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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ausnutzen.
    Vorsichtig schlich er den Hügel hinab. Er würde gegnerische Späher oder Holzsammler bemerken, lange bevor sie ihn zu Gesicht bekamen. Hael verspürte die Unruhe der Waldtiere, sobald sich ein Mensch näherte. Er bewegte sich wie ein Geist durch das Unterholz, und als er den Waldrand erreichte, ließ er sich mit verschränkten Beinen nieder, legte den Speer auf den Boden und zog das Fernrohr aus der Tasche.
    Jetzt vermochte er besser zu sehen, aber die Entfernung war noch zu groß, um Einzelheiten zu erkennen. Die Männer waren nichts als winzige Gestalten, und Hael konnte nicht einmal erkennen, welche Kleidung sie trugen. Er sah Zelte jeder Größe und Form, die auf unterschiedlichste Weise geschmückt waren; ein Zeichen, dass sich verschiedene Stämme versammelt hatten. In ihrer Heimat benutzten die Shasinn keine Zelte, daher ließ sich nicht sagen, ob sie anwesend waren oder nicht. Die Soldaten lungerten um die Feuer herum; ihre Waffen lagen aufgestapelt daneben. Das Lager machte einen nachlässigen Eindruck, und der unangenehme Geruch drang zu Hael hinüber. Man hatte nur in unmittelbarer Nähe der Zelte Wachen aufgestellt; eine so gut wie sinnlose Vorsichtsmaßnahme. Hael hätte Späher rings umher auf den Hügelkuppen verteilt und berittene Wachen etliche Meilen entlang der Straße geschickt. Die Gegner würden die nevanische Armee erst bemerken, wenn sie ihr genau gegenüberstanden. Alles ließ sich ausgesprochen gut für Hael und seine Leute an, doch ärgerte er sich, wie verschwenderisch und sorglos hier mit dem Leben der Soldaten umgegangen wurde. Außerdem war dies ein Zeichen dafür, dass sich Gasam mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht dort unten befand.
    In der Mitte des Lagers stand ein großes Zelt, das anscheinend König Oland oder dem General gehörte, der den Oberbefehl über die Armee hatte. Hael richtete das Fernrohr auf den Eingang. Zwei mit langen Speeren bewaffnete Krieger hielten Wache. Daneben glänzten bronzene Lanzen oder Speere in der Sonne. Es war gut möglich, dass es sich um Shasinnspeere handelte, die mit dem Griff zuerst in die Erde gesteckt worden waren. Hael drehte an seinem Fernrohr, um besser sehen zu können, aber es nützte nichts.
    Ein Gefangener wäre ihm gerade recht gewesen, aber er konnte nicht warten, bis sich jemand in seine Nähe verirrte. Schließlich schob er das Fernrohr zusammen, steckte es in den Gürtel, ergriff den Speer und stand auf. Jetzt wusste er alles, was es auf diese Entfernung zu erfahren gab.
    Als er zum Lager zurückkehrte, waren die Fußsoldaten eingetroffen. Sie hatten Zelte aufgebaut, und er ging zum Kommandozelt hinüber, das auf drei Seiten geschlossen war und genügend Raum für Hael und seine wichtigsten Offiziere bot. Choula und Harakh saßen an einem Klapptisch. Der Gelehrte blickte verärgert auf.
    »Umtriebig wie eh und je, wie ich sehe. Das ist ein Vorrecht der jungen Leute. Ich bin froh, dass mein Hinterteil seit heute Mittag taub ist. Ansonsten würde ich die brennenden Schmerzen nicht aushalten. Was hast du herausgefunden?«
    »Sie lagern nahe der Furt«, erklärte Hael.
    Choula warf Harakh einen triumphierenden Blick zu. »Habe ich Euch nicht gesagt, dass wir sie dort finden werden?« Er wandte sich an Hael: »Setzen noch Soldaten über?«
    »Ich sah, wie Flöße an schweren Tauen über den Fluss gezogen wurden. Es sieht aus, als würden sie Vorräte transportieren. Das bedeutet: Sie werden auch morgen früh noch dort sein, und wir können ihnen entgegentreten.« Er drehte sich zu einem Wächter um, der vor dem Zelt auf seinen Speer gestützt stand. »Ruf die Offiziere zusammen.« Der Mann gab den Befehl an einen Trompeter weiter, der das Signal zum Sammeln der Offiziere ausstieß, sich um neunzig Grad drehte, wieder die Trompete erschallen ließ und damit fortfuhr, bis er den Ruf in alle vier Winkel des Lagers geblasen hatte. Innerhalb weniger Minuten trafen alle Offiziere am Kommandozelt ein, teils zu Fuß, teils zu Cabo. Hael ließ die Seiten des Zeltes aufrollen, um alle Männer gleichzeitig ansprechen zu können.
    »Morgen früh ziehen wir in den Kampf!« verkündete er. Aufgeregtes Stimmengewirr erhob sich, besorgte und freudige Blicke wurden ausgetauscht.
    »Wir brechen zwei Stunden vor Sonnenaufgang auf«, fuhr er fort. »Ich will, dass wir uns in der Ebene versammeln, ehe sie uns überhaupt bemerkt haben.« Er beschrieb ihnen den Verlauf der Straße und die Lage des Schlachtfeldes. »Ich werde jeden Truppenführer

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