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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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einige Kontaktleute hier in Europa, von denen ich mir erhoffte, sie könnten die beiden vielleicht identifizieren, also habe ich ihr versprochen, die Fotos ein bisschen herumzuzeigen.«
    »Und hast du das auch gemacht?«, fragte Victoria.
    »Natürlich. In der Zwischenzeit hatte Eunice in Erfahrung gebracht, dass der Mann irgendeinen Titel trug – ein kleiner, unbedeutender Graf von Venedig oder so ähnlich, hatte sie munkeln gehört. Meine Informanten bestätigten das. Wir erfuhren sogar, wie er hieß. Borelli . Aber keiner von uns konnte in Erfahrung bringen, wer seine illustre Begleiterin war. Gerüchten zufolge war der Graf angeblich ein ziemlicher Playboy, weshalb wir davon ausgingen, sie sei bloß eine vorübergehende Randerscheinung.«
    Victoria rückte bis zur Sesselkante vor. »Und was ist dann passiert? So was Ähnliches wie heute Abend? Haben die beiden John irgendwie über den Tisch gezogen?«
    »Jedenfalls nicht so wie erwartet.« Alfred stürzte den letzten Schluck Whisky hinunter, wobei sein sehniger Hals anschwoll und sich zusammenzog wie ein Darm. Er schaute auf das leere Glas und drehte es in den Händen. »John gewann tatsächlich das Turnier. Das Preisgeld war kein Vermögen – in Monte Carlo zu gewinnen schmeichelt mehr dem Ego als dem Portemonnaie –, aber soweit ich weiß, bekam er beinahe eine Viertelmillion Euro ausgezahlt.«
    »Wow. Schön für John und Eunice.«
    Alfred lächelte verdrießlich. »So schön nun leider auch wieder nicht. Nach dem Turnier mieteten sie ein Auto, um nach Cannes zu fahren. Sie wollten ein bisschen feiern, aber irgendwo auf der Küstenstraße hinter Nizza hatten sie einen Unfall.« Er holte tief Luft. »Sie sind beide umgekommen.«
    »O Gott.« Entsetzt schlug Victoria die Hände vor den Mund. »Das ist ja entsetzlich. Das tut mir so leid.«
    »Einen Unfall?«, mischte ich mich ein. »Was heißt das? Sind sie mit einem anderen Wagen kollidiert?«
    »Nein, es war kein anderes Fahrzeug beteiligt.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Bloß ihr kleiner Renault. Nach allem, was ich weiß, ist er explodiert – in die Luft geflogen, als sei er über eine Landmine gefahren. Sie hatten nicht die geringste Chance.«
    Ich schaute Victoria an. Mir schwirrte der Kopf vor lauter Fragen, aber sie kannte ihren Vater besser als ich. Also ließ ich ihr den Vortritt.
    »Dad«, setzte sie an, »willst du damit sagen, du glaubst, Graf Borelli sei irgendwie für ihren Tod verantwortlich?«
    »Wenn das Leben mich eins gelehrt hat, Schätzchen, dann, dass es nicht viele Zufälle gibt. Ich habe immer auf Eunice’ Bauchgefühl vertraut. Im Laufe der Jahre haben wir einige dicke Gewinne sausen lassen, weil sie das Gefühl hatte, irgendwas sei faul. Wenn sie also glaubte, dass mit Borelli und seiner Begleiterin irgendwas nicht stimmte, dann bin ich geneigt, das zu glauben.«
    »Das ist aber noch lange kein Beweis, Dad.«
    Alfred drückte Victorias Knie. Dann lächelte er sie matt an. »Du hast Recht. Weshalb deine Mutter und ich, als wir einsehen mussten, dass die Polizei in der Sache rein gar nichts unternimmt, ja auch beschlossen haben, dass ich hierherfahre und mich ein bisschen umschaue, ob ich nicht selbst etwas herausfinden kann. In Frankreich bin ich nicht weit gekommen – Polizei und hoteleigener Sicherheitsdienst waren wirklich keine Hilfe –, aber dann habe ich von dem Black-Jack-Turnier in Venedig erfahren und dachte, das ist die perfekte Gelegenheit, den Grafen auf seinem eigenen Terrain unter die Lupe zu nehmen.« Er tätschelte Victorias Bein und schien dann nicht zu wissen, was er mit seiner Hand anstellen sollte. Schließlich ballte er sie zur Faust, die er dann auf die Sessellehne legte. »Ich hatte gehofft, ihn vielleicht ein bisschen beobachten zu können, um herauszufinden, ob er sich irgendwie verraten würde. Womöglich sogar genügend Beweise sammeln, um damit zur französischen Polizei zu gehen und die so zu blamieren, dass sie ihn einfach festnehmen müssen, oder, sollte das nicht funktionieren, den Fiesling selbst zur Rede zu stellen. Und wenn nicht«, brummte er und öffnete die Faust, als ließe er etwas frei, das er die ganze Zeit über festgehalten hatte, »dann habe ich zumindest mit dem sehr verlockenden Gedanken gespielt, ihm wenigstens das Preisgeld abzuknöpfen. Schien mir eine äußerst passende Bestrafung – zumindest wäre es ein guter Anfang. Und falls nichts von alledem sich als durchführbar erweisen sollte, dachte ich, ich könnte die anderen

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