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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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entgegnete ein weiterer Späher erwartungsvoll.
    »Habt ihr Krieger gesehen, die zu Gasams Armee gehören könnten? Männer, die Haare haben wie ich oder solche Speere?« Er hielt seine berühmte Waffe empor.
    »Wir sind nicht nahe genug herangekommen«, erklärte ein anderer Späher. »Sie lagern auf freiem Feld, und der einzige Wald, der genügend Deckung bot, wurde von ihren Feuerholzsuchern durchstreift.«
    »Dann muss ich selber nachschauen«, sagte Hael. Er rief seinen Offizieren Befehle zu. »Wir schlagen hier unser Lager auf. Wenn der Rest unserer Leute eintrifft, sollen auch sie hier warten. Stellt Wachen auf, wie üblich. Wenn wir kämpfen müssen, wird es frühestens morgen geschehen, daher lasst die Tiere versorgen und ausruhen.«
    In Begleitung eines Spähers ritt Hael in die Richtung, in der sich das Lager der Feinde befand. Noch hielten sie sich weit südlich des Echsenflusses auf, denn er hatte erwartet, dass die Omianer den Fluss überquerten. Die wichtigste Frage lautete: Hatten sie sich bereits mit Gasam zusammengetan? Wenn ja, würde die Schlacht bedeutend härter werden, aber wenigstens hatte er dann die Möglichkeit, die Feinde zu überraschen und beide Armeen auf einmal zu besiegen. Hatten sie sich noch nicht vereint, würde der Krieg länger dauern, aber es wäre nicht schlecht, mehrere kleinere Gefechte auszukämpfen, bei denen ihnen der Sieg sicherer war. Seine nicht allzu erfahrene Armee musste Blut lecken, und schon ein kleiner Sieg würde Wunder für die Einstellung der Nevaner wirkten. Dann gingen sie mit viel größerer Zuversicht in die nächste Schlacht.
    Nach einer Stunde erreichten sie einen bewaldeten Hügel. Dort hielten sie an. Die Straße führte zwischen zwei Hügelkämmen hindurch. »Von dort oben aus könnt Ihr sie sehen«, meinte der Späher. Hael saß ab und reichte dem Mann die Zügel seines Cabos. Er zog ein Fernrohr aus den Satteltaschen.
    »Versteck dich, und warte hier auf mich. Ich gehe zu Fuß weiter.« Den Amsi erschien jeder Fußmarsch als große Unbequemlichkeit.
    Hael verließ die Straße und verschwand zwischen den Bäumen. Er ließ das Langschwert zurück. Es würde ihn nur behindern. Er stopfte das zusammenschiebbare Fernrohr in den Gürtel und zog eine lange, aufgerollte Lederhülle aus der Tasche, die er über den Speer stülpte, um sich nicht durch das Funkeln der Waffe zu verraten, wenn ein Sonnenstrahl auf das Metall fiel. Alle Shasinnkrieger trugen diese Hüllen bei sich, um die Speere bei schlechter Witterung zu schützen.
    Er kletterte den Hügel empor. Es bestand kein Grund zur Eile, und er bewegte sich gemächlich, während er seine Sinne allen Richtungen öffnete. Rings umher spürte er das Leben des Waldes. Die Tiere, aus dem langen Schlaf erwacht, den sie während der Sturmzeit hielten, waren eifrig damit beschäftigt, sich zu paaren, Höhlen und Nester zu bauen und ihre Reviere zu verteidigen. Die Menschen, die sich in Kürze ebenfalls in einen Kampf stürzen würden, bei dem es um Herrschaft und Land ging, wenn auch auf einer weitgreifenderen Ebene, kümmerten sie nicht.
    Laut der Karten musste hinter dem Hügel eine weite Ebene liegen, die sich bis hin zum Echsenfluss erstreckte. Nach der Sturmzeit führte der Strom Hochwasser. Es gab wenige sichere Furten, aber die Straße führte zu einer Stelle, an der man mit einer Fähre übersetzen konnte. Bei normalem Wasserstand befand sich hier eine Furt. Wenn die Omianer – wie Hael vermutete – Fähren benutzten, hatte die Überquerung des Flusses mehrere Tage gedauert. Mit dem Strom im Rücken konnten sie nicht nach Norden zurückweichen. Allerdings war es auch unmöglich, sie ganz einzukreisen.
    Hael sah von der Kuppe des Hügels auf die feindliche Armee hinab. Sie lagerte auf halber Strecke zwischen seinem Beobachtungsposten und dem Fluss. Er schätzte die Anzahl der Soldaten auf ungefähr fünfzehntausend. Seine Späher hatten nicht übertrieben. Selbstverständlich hatten sie nur an die Zahl der eigenen Leute gedacht, da sie die nevanischen Fußsoldaten für bedeutungslos hielten. Standen sich beide Armeen auf dem Schlachtfeld gegenüber, waren die Omianer zahlenmäßig nur wenig überlegen.
    Das fiel anfangs jedoch nicht ins Gewicht. Wenn alles nach Plan ablief, rechneten die Omianer gar nicht mit Haels Bogenschützen. Sie würden der nevanischen Infanterie gegenüberstehen, die aus nur halb so vielen Männern wie die Armee der Feinde bestand. Diesen Fehler wollte Hael weidlich

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