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Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi

Titel: Schwarze Schiffe - Kommissar Ly ermittelt in Hanoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Luttmer
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Vielleicht ein Carlsberg?« Sie stand dicht neben ihm, zu dicht für Lys Geschmack.
    »Heute nicht.«
    »Nur ein Bier. Bitte.« Sie würde Provision für jede Flasche bekommen.
    »Nein, verdammt noch mal. Hol deinen Chef.« Sie zuckte zusammen und huschte davon. Sofort tat es Ly leid.
    Während er wartete, betrachtete er die Alkoholika auf der Theke. Seepferdchen, Erdbienen, Bärentatzen, Geckos, eine Königskobra. Es hieß, gegen jedes körperlicheGebrechen liefere die Natur ein Gegenmittel. Hier ging es eindeutig um die Manneskraft. Die eingelegten Tiere hatten den klaren Reisschnaps gelb und ranzig verfärbt.
    Ein Schlag traf Ly gegen den Unterschenkel. Er stöhnte auf und stieß gegen einen Barhocker, der mit lautem Poltern umkippte. Keinen Meter von ihm entfernt lag ein Krokodil. Das Tier musste ihn mit dem Schwanz getroffen haben. Es fixierte ihn, schnaubte, Hals und Kopf zum Angriff erhoben. Ly merkte, wie sein Atem schnell wurde. Schritt für Schritt bewegte er sich rückwärts. Hinter sich hörte er Schritte, wagte aber nicht, den Blick von der Echse abzuwenden. Er hörte ein kratziges Lachen, das sogleich in ein Husten überging. »Ein wirklich schönes Exemplar. Aber keine Angst. Sein Maul ist mit Klebeband verschlossen.«
    Jetzt drehte Ly sich nach der Stimme um. Er war dem Mann nie persönlich begegnet, wusste aber sofort, wer er war. Hai Au , Seemöwe, lautete sein Spitzname. Eine imponierende Gestalt. Groß, breitschultrig, mit stechenden schwarzen Augen. Nur die tiefen Falten um die Augen und seine graumelierten Haare verrieten, dass er schon lange keine 40 mehr war. Es hieß, er habe in allen möglichen illegalen Geschäften seine Finger im Spiel. Ly wunderte sich allerdings, dass er in Hanoi war. Er hatte immer geglaubt, Hai Au lebe im Süden. Sein Revier war bekanntermaßen immer Saigon gewesen.
    »Gegrillt eine Köstlichkeit. Das weiße Bauchfleisch hat die Konsistenz von Fisch und schmeckt dabei wie Huhn«, sagte Hai Au, wieder gefolgt von diesem hustenden Lachen. Mit beiden Händen ergriff er Lys rechte Hand und drückte sie fest. Eine herzliche Begrüßung, wobei seinBlick allerdings abschätzend blieb. »Kommissar Pham Van Ly, welche Freude, dass wir uns auch einmal kennenlernen.«
    Woher wusste er, wer er war? Ly versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös ihn das machte.
    Hai Au stellte eine Schale mit grünen Mangos in Chilisalz auf den Tresen, griff eine Flasche im Regal hinter sich und goss zwei Gläser ein. »Bester Schlangenschnaps.« Mit einem Zwinkern prostete er ihm zu. Ly trank mit, schon um das Gespräch ins Laufen zu bringen.
    »Schießen Sie los. Was liegt gegen mich vor?«, fragte Hai Au und lehnte sich gelassen gegen die Theke. Ly wusste nicht, was er von diesem Mann halten sollte. In seiner herausfordernden Art war er ihm nicht vollends unsympathisch, aber sie standen eindeutig auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes.
    »Es geht um einen Wagen. Ihren Jeep.«
    »Dieses russische Schrottteil? Steht unten am Fähranleger. Hätten Sie ihn gerne?« Er griff in eine Schublade hinter dem Tresen, zog einen Schlüsselbund heraus und und ließ ihn zwischen seinen Fingern schwingen.
    »Nein danke.«
    »Jaja. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Ly der Unbestechliche. Aber glauben Sie mir, jeder hat seine Schwachstellen. Nicht immer geht es dabei um Geld«, sagte Hai Au und schenkte nach.
    »Haben Sie den Jeep in den vergangenen Tagen bewegt? Zum Beispiel in der Nacht zum Samstag?«, fragte Ly.
    »Ich habe ihn seit Monaten nicht gefahren. Ist vermutlich längst eingerostet.«
    »Ich glaube, ich hätte doch gerne den Schlüssel. Das erleichtert der Spurensicherung die Arbeit. Und noch etwas. Wir brauchen Fingerabdrücke von Ihnen.«
    »Die sollten Sie bereits in Ihren Akten haben.«
    »Sie haben ja dafür gesorgt, dass ich da nicht rankomme«, konterte Ly.
    Hai Au hob entschuldigend die Hände, tunkte seinen Daumen in eine Schale mit Sojasoße, die auf einem der Tische stand, und presste ihn auf eine Papierserviette. »Bitte«, sagte er grinsend und hielt Ly das Papier hin.
    Ly überlegte nicht lange und fragte Hau Au nach den Brandzeichen, die im Dreieck angeordnet waren. Wenn jemand wusste, was sie bedeuteten, dann er.
    Hai Au sah Ly mit zusammengekniffenen Augen an, dann lachte er wieder und hustete. »Kommissar. Sie bitten mich um eine Auskunft?«
    »Warum nicht?«
    »Ja, warum eigentlich nicht? An solchen Brandzeichen erkennt man die Bandenzugehörigkeit. Es steht für: Ich brauche

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