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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der Krieger, die unter seinem Befehl stehen – genau wie im vergangenen Jahr. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie kriegerisch die Shasinn sind. Da auch Ihr einst ein Shasinn wart, wisst Ihr, was ich meine.
    Ich bitte Euch, in größter Eile zu reiten, denn ich bin sicher, dass wir Eurer Hilfe schnellstens bedürfen.‹
     
    Die Unterschrift war deutlich und ohne kunstvolle Schnörkel.
    Die Offiziere, die Hael umringten, wirkten beunruhigt. »Was wollt Ihr tun, mein König?« fragte Bamian.
    »Genau das, was ich ursprünglich plante«, antwortete er, rollte den Brief zusammen und verstaute ihn. »Wenn König Pashir eine Dummheit begangen hat, werden weder meine Männer noch ich dafür bezahlen. Wir ziehen nach Kasin, und dort werde ich hören, wie es steht. Lasst uns weiterreiten.«
    Während sie die Reise fortsetzten, dachte er über den Brief nach. Shazad hörte sich nicht mehr wie die eingebildete und leichtlebige junge Frau an, die er gekannt hatte. Damals war sie kaum mehr als ein Mädchen gewesen und er fast noch ein Knabe. Der Brief verriet, dass sie die Flotte begleitete, und das sah der Shazad, die er seinerzeit erlebt hatte, überhaupt nicht ähnlich.
    Am Morgen des siebten Tages, nachdem sie die Wüste verlassen hatten, kehrten die Späher verwirrt zurück. Die Armee arbeitete sich eine Gruppe grüner Hügel empor, die terrassenförmig angelegt worden waren, um Weinberge und Obstgärten zu beherbergen. Die Späher waren bis zur Spitze geritten.
    »Irgend etwas stimmt mit dem Himmel nicht«, erklärte ein Amsi. »Ich kann es aber nicht gut erklären«, fügte er hinzu.
    »Was kann das sein?« wollte Jochim wissen.
    Sie ritten weiter, und Hael blickte sich um, während die übrigen Späher immer noch verwirrt dreinsahen. Große Wolken türmten sich im Westen auf, und darunter erstreckte sich eine graugrüne Ebene – ein Anblick, der den Steppenbewohnern Rätsel aufgab.
    Hael lachte lauthals. »Das ist das Meer!« rief er. »Dort endet das Land, und dahinter ist nur Wasser und später kommen ein paar Inseln.« Sie verstanden ihn nicht. »Seht doch: Wir stehen auf dem Land. Über uns ist der Himmel, und da drüben ist eine Wasserfläche, so groß wie das Gebiet, das wir gerade hinter uns gelassen haben.«
    »Wie ein riesiger See?« fragte Bamian.
    »Nicht ganz«, antwortete Hael. »Es ist nutzlos, es weiter zu beschreiben. Ihr müsst es mit eigenen Augen sehen. Kommt, bis Mittag können wir dort sein.«
    Die Reiter ließen die Hügel hinter sich und näherten sich der Küste. Sie ritten durch fruchtbares, ertragreiches Ackerland, in dem es kaum Wild gab. Jetzt war die breite Straße gepflastert und in gutem Zustand. In regelmäßigen Abständen waren Wasserbehälter für das Vieh aufgestellt, und Steine zeigten die Entfernung zur Hauptstadt, den wichtigsten Orten des Landes und den großen Festungen an. Ein Teil der Straße verlief entlang der Küste, und die Reiter waren völlig verblüfft von den Ausmaßen des Ozeans, dem Geräusch der Brandung und den unbekannten Gerüchen. Manche zwangen die Cabos, ein wenig ins Wasser zu treten und Menschen und Tiere staunten, wie salzig das Meer war.
    Hier und dort erblickten sie Knaben und Mädchen, die sich in einer uralten Sportart übten: Auf schmalen Planken ritten sie auf den Wellen. Die Reiter hielten das für Magie. Die Segelboote, die in der Ferne auftauchten, hielten sie für Seeungeheuer. Als die Hauptstadt in Sichtweite kam, glaubten die Männer, die Stadtmauern seien natürliche Klippen. Sie zogen sich vom Wasser aus bis zu den Hügeln im Osten hinauf und versperrten den Zugang zu einem ganzen Küstenstreifen, in dem sich eine breite Bucht erstreckte. Haels Offiziere schüttelten die Köpfe über die Größe der Stadt, in der sämtliche Dörfer und Orte, die sie je gesehen hatten, Platz gehabt hätten.
    »Ist es einer Armee möglich, eine solche Siedlung zu stürmen?« fragte jemand.
    »Es ist möglich«, versicherte ihm Hael, »aber äußerst schwierig. Wie ihr seht, liegt Kasin an einem strategisch günstigen Platz. Die Ebene ist versperrt; im Osten liegen die Hügel, im Westen das Meer. Ihr könnt ihn nicht sehen, aber entlang der Nordmauer fließt ein breiter Fluss. Wo er sich mit dem Meer vereint, liegt der Hafen von Kasin. Eine solche Stadt kann man nur mit Hilfe einer riesigen Armee und einer starken Flotte aushungern. Man könnte auch versuchen, die Mauern zu stürmen oder, wenn man im Inneren des Ortes Verbündete hat, durch Verrat eine

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