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Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Titel: Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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Aber auf Ly wirkte sie ausgesprochen anziehend. Sie lächelte und zeigte gleichmäßige weiße Zähne.
    »Ja, bitte?«
    »Pham Van Ly«, stellte er sich vor, während sie ihn noch fragend ansah. Ly räusperte sich. Manchmal war es ihm regelrecht unangenehm, seinen Beruf zu nennen. »Polizei. Ich würde gerne kurz mit Ihnen reden«, sagte er leise und etwas abgehackt. Sie nickte, fasste ihn am Arm und zog ihn durch einen Flur. Soweit Ly das so schnell sehen konnte, gab es in der Wohnung nur zwei Räume zur Straße hin und eine winzige Küche zum Hinterhof. Die Tür zum vorderen Zimmer stand offen. Ein alter Mann hocktedort auf dem Boden und beobachtete ihn. Auf dem Sofa vor dem Fernseher lag ein Mann in Lys Alter und schlief. »Die Nachbarn«, sagte Nguyen Kim Thanh. »Wir teilen uns die Etage. Jede Familie hat einen Raum.«
    Während er vor der Tür zu ihrem Zimmer die Schuhe auszog, ging sie rasch hinein, und Ly sah, wie sie eine Kiste mit Bremsgriffen, Kolben und anderen Ersatzteilen für Motorräder unter das Bett schob.
    Der Raum stand im starken Kontrast zum Treppenhaus, durch das er gekommen war. Er hatte drei Fenster und war auch ohne laufenden Ventilator luftig. Auf dem Bett lagen Kissen und mehrere gefaltete Wolldecken. Der geflieste Boden war mit Matten ausgelegt. Über einem alten Röhrenfernseher hing der Ahnenaltar. In einer Eckvitrine waren die tschechischen Kristallgläser aufgereiht, die in jeder guten Hanoier Wohnzimmervitrine standen, Mitbringsel aus dem sozialistischen Bruderland. In einem Aquarium auf der Kommode schwammen drei Fische, rotbraun-weiß gestreift, mit langen, filigranen Flossenstrahlen. Sie erinnerten Ly an ein explodierendes Feuerwerk. »Feuerfische. Wo haben Sie die denn her?«
    »Ist irgendwas daran verboten?« Die Art, wie Nguyen Kim Thanh das sagte, hatte etwas Trotziges.
    »Sie sind sehr schön. Schwer zu bekommen.«
    »Tee?«
    Ly nahm dankend an.
    »Sind Sie neu? Sonst kommen immer nur Uniformierte. Es ist Mittagszeit. Ich sollte Ihnen etwas zu essen anbieten.« Es hörte sich wie ein Vorwurf an. »Aber ich wollte gerade zu einer Hochzeit.« Ly dämmerte, was sie von ihm dachte. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss.Die Situation war ihm peinlich. Bevor er das Missverständnis aufklären konnte, reichte sie ihm einen Umschlag, den sie unter einem Kopfkissen hervorzog.
    »Nein, nein. Deshalb bin ich nicht hier.«
    »Umschlag« war im allgemeinen Sprachgebrauch schon zum Synonym für Bestechung geworden.
    Sie schaute ihn verdutzt an. Ly dachte an die Kiste mit den Ersatzteilen. Auf gut Glück sagte er: »Ihre Hehlerei interessiert mich nicht. Ich bin wegen einer anderen Angelegenheit hier. Ich würde Ihnen gerne ein paar Routinefragen stellen. Wo waren Sie in der Nacht von Freitag auf Samstag?«
    »Zu Hause.«
    »Gibt es Zeugen?«
    »Meine Tochter.« Ein Leiern in ihrer Stimme verlieh ihrer Aussage etwas Unsicheres. Ly zog seine Vinataba aus der Hemdtasche und bot Nguyen Kim Thanh aus Höflichkeit auch eine an. Zu seiner Überraschung nahm sie an. Nicht viele Frauen rauchten, und heute war sie schon die zweite, die ihm dabei Gesellschaft leistete.
    »Wo war Ihr Mann?«
    Ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, und sie führte schnell die Teetasse an die Lippen. Ly sah, dass ihre Hand zitterte.
    »Mein Mann ist weg. Abgehauen. Zu einer anderen.«
    »Das tut mir leid.«
    »War besser so. Er war ein Nichtsnutz.«
    Ly dachte an seinen Schwager, auch ein Nichtsnutz. »Das tut sehr weh«, sagte er.
    Nguyen Kim Thanh sah ihn konsterniert an. »Was wissen Sie denn schon? Das Schlimmste ist: Mein Manngeht, und ich werde beschimpft. Von Bekannten, Verwandten, Nachbarn.«
    Ly wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, aber er verstand ihren Zorn.
    »Weshalb genau sind Sie hier? Hat es mit meinem Mann zu tun?«, fragte sie zaghaft.
    »Nein, nein«, wehrte Ly ab. Er war verlegen. Er wusste selbst nicht, wieso das Gespräch so persönlich geworden war. Diese Frau faszinierte ihn. Er musste sich anstrengen, sich auf die Befragung zu konzentrieren.
    »Sie haben einen russischen Jeep. Einen UAZ. Wer fährt den Wagen?«
    Sie lächelte amüsiert. »Es wundert Sie, dass eine Frau ein Auto besitzt. Meistens fahre ich mit meinem Roller. Aber ab und an muss ich Dinge transportieren, da ist der Jeep praktisch.«
    »Ein Wagen ist ziemlich teuer.«
    »So ein alter Jeep nicht.«
    »Fährt sonst jemand außer Ihnen das Auto?«
    »Manchmal. Selten.«
    »Und in der besagten

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