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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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persönlich aufstellen, dessen Männer sich dann hinter ihm sammeln.
    Sobald die Krieger ihre Abendmahlzeit eingenommen haben, müssen die Feuer gelöscht werden. Wenn wir aufbrechen, möchte ich nicht, dass irgendjemand in glühende Asche tritt. Auf dem Marsch dürfen die Männer nur ihre Waffen mitnehmen. Befehle werden allein durch Stimmen weitergegeben, und zwar leise! Wie dunkel es morgen früh auch sein mag, es dürfen keine Fackeln angezündet werden. Die letzte Meile legen wir so lautlos wie möglich zurück. Jetzt passt gut auf, wenn ich euch die Marschordnung erkläre. Unsere Front zieht sich von der linken Flanke zur rechten, daher hält die erste genannte Truppe die linke Flanke, die nächste steht rechts daneben und immer so weiter. Wir wollen morgen die größtmögliche Front zur Verfügung haben.« Er rief die Namen der Einheiten und der Offiziere auf und kratzte Stichworte auf kleine Wachstafeln.
    Später, als die anderen gegangen waren, ließ er sich neben Choula und Harakh nieder. Es gab nichts mehr zu tun, und Hael genoss die kurze Pause inmitten der Vorbereitungen auf die Schlacht.
    »Keine Reserve«, stellte Choula fest. »Ist das klug? Alle militärischen Berichte, die ich je gelesen habe, stimmen überein, dass ein kluger Kommandeur immer eine beachtliche Reservetruppe bereithält, die er bei unvorhergesehenen Ereignissen einsetzt oder wenn ein Teil der Front dringend Verstärkung benötigt.«
    »Meine Bogenschützen bilden die Reserve«, erklärte Hael. »Sie sind zehnmal beweglicher als jede Infanterie. Außerdem muss ich mich bei diesen Soldaten auf so einfache Taktiken und Aufstellungen wie möglich beschränken. Es darf keine schwierigen Manöver geben. Ich stelle sie auf, und an diesem Platz müssen sie bleiben und kämpfen. Wenn sie dem ersten Angriff standhalten, haben wir die Schlacht gewonnen.«
    »Ich beneide dich um deine Zuversicht«, sagte Choula. Harakh schwieg, grinste aber.
    Hael sah keinen Grund, den beiden seine eigenen Zweifel mitzuteilen. Das würde nichts bewirken oder ändern.
     
    Das geisterhafte Licht des vernarbten Mondes fiel über das Lager. Verschlafen und unter leisem Waffengeklirr bewegten sich die Krieger, während die einzelnen Einheiten aufgerufen wurden. Sobald sich ein Trupp versammelt hatte, begab er sich auf die Straße und der nächste nahm Aufstellung. Die Männer, die anfangs noch schlurfend dahinschritten, machten sich allmählich bewusst, dass sie sich jetzt auf dem Weg zum Schlachtfeld befanden. Alle Soldaten, gleichgültig, ob Veteranen oder junge Rekruten, marschierten in der Gewissheit, dass einige von ihnen den Sonnenuntergang nicht erleben würden. Im Gegensatz zu erfahrenen Soldaten dachten sie nicht darüber nach, wie viele sterben mochten – und ob es ein schneller Tod sein würde.
    Sie fühlten sich seltsam siegessicher. Heute sollten sie nicht dem schrecklichen Barbarenkönig gegenüberstehen, sondern nur minderwertigen Omianern, die für ihre Feigheit und Dummheit bekannt waren. Sie wussten nicht, dass die Omianer das gleiche von den Nevanern dachten. Außerdem glaubten sie an den ausländischen König, der sie anführte. Wie ein Wirbelwind war er aus der Wüste gekommen, gefolgt von einer Armee, wie sie kein zivilisiertes Land je gesehen hatte. Bisher bestand die Kavallerie stets aus adligen Kriegern, die mit Schwertern und Lanzen kämpften. Diese Truppe disziplinierter Wilder, ihrem König treu ergeben, schien einzigartig. Sie wirkte unbesiegbar. König Hael war ein Anführer, der Vertrauen erweckte. Er war ganz anders als die vornehmen Höflinge, die Neva von einer Katastrophe in die andere geführt hatten.
    Als die letzten Männer das Lager verließen, nickte Hael zufrieden. Während des Marsches hatte es nur wenige Desertationen gegeben, und in der vergangenen Nacht war niemand verschwunden – zum größten Erstaunen aller Nevaner. Eine kleine Gruppe kränkelnder Soldaten blieb zurück, um das Lager vor den Plünderungen der Einheimischen zu schützen. Hael trieb sein Cabo an die Spitze der Armee. Zuerst kam er an seinen berittenen Kriegern vorbei, dann an der nevanischen Infanterie. Die Reiter murrten, weil sie hinter den Fußsoldaten bleiben mussten, aber diese Reihenfolge war für Haels Schlachtplan von größter Wichtigkeit. An der Spitze der Armee ritt er durch die Dunkelheit.
    Als sie die Hügelkuppe überquerten und in die Ebene hinabritten, zeigte sich der erste Lichtschimmer am östlichen Horizont. Zwischen der Armee und

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