Schwarze Schilde
Brustpanzer angelegt, sein kurzes Marineschwert jedoch behalten.
Die Ratsherren verneigten sich, als der König den Saal betrat. Er hatte bereits mit den Priestern gesprochen, die – da sie keine Wahl hatten – seinen Vorschlägen zustimmten: Sie alle würden noch einmal eine überraschende Botschaft ihrer Götter erhalten. Der König setzte sich, und die Anwesenden standen auf.
»Ich bringe euch schlechte Nachrichten«, begann er. Dann fiel sein Blick auf einen Mann, der nicht in Kasin weilen sollte. Es war ein Offizier, dessen Gewänder mit Reisestaub bedeckt waren. »Lord Ashgar, seid Ihr es? Warum seid Ihr hier und nicht auf Eurem Posten an der Grenze Omias?« Es bedeutete ein schweres Vergehen, wenn ein Grenzoffizier seinen Posten ohne Erlaubnis verließ.
Lord Ashgar verneigte sich. »Majestät, auch ich bringe schlechte Neuigkeiten. Die nordöstlichen Grenzen rücken in Richtung Hauptstadt zurück. Ich bin auf schnellstem Wege hierher geritten. Wir haben einen weiteren Feind, Hoheit. König Oland von Omia ist in unser Land eingefallen und marschiert bereits auf Kasin zu.«
Pashir bemühte sich, eine starre Miene beizubehalten. Sah so das Ende aus? Langsam ballte er die Finger der rechten Hand zur Faust. Wo blieb Hael?
KAPITEL VIERZEHN
M it großer Erleichterung ließen sie die Wüste hinter sich. Die Tage wurden länger, und in der letzten Zeit war es glühend heiß gewesen. Die letzten der einheimischen Führer hatten sie am Fuß einer zerklüfteten Hügelkette verlassen, die nicht hoch genug schien, um die Bezeichnung ›Berge‹ zu verdienen. Sie bildete das Südende des gewaltigen Gebirges, das die Hochebene vom Flachland im Westen trennte. Hinter diesen Hügeln strömten alle Gewässer in das westlich gelegene Meer.
Die Durchquerung der Wüste hatte sie nur zwei Männer und kein einziges Cabo gekostet. Die Krieger waren an den Bissen unbekannter Schlangen gestorben, als sie ein wenig zu sorglos Feuerholz gesammelt hatten. Niemand war erkrankt, und Hael führte es darauf zurück, dass sie kaum in Berührung mit Einheimischen gekommen waren. Die Wüste war so verlassen, dass man die Dörfer mit Leichtigkeit umgehen konnte. Sobald sie bewohntere Gegenden erreichten, würden ein paar seiner Männer krank werden, obwohl sie ausgesprochen zäh waren.
Die Überwindung der Hügelkette war anstrengend und gefährlich. Sie fanden nicht eine einzige Quelle, und der Boden gab immer wieder nach. Die Hügel schienen zum größten Teil aus losem Gestein zu bestehen, das nur von Erde zusammengehalten wurde, und sie kamen sehr langsam voran, da sie keine Stürze riskieren wollten. Als sie den Westhang erreichten, hob sich die Stimmung. In der Ferne sahen sie grüne Wiesen und Felder, die sorgfältig unterteilt und bearbeitet worden waren. Am Fuß der Hügel stießen sie auf einen kleinen Fluss, an dem sie ihre Cabos tränkten.
Während die Tiere ihren Durst stillten, gesellte sich Jochim zu Hael. »Soll ich Jäger ausschicken, mein König? Es gibt hier sicherlich sehr viel Wild.«
»Erst, wenn wir wissen, wer hier lebt«, entgegnete Hael. »Außerdem laufen in diesen zivilisierten Gegenden nicht so viele Wildtiere herum wie bei uns in der Steppe. Und keine Überfälle! Das müsst ihr den Männern einschärfen. Von hier ab leben die Menschen unter der Herrschaft König Pashirs, und sie dürfen nicht belästigt werden, auch wenn es sich bloß um Bauern handelt.«
Sie ritten in den wundervollen Sommermorgen hinein, und die Späher kehrten zurück, um von großen Siedlungen und einer Grenzfeste zu berichten. Die Festung kam bald in Sicht. Es handelte sich um ein kleines, aus Lehmziegeln erbautes Gebäude mit brüchigen Wehrgängen und einer königlichen Flagge, die im Wind flatterte. Nur selten drohte Neva Gefahr aus Südosten, und man gab lediglich einen winzigen Teil des jährlichen Militärzuschusses für die Instandhaltung in den Provinzen aus.
Ein Caboreiter verließ die Festung und näherte sich der Armee. Ihm folgten hundert Fußsoldaten. Sie stellten sich in zwei gegenüberliegenden Reihen auf, und Hael sah, dass nur wenige hundert Schritt vor ihm eine Straße begann. Sie war nicht gepflastert, sondern bestand aus festgestampftem Lehm und hatte zu beiden Seiten gut angelegte Wassergräben. Die Männer standen stramm, und als Hael sich näherte, hoben sie die Speere zum Salut. Der Offizier trug eine prächtige Rüstung, darüber einen verschlissenen Umhang und hielt seinen Helm unter dem Arm. Mit
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