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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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Tischs. Worauf ich Victoria entschlossen am Arm packte und sie hinter mir her zur Bar schleifte, wo ich unsere Getränke stehen ließ und stattdessen zwei Prosecco orderte. Konnte schließlich nicht schaden, sich möglichst unauffällig unters Volk zu mischen, oder?
    »Also«, brummte ich, »wusstest du, dass dein Vater in Venedig ist?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete sie schnippisch. »Ich bin genauso perplex wie du.«
    Ich starrte sie durchdringend an. Weiß der Himmel, warum. Besonders subtil war das nicht, und es brachte uns keinen Schritt weiter.
    »Hast du was im Auge?«, fragte sie.
    »Das ist mein Verhörblick.«
    »Tja, dann würde ich dir dringend empfehlen, den noch mal zuhause vor dem Spiegel zu üben. Momentan siehst du nämlich aus, als hättest du schreckliche Zahnschmerzen. Und wenn du den bösen Blick richtig gut draufhast, würde ich dir raten, ihn nicht bei mir anzuwenden, vor allem nicht, wenn ich die Wahrheit sage.« Sie trank einen Schluck Perlwein und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn du es genau wissen willst, bin ich ziemlich angefressen. Ich habe Mum gesagt, dass ich dich in Venedig besuche, und sie hat es ihm garantiert weitererzählt. Verdammt, es wäre doch viel einfacher, sich hier zu verabreden, statt für ein kleines Wiedersehen eine halbe Weltreise machen zu müssen. Aber nein, es ist ja zu viel verlangt, mir zu sagen, wann er wo ist. Lieber soll ich ihm hier einfach völlig ahnungslos in die Arme laufen.«
    »Du bist unfair«, entgegnete ich. »Bestimmt war das nicht seine Absicht. Vermutlich wollte er vermeiden, dir überhaupt zu begegnen.«
    Aus unerfindlichen Gründen trug ich auch Sekunden später noch kein Eau de Prosecco im Gesicht. Aber das verdankte ich wohl glücklichen Umständen. Langsam dämmerte mir, dass ich womöglich ein klein wenig taktvoller sein sollte.
    »Vielleicht wollte er sich ja nach dem Turnier bei dir melden«, mutmaßte ich.
    »Ach, willst du damit sagen, ich soll auch noch dankbar sein, dass er so rücksichtsvoll und entgegenkommend ist?«
    »Nein, ich, ähm ...« Ich zuckte die Achseln. »Na ja, ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich damit sagen wollte. Eigentlich wollte ich bloß was sagen, damit du dich nicht so mies fühlst.«
    »Na, Glückwunsch.« Begeistert reckte sie die Daumen. »Hast du toll hingekriegt.«
    »Ach Vic. Du weißt doch, was man über Sarkasmus sagt, oder?«
    »Ähm, ja, ich erinnere mich vage.« Sie ballte die rechte Hand zur Faust und betrachtete ihre Knöchel. »Irgendwas in der Art, dass es immer noch besser ist als ein Schlag ins Gesicht?«
    »Hey, hey«, murmelte ich und trat einen Schritt zurück.
    Sie schaute in ihr Sektglas. »Oder ein tätlicher Angriff mit einem abgeschlagenen Glas vielleicht?«
    »Immer langsam.« Ich hob die Hände schützend vors Gesicht, als stünde ich einem Tiger im Käfig gegenüber. Wobei, jetzt, wo ich so darüber nachdachte, vielleicht wäre eine Begegnung mit einer gestreiften Safarikatze sogar vorzuziehen. »Wie wäre es«, schlug ich vor, »wenn wir über was anderes reden? Ich habe etwas beobachtet, das dich sicher interessieren wird.«
    »Eine Beobachtung? Oh, toll. Klingt faszinierend, Charlie. Na, dann leg mal los und erzähle mir von deiner großartigen Beobachtung .«
    »Ähm, also gut.« Ich zögerte. »Nur damit es keine Missverständnisse gibt, meinst du das gerade ernst, oder soll ich doch lieber die Klappe halten?«
    »Sprich. Fass dich kurz. Vielleicht lasse ich dann Gnade vor Recht ergehen.«
    Oh Mann.
    »Der Aktenkoffer«, setzte ich an. »Der oben an der Decke im Glaskasten hängt? Na ja, ich könnte schwören, der sieht genauso aus wie der, den ich von Graziella bekommen habe. Weißt du, der mit dem explosiven Inhalt.«
    Stirnrunzelnd schaute Victoria mich an. »Du könntest schwören, dass er genau so aussieht, oder er sieht genau so aus?«
    »Er sieht genau so aus. Glaube ich.«
    Sie nickte. »Weiter.«
    »Na ja, das ist doch ziemlich eigenartig, findest du nicht? Der Graf sollte heute Abend auch hier sein und um das dicke Preisgeld spielen. Und der Aktenkoffer, den ich in seinen Palazzo bringen musste, gleicht dem Köfferchen mit dem Preisgeld wie ein Ei dem anderen.«
    »Und was glaubst du, was das bedeutet?«
    »Weiß ich auch nicht so genau. Ich dachte, dir fällt dazu vielleicht was ein.«
    Und wie Victoria was dazu einfiel. Zu meinem Glück behielt sie es aber für sich und stürzte stattdessen ihren Sekt herunter.
    »Ich brauche eine von deinen

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