Schwarze Schilde
sich auf den Rücken des Cabos zu schwingen.
Mit einem langstieligen Steinhammer schlug er auf die Angreifer ein und befreite das umzingelte Tier, ehe er es zum Lager zurückritt.
Als ihre Beute verschwand und etliche der Wesen tot am Boden lagen, zogen sich die übrigen in die Dunkelheit zurück, fort von den Fackeln und den wütenden Männern. Zum ersten Mal seit Mondaufgang herrschte Stille.
»Was sind es für Kreaturen?« fragte jemand.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Hael. »Kehren wir zum Lager zurück. Nehmt ein paar von ihnen mit, damit wir sie bei Tageslicht untersuchen können.«
Niemand wollte die schrecklichen Wesen berühren, deshalb banden sie ihnen Stricke um und zogen sie hinter sich her. Jetzt erschollen neue Geräusche: halblaute, erstickte Schreie, gefolgt von Lauten, die klangen als zerreiße etwas. Rascheln wurde hörbar. Ein Mann mit einer Fackel näherte sich Hael.
»Sie fressen ihre Toten«, verkündete er. »Wenn sie Nachtgeister sind, dann keine sehr hochrangigen.«
»Es sind bloß Aasfresser«, erklärte Hael. »Sie sind zu schwach, richtig zu jagen und zu töten. Sie müssen ein Tier bis zur Erschöpfung hetzen und in großer Überzahl überwältigen. Die Dunkelheit und das entsetzliche Geschrei machen sie so furchteinflößend.«
Das Licht der kleinen Lagerfeuer reichte nicht aus, um die Angreifer eingehend betrachten zu können, daher ließ Hael die Wachen verdoppeln. Dann legten sich die Krieger schlafen. Sie waren völlig erschöpft, und die Aasfresser störten ihre Nachtruhe nicht mehr.
Im Licht der Morgensonne untersuchten sie die Trophäen der vergangenen Nacht. Selbst jetzt wirkten die Wesen so eigenartig, dass man sie kaum treffend zu beschreiben vermochte. Sie waren knapp mannshoch und mit kurzem, grauschwarzem Fell bedeckt. Die winzigen runden Köpfe lagen tief zwischen den schmalen Schultern. Lange gebogene Zähne ragten aus breiten Mäulern, über denen sich flache, dreieckige Nasen befanden, die aus spiralförmigen Membranen bestanden und das halbe Gesicht bedeckten. Die Augen waren kaum sichtbare Punkte seitlich der Nase, während die Ohren sich um den Kopf zogen und darüber spitz zuliefen.
So sonderbar das auch war, die Gliedmaßen sahen noch eigenartiger aus. Die unteren Beine wirkten kurz und krumm und endeten in nach außen gestellten Füßen mit klauenartigen Zehen. Die oberen Gliedmaßen ähnelten menschlichen Armen, waren aber so lang, dass die Ellenbogen fast den Bogen berührten, wenn die Wesen aufrecht standen. Die Unterarme waren ebenfalls lang und endeten in fünffingrigen Händen. Drei dieser Finger besaßen Krallen, die anderen waren verkümmert. Unter den Armen hingen große behaarte Hautlappen, die den Tieren das Aussehen von Zwergen verliehen hatten, die in Umhänge gehüllt waren.
Lange Zeit wunderten sie sich über die seltsamen Kreaturen, bis endlich ein junger Amsikrieger, der zum ersten Mal in die Schlacht zog, die Antwort fand.
»Es sind Fledermäuse«, sagte er. »Nichts als riesige Erdfledermäuse ohne Flügel.« Diese Behauptung wurde heftig besprochen.
»Wer hat schon von gehenden Fledermäusen gehört?« lautete ein Einwand.
»Warum denn nicht?« entgegnete Hael. »Es gibt flugunfähige Vögel und fliegende Echsen. Es gibt warmblütige Pelztiere, die so gut schwimmen wie Fische. Warum also nicht Fledermäuse, die auf dem Erdboden leben?«
Jochim zuckte die Achseln. »Die fliegenden Biester sind schon seltsam genug. Ich denke, wir werden noch viel eigenartigere Kreaturen zu Gesicht bekommen, wenn wir weiter in dieses verfluchte Land vordringen.«
Sie saßen auf und machten sich auf den Weg. Hael wollte nach Süden reisen, ehe er sich nach Westen, in Richtung Neva wandte. Die Karten, die ihm Choula geschickt hatte, behandelten die Mitte und den Westen der Zone ausführlicher als den Rest des Landes. Nicht, dass sie sich als besonders hilfreich erwiesen. Die Beschreibungen datierten zweihundert Jahre zurück, daher konnte sich viel geändert haben. Am dringendsten benötigte er Auskünfte über Weideland und Wasserstellen, und davon war in den Karten kaum etwas verzeichnet. Ein einheimischer Führer wäre vonnöten gewesen.
Hael sah sich um. In einem so flachen Land wie diesem konnte ein Berittener weit sehen. Im Gegensatz zu seinen Männern fand er die Wüste nicht bedrückend. Land war Land, und jeder Ort hatte seine eigenen Geister. Er würde dieses Gebiet kennen lernen und mit ihnen Verbindung aufnehmen, wie es ihm auch auf
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