Schwarze Schilde
Kasernen unterkommen.«
»Viele ziehen es vor, im Freien zu schlafen«, erklärte Hael. »Die meisten Amsi haben noch nie unter einem festen Dach gewohnt.«
»Wir werden uns gut um sie kümmern. Ich wünschte, ich könnte dir mehr Unterhaltung bieten, aber du triffst zu einer schweren Stunde ein.«
»Mir ist aufgefallen, dass viel mehr Wachen auf den Mauern stehen als früher. Marschiert Gasam auf die Stadt zu?«
Pashir seufzte. »Nein, Gasam nicht. Er sitzt in Floria und benutzt die Splitter meiner wundervollen Flotte als Zahnstocher. Ich war ein furchtbarer Narr, Hael. Ich wollte nicht auf dich warten, und dank meines Stolzes und meiner Überheblichkeit versuchte ich, Gasam vom Meer aus zu überwältigen. Es gelang mir nicht. In der Zwischenzeit haben sich meine Beziehungen zu Omia verschlechtert. Im letzten Jahr erfuhr König Oland von meiner Niederlage, und da er wusste, dass ich mit Gasam beschäftigt war, überquerte er die Grenze und besetzte alle nevanischen Gebiete nördlich des Echsenflusses.«
»Das sind schlechte Neuigkeiten«, erklärte Hael. »Aber ich war einmal in Omia. Es ist ein Land der Hirten, nicht der Bauern und Kaufleute, wie Neva. Die Bevölkerung ist nicht zahlreich und überall im Land verstreut. Bestimmt kannst du mit Omia fertig werden, wenn wir Gasam besiegt haben.«
Pashir lächelte. »Du hast gelernt, wie ein echter König zu denken, Hael. Das ist gut. Aber ich befürchte – und ich muss zugeben: ich empfinde wirklich Furcht – dass sich Gasam und Oland gegen mich verbünden. Ich weiß nicht, wie die Chiwaner denken. Aber ich kann nicht auf ihre Hilfe zählen, da ich zwei der kostbaren Festungsschiffe von König Diwaz im Hafen von Floria verloren habe.«
Sie betraten einen kleinen Empfangsraum, in dem Erfrischungen bereitstanden. Auf Pashirs einladende Geste hin ließ sich Hael an einem kleinen Tisch nieder, und der König setzte sich mit knackenden Gelenken ihm gegenüber. Eine Seite des Raumes öffnete sich zu einem wunderschönen Innenhof hin, in dessen Mitte ein sprudelnder Springbrunnen stand.
»Du befindest dich in einer wenig beneidenswerten Lage, mein Freund«, sagte Hael, »aber ich bin gekommen, um mit dir gegen Gasam zu kämpfen. Auch mein Reich grenzt an Omia. Meine nordwestlichen Handelsstraßen führen durch dieses Land. Wir beide haben keine Vereinbarung getroffen, in der es um Omia geht. Ich kam auf deine persönliche Bitte hin, um dir zu helfen, die Eindringlinge von den Inseln zu vertreiben.«
»Und um eine alte Rechnung zwischen dir und Gasam zu begleichen«, erwiderte Pashir.
»Er ist unser gemeinsamer Feind. Ich wäre nicht gekommen, nur um mich zu rächen.«
»Und wenn sich Oland mit Gasam, der unser beider Feind ist, verbündet?«
»Dann«, gab Hael zu, »muss ich meine Beziehung zu König Oland von Omia erneut überdenken.«
Man hatte Hael eine Flucht von Gemächern zur Verfügung gestellt, die er aufsuchte, um sich ein oder zwei Stunden vor dem Festmahl auszuruhen. Als er eintrat, verneigten sich zahlreiche Diener. Dann erhob sich ein Mann, der auf einem Schemel gesessen hatte.
»Choula!« Die beiden umarmten sich freudig.
»Hael, mein Freund!« Der Schriftgelehrte betrachtete ihn prüfend. »Nun, du ziehst dich nicht wie ein König an, aber du siehst trotzdem so aus. Komm, setz dich zu mir, und lass uns etwas trinken. Ich würde gerne mit dir plaudern und erfahren, was in den vergangenen Jahren geschehen ist, aber leider müssen wir uns zuerst über die jüngsten Ereignisse unterhalten.«
»Stimmt. Hast auch du die Seeschlacht miterlebt?«
»O ja. Es war eigentlich keine Seeschlacht, wie du gleich erfahren wirst. Zum Glück ließ der König alle, die nicht am Kampf beteiligt waren, auf den Versorgungsfrachtern unterbringen, als die Kriegsschiffe angriffen. Ich kehrte auf diesen Booten nach Kasin zurück und traf erst vor wenigen Tagen hier ein. Außerdem solltest du dich unbedingt mit jemandem unterhalten. Ach, da ist er ja schon.«
Hael schaute auf. »Kapitän Harakh habe ich bereits kennen gelernt.« Der Offizier setzte sich zu ihnen.
»Ich weiß nicht, was dir der König erzählt hat«, fuhr Choula fort. »Leider neigt er dazu, alles ein wenig zu beschönigen.«
»Er sagte mir, er habe sich wie ein Idiot benommen«, erklärte Hael unverblümt.
»Das stimmt nicht ganz«, meinte Harakh. »Er ist ein alternder Mann, der sich noch immer für den feurigen Offizier hält, der er vor dreißig Jahren war. Und auch nach dem ersten Kampf
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