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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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entfernt worden war. Die Sieger trieb noch ein paar Fuß weiter und blieb liegen.
    Das Deck des Zweibänkers barst auseinander, und riesige Stichflammen stiegen zu der chiwanischen Galeere empor. Durch den Luftzug entzündete sich auch die übrige Ladung des kleineren Schiffes: mit Pech getränkte Hanfbündel und mit Faustnußöl gefüllte Tonnen explodierten wie ein Vulkan. Innerhalb weniger Sekunden brannte die Galeere lichterloh. Obwohl sie sich mehr als zweihundert Schritt entfernt aufhielt, spürte Shazad die sengende Hitze.
    An der Küste erhob sich ohrenbetäubender Jubel. Die Shasinn hatten die Zermalmer erobert, und eine Gruppe Krieger im Heck des Schiffes hob einen Schild über den Kopf. Auf diesem Schild stand eine Gestalt. Sie hob den Speer aus Stahl, und der ganze Hafen und die Stadtmauer hallten von barbarischem Triumphgeheul und wilden Lobgesängen wider. Erst Saans Stimme brachte Shazad zu sich.
    »Es ist vorbei, Prinzessin«, sagte er zum dritten Mal. »Der Weg ist versperrt, die Flotte kann nicht mehr fliehen. Sie sitzt in der Falle. Die Niederlage ist besiegelt. Lasst uns segeln!«
    Verzweifelt spähte sie zum Hafen hinüber und suchte nach einem Hoffnungsschimmer inmitten des Tumultes. »Wir haben die meisten Schiffe in der Hand!« schrie sie.
    »Aber nicht mehr lange. Seht nur!« Am anderen Ende der Mole griff eine starke Gruppe Shasinn die Nevaner an, die dort Stellung bezogen hatten. »Bald gehört ihnen die Mole, und danach entern sie die Schiffe über die Hecks. Dann ist es vorbei. Kann ich die Segel setzen lassen?«
    Halb verrückt vor Wut und Angst wandte sie sich ihm zu. »Ihr bleibt, wo Ihr seid! Und Ihr rührt Euch nicht, ehe sich nicht der König an Bord befindet!« Ohne ein weiteres Wort rutschte sie an einem Mast auf das untere Deck hinab, wobei sie sich die Handflächen verbrannte.
    »Blutige Axt!« kreischte Shazad. »Schick deine Frauen auf die Mole! Folgt mir!«
    Sie riss sich die beengende Jacke vom Leibe und sprang über Bord – in das flache Wasser. Nach wenigen Schwimmzügen spürte sie steinigen Boden unter den Füßen und erklomm die Mole. Alle Soldaten waren zum anderen Ende geeilt, um sich den Shasinn entgegenzuwerfen. Daher war ihr niemand behilflich. Das Gewicht ihrer nassen Stiefel und der Hose zog sie zu Boden, und sie wünschte, die hinderliche Bekleidung ablegen zu können, aber dafür war keine Zeit. Keuchend und mit schmerzender Lunge rannte sie zur nahe gelegenen Kriegsdrache hinüber. Das Heck des Schiffes ragte hoch über ihr auf, aber schon waren zwei der Kriegerinnen an ihrer Seite und hoben sie hoch, bis sie die Reling berührte und sich an Deck ziehen konnte. Die Frauen folgten ihr wenige Sekunden später.
    Eine Gruppe Männer hatte sich an der vorderen Reling versammelt, und in ihrer Mitte stand das, was aussah wie der Geist ihres Vaters. Die Geschehnisse des Tages hatten ihn zwanzig Jahre altern lassen. Die umstehenden Männer riefen wild durcheinander, und Shazad vernahm immer wieder den Schrei: »Ergebt Euch!« Ein Offizier schlich von hinten auf den König zu, den gezückten Dolch in der Hand. Shazad wies auf den Mann, und eine ihrer Kriegerinnen spaltete ihm den Schädel mit ihrem Kriegsbeil.
    Erschrocken drehte sich der König um. »Shazad? Was tust du hier? Warum bist du nicht …«
    »Geh an Bord der Mondschein, Vater!« schrie sie ihn an.
    »Nein!« rief ein Admiral. »Wir müssen uns ergeben! Vielleicht ist er uns gnädig gesonnen, wenn …«
    »Wenn ihr ihm den König von Neva ausliefert?« brüllte Shazad. Sie wandte sich an ihre Frauen. »Tötet ihn! Tötet alle diese Narren!« Freudig gehorchten die Kriegerinnen. Blut strömte über das Deck.
    »Aber, Shazad …«, hub Pashir mit bebender Stimme an. »Ich muss …« Sie beachtete ihn nicht länger und beugte sich über die Reling. Die Matrosen verteidigten das Schiff, aber die Shasinn hatten bereits den Bug erobert und bewegten sich weiter voran.
    »Harakh!« brüllte sie so laut, dass ihre Kehle zu zerspringen drohte. Er drehte sich um, das Gesicht schweißüberströmt unter dem Helm aus Toonoostoßzähnen. Der Brustpanzer aus mehreren Schichten Haifischhaut schien stark verbeult, und die muskulösen Arme mit unzähligen kleinen Wunden bedeckt, aus denen das Blut strömte. Er rief seinen Männern etwas zu und lief zum Heck.
    »Prinzessin?« Er salutierte.
    »Sucht Eure Leute zusammen und bringt den König in Sicherheit! Seht nur!« Sie wies zur Mole hinüber, die Stück für Stück von den

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