trittleitern und Gerüsten waren nur Schatten zu erkennen.
    »So, und jetzt erzählst du mir von dem Aktenkoffer«, sagte Victoria und seufzte tief.
    »Habe ich doch schon.« Ich nahm einen Zug. »Schön wäre es, wenn wir uns das Ding mal etwas genauer anschauen könnten, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie identisch sind. Metallgehäuse. Innenfutter aus Noppenschaumstoff. Messingzahlenschlösser. Kunststoffgriff.«
    »Tja, ist dir nie in den Sinn gekommen, der Graf könne womöglich schon mal eins dieser Turniere gewonnen haben?« Victoria zog hastig an ihrer Zigarette und blies dann den Rauch aus den Mundwinkeln. »Er muss ziemlich gut sein, sonst hätte er es nicht bis an den Finaltisch geschafft. Und wenn der Gewinn ebenfalls aus einem gut gefüllten Geldkoffer bestand, wäre es doch nur logisch, wenn er den in seinem Tresorraum aufbewahrt hätte.«
    »Möglich wäre das schon«, gab ich

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