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Schwarze Schilde

Schwarze Schilde

Titel: Schwarze Schilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ersten beiden Reisetage hatte Pashir mit Sorge bemerkt, dass ihre Kleider auf dem Rücken blutgetränkt waren, hatte aber nichts dazu gesagt. Er wusste sehr wohl, welche erstaunlichen religiösen Zeremonien sie abhielt, verlor aber kein Wort darüber. Zwar war er dagegen, aber andererseits schien es ihm besser, als wenn sie unter der Fuchtel eines anerkannten, mächtigen Priesters gestanden hätte. Priester waren der Dorn im Fleisch eines Herrschers, aber wenn ein Geweihter der Religion Shazads versuchen sollte, ihn durch seine Tochter zu beeinflussen, würde er den Burschen unbesorgt kreuzigen lassen und keine Vorwürfe des Tempels fürchten müssen. Zu seiner Überraschung schien Shazad unter den Beschwerden der Reise förmlich aufzublühen. Natürlich durchlitt keiner von ihnen die Qualen, denen die Soldaten ausgesetzt waren.
    Der König und seine Begleiter beobachteten die Truppe von einem Felsen aus, der sich zwanzig Fuß über der Straße erhob. Die ersten zehn Meilen nach dem Verlassen der Hauptstadt hatten über eine gut ausgebaute, gepflasterte Wegstrecke geführt. Da die Hauptstraßen jedoch längst nicht mehr so gut instand gehalten wurden wie noch vor einigen Generationen, wateten die Soldaten jetzt durch knietiefen Schlamm. Sämtliche Stoffe und Lederteile waren durchweicht, und die Bronzespitzen der Speere hatten sich durch den Dauerregen grünlich verfärbt. Die Rüstungen bestanden aus fest miteinander verbundenen Knochen oder Hornstücken. Die Offiziere trugen Helme, deren schuppenförmig angeordnete Platten aus Toonoohauern geschnitzt waren. Die anfangs stolz emporstehenden Federbüsche hingen wie nasse Fetzen herab. Die Männer keuchten vor Erschöpfung, während sie sich und ihre Bündel durch den Schlamm schleppten. Hinter ihnen erklang das entrüstete Schnauben und Quieken der vor die Karren gespannten Nusks, die sich ebenso unwohl wie die Menschen fühlten.
    »Ein trauriger Anblick, Vater«, meinte Shazad. »Wenn die Barbaren sie sehen könnten, würden sie sich totlachen.«
    »Und das mit Recht. Es ist meine Schuld, Tochter. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meine Stellung als König zu festigen und vernachlässigte meine militärischen Pflichten. In den vergangenen Jahren hätte ich während jeder Sturmzeit Manöver durchführen lassen sollen. Dann wäre uns das hier erspart geblieben.« Der König zuckte die Achseln unter der Bronzerüstung. »Keine Bange, dieser Marsch wird sie abhärten; wenn wir Floria erreichen, ist aus dem trübseligen Haufen eine Armee geworden.«
    »Es braucht mehr als nur ein tapferes Aussehen, um die Barbaren zu besiegen«, neckte sie ihn.
    »Da hast du recht. Wahrscheinlich halten sie es für höchst unsoldatisch, eine Frau inmitten meiner Männer zu sehen.«
    »Dennoch versichern uns deine Spione, dass dieser Gasam seine Königin mitgebracht hat.«
    »Ein Grund mehr, anzunehmen, dass er hier bleiben will, wenn wir ihn nicht verjagen. Eine Handvoll Krieger bedeutet einen Überfall. Eine Armee bedeutet eine Invasion. Befinden sich aber Frauen dabei, heißt das: Die Eindringlinge wollen sich niederlassen. Männer, die Land behalten wollen, wehren sich heftiger als jene, die nur mit reichlich Beute heimzukehren wünschen.«
    Die Prinzessin musste lauter sprechen, um den Regen, der auf den Baldachin trommelte, zu übertönen. Die Sklaven standen ergeben still, während der Regen die Pfosten hinablief und sie durchnässte.
    »Trotzdem handelt es sich bloß um eine Horde Wilde. Selbst in diesem … wie soll ich es ausdrücken? … unvorteilhaften Zustand sollten unsere Soldaten sie besiegen können.«
    »Oh, dessen bin ich mir sicher«, erklärte Pashir. »Aber die letzten Berichte sagen, dass noch vor zwei Wochen ganze Schiffsladungen mit Kriegern eintrafen. Mir fiel auf, dass wir nie genau wussten, wie bevölkert diese Inseln sind. Vielleicht steht uns ein härterer Kampf bevor, als ich annahm. Nun, wir werden sie dennoch besiegen.«
    Shazad lächelte und berührte seinen Arm, während sie fieberhaft nachdachte. Urplötzlich fiel ihr auf, dass ihr Vater alt geworden war. Noch vor zehn Jahren hätte ihn kein Feind auf Erden schrecken können. Der jüngere Pashir hätte nie zugelassen, dass seine Armee so vernachlässigt wurde. Sie glaubte noch immer an ihn, schmiedete aber eigene Pläne, falls die Schlacht anders ausfallen würde als erwartet. Sie musste sich diesen Gasam genauer ansehen. Er war ein Mann, und sie wusste, wie man mit Männern umgehen musste,

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